Gemessen an seiner Einwohnerzahl dürfte Schweden wohl im Bereich CD-Veröffentlichungen einen der vordersten Plätze einnehmen, denn es ist wirklich unglaublich, wie produktiv die Nordmänner sind.
Dirty Passion, 2006 gegründet, haben eindeutig den Hard Rock, Marke Mitte 80er Jahre, auf ihrer Eingangsfrequenz liegen, den sie auch konsequenterweise auf ihrer Anfang dieses Jahres erschienenen CD "Different Tomorrow" von sich geben. Wer hier echte Innovationen erwartet hat, ist angesichts der durchgezogenen Marschrichtung des Quartetts komplett auf dem Holzweg. Die Erstveröffentlichung lebt in erster Linie von handwerklich und kompositorisch gediegenem, klassischem Hard Rock wie ihn
H.E.A.T. oder
Europe im Programm haben.
Rückwärtsgewandt? Vielleicht, einfallslos jedoch nicht. Die Jungs spielen ganz einfach die verschiedenen Spielarten des damals angesagten Hard Rocks und geben dabei eine ganz passable Figur ab. Die zehn Songs klingen alle sehr eingängig, sind von der Machart her durchgehend gitarrenorientiert und ganzflächig mit eingängigen Hooklines belegt. Rhythmische Rocker mit satten Gitarrenpassagen sind der Standard. "This Is The Way" stellt gleich zu Anfang die musikalische Navigation dar, die sich durch das komplette Album zieht. "1.000.000 Voices", "Rockin' In The Night" und "Liar" leisten ganze Überzeugungsarbeit. Sleaze Rock und eine Prise Glam umwehen die Schweden und lassen Erinnerungen an
Enuff Z'Nuff und
Drivin N' Cryin aufkommen.
Kompositorisch ist alles bestens angelegt, denn die Tracks haben keinerlei Schwachstellen und ziehen die Kuh in jeder Beziehung vom Eis. Sämtliche Nummern können von Anfang bis Ende überzeugen und die Riffs entfalten teilweise wehmütige nostalgische Erinnerungen an eine Zeit als dieser Musikstil noch angesagt war und MTV noch im Zeichen des Rocks stand. Ein weiteres Lob geht an die Melodieführung, die in diesem Karrierestadium (schließlich handelt es sich hier um das Debüt) nicht besser ausgefallen hätte sein können. Nichts rumpelt oder knirscht im Gebälk, Geradlinigkeit und verhaltenes Headbanging sind angesagt.
Dirty Passion geben zwar keine philosophischen Lebensweisheiten von sich, wissen aber mit Talent und Gespür für die richtigen Melodien zu glänzen. Dieses Werk macht Spaß, ist handwerklich gut eingespielt und der Frontmann kann in jeder Beziehung überzeugen.
Bonuspunkte auf jeden Fall dafür, ein Album dieser Art jenseits vom derzeit angesagtem Mainstream einzuspielen und die Flagge des klassischen, melodischen Hard Rocks ein Stück weiter nach oben zu ziehen.
7 von 10 RockTimes-Uhren