Dio / Master Of The Moon
Master Of The Moon
Was muss man noch sagen über Ronnie James Dio, jemanden, der seit 1957 im Geschäft ist und bei dreien der besten Bands aller Zeiten den Mikroständer geschwungen hat - Rainbow, Black Sabbath und seine eigene Band, Dio?
Nach der Rückkehr zum Classic Metal 1999 hat Dio drei Alben veröffentlicht: "Magica", "Killing The Dragon" und eben "Master Of The Moon". Tja - mit vielen Überraschungen kann man halt nicht mehr rechnen, auch bei der neuesten Scheibe nicht. Dio vertrauen auf den Sound, der sie berühmt machte, und das weiterhin verdammt gut. Anders als bei Bands wie AC/DC hören sich aber nicht alle Alben gleich an, sondern es gibt kleine, feine Unterschiede; wie schon seit 1983.
"One More For The Road" eröffnet das Album, die altbekannte Manier von einem schnellen Song und dem Titeltrack danach fortsetzend. Ronnie James Dio verglich ihn vor dem Release mit "Stand Up And Shout", was aber mehr der Werbung diente und beiden Songs nicht gerecht wird.
"One More For The Road" ist nicht so spritzig, sondern ein wenig düsterer, fordernder - wie das ganze Album. Eine der besten Gesangslinien aus Dio's Geschichte klingt einem hier entgegen. Man hört sofort, dass Simon Wright seine Kritiker endgültig verstummen lassen will - er lässt, bisher ungewohnt für ihn, ordentlich die Becken schellen. Klasse Opener.
"Master Of The Moon" zeigt zum ersten Mal die feinfühlige Keyboardarbeit von Scott Warren, der live an Coolness kaum zu überbieten ist. Das progressivste Stück des Albums klingt frisch und neu.
Nicht nur hier fühlen Kenner sich ab und zu ganz dezent an die Tracy G-Ära der 90er erinnert. Sowohl die Riffs von "Shivers" und "Death By Love" erinnern an den kleinen dicken Texaner, ebenso wie der Titeltrack - ohne jedoch den Gesamteindruck eines Classic-Dio-Albums zu verwischen.
Nach dem ursprünglich für "Magica II" vorgesehenen Titel "The Man Who Would Be King", der Dubya kritisiert und den angesichts seiner ca. 65 Jahre immer noch grandiosen Stimmumfang aufzeigt, kommt man zum wohl düstersten Titel eines düsteren Albums: "The Eyes".
Dieses Stück hat Dio im letzten Jahr bereits vor Erscheinungstermin des Albums live gespielt; ich hatte die Ehre, es in Wacken zu erleben, und die Resonanz war gigantisch, da man am Ende eine fantastische Live-Mitsing-Stelle eingebaut hat. Wieder eine klasse Gesangslinie. Wie schafft er das nur?
Die Kerntracks sind vorbei; es folgen noch das schnelle "Living The Lie", "I Am" und "In Dreams". Hardcore-Fans besorgen sich irgendwo den Bonustrack "Prisoner Of Paradise".
Wer Dio mag, der wird mit diesem Silberling kein Problem haben. Sehr dunkel ausgefallen, mit exzellenten Haupttiteln "One More For The Road", "Master Of The Moon" und "The Eyes", markiert dieses Album eine abermalige Rückkehr zu den Wurzeln, ohne einem der vorherigen Alben zu Nahe zu kommen.


Spielzeit: 46:13, Medium: CD, Steamhammer, 2004
1:One More For The Road 2:Master Of The Moon 3:The End Of The World 4:Shivers 5:The Man Who Would Be King 6:The Eyes 7:Living The Lie 8:I Am 9:Death By Love 10:In Dreams
Christoph Segebard, 10.07.2005