Dio. Ein Wort, ein Mann, eine Legende.
Der Gott des Metal erhebt wieder die Stimme in Form einer Veröffentlichung. Und Fans können ruhig mit der Zunge schnalzen oder mit den Ohren wackeln oder was auch immer, denn der Zeitpunkt für dieses Live-Album hätte auf keiner besseren Tour gemacht werden können. Ende letzten Jahres (und nicht 1995, wie der Booklet-Text einem weismachen will) wurde Europa mit der 'An Evening With Dio'-Tour bedacht, womit deren Politik, hauptsächlich alte Klassiker statt neuen Songs zu spielen, aufs Extrem geführt wurde: Der gesamte Klassiker "Holy Diver" wurde in Original-Reihenfolge in die Setlist aufgenommen und teilte sich den Abend beim Meister mit einem 'normalen' Set. Eine schier unglaubliche Leistung des Mannes in den 60ern.
Was fällt zuerst auf? …Nun, zuerst nimmt man die CD aus der Hülle. Und diese Aufmachung ist wohl die coolste, die ich je bei einem Dio-Album gesehen habe. Aber - huch? Wieso ist auf den tollen Fotos kein Gitarrist zu sehen? …Die Antwort ist schnell gefunden: Zu dieser Zeit hatte gerade Doug Aldrich ( Whitesnake) den verletzten Craig Goldy ersetzt. Das sieht zwar etwas komisch aus, ist ja eigentlich egal. Denn wichtig ist, was drin ist, stimmt's?
Aber beim Hören gibt's das nächste 'Huch'. Und ich, der auch hypnotisiert wäre, wenn Dio "Alle meine Entchen" singen würde, bin sehr traurig darüber verkünden zu müssen, dass Dio die bislang schlechteste Gesangsleistung auf einem Live-Album bietet. Seine Stimme klingt seltsam rau; und so klammere ich und viele andere Dio-Fans sich an den Fakt, dass er zur Zeit der Aufnahme wahrscheinlich erkältet war. Es muss einfach so sein. Es muss!
Auch ein Mann wie er ist nicht unsterblich - das wird Einem hier schmerzlich vor Augen geführt. Aber schon machen wir nochmals 'Huch!' - denn so wie Doug aus allen Fotos herausgeschnitten wurde, so wurde auch seine Klampfe merkwürdigerweise Opfer des Mixes. Sobald er bei "Stand Up And Shout" sein erstes Solo abfeuert, fällt sehr auf, wie leise er eigentlich ist.
Und es wurde noch jemand im Mix begraben: Die Fans! Auch das "Dio-Dio-Dio" müsste viel lauter ausfallen. Das hier ist ein Live-Album, und das A und O eines solchen ist es, die Atmosphäre im Publikum einzufangen.
Puh - viele Minuspunkte, die sich jedoch ein klein wenig schlimmer anhören, als das Hörerlebnis am Ende ausfällt. Die Band ist so gut wie immer, es ist schön und interessant, "Holy Diver" in voller Länge zu hören, und auf der zweiten CD greift die Band so tief in die Trickkiste der Klassiker, wie gewohnt. Wer noch kein Live-Album von Dio hat, sollte sich jedoch zuerst "Dio's Inferno - The Last In Live" oder "Evil Or Divine" zulegen.
Spielzeit: CD 1: 60:44 Min. CD 2: 53:06 Min., Medium: CD, SPV, 2006
CD 1: 1:Stand Up And Shout (4:33) 2:Holy Diver (4:46) 3:Gypsy (9:46) 4:Caught In The Middle (4:51)
5:Don't Talk To Strangers (5:11) 6:Straight Through The Heart (4:37) 7:Invisible (5:17) 8:Rainbow In The Dark (4:46) 9:Shame On The Night (16:52)
CD 2: 1:Tarot Woman (6:53) 2:Sign Of The Southern Cross (3:21) 3:One Night In The City (6:10) 4:Gates Of Babylon (8:23)
5:Heaven And Hell (11:25) 6:Man On The Silver Mountain (4:14) 7:Long Live Rock 'n' Roll (6:14)
Christoph Segebard, 17.05.2006
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