Sanfte Akustikklänge leiten die nächste dreiviertel Stunde ein, ja Mensch, wiege dich nur in Sicherheit - denn nach dem kurzen Intro ("Hell" - wie passend) bricht wahrlich die Hölle über dir herein!
Ein dermaßen psychotisches Album hätte ich von Disbelief nach dem schon sehr gestörten Vorgänger "Navigator" nicht mehr erwartet.
Mann-oh-mann, woher nehmen die Jungs um Frontmann Jagger, dessen einzigartige Stimme unter Tausenden Death Metal-Sängern erkennbar ist, nur diese Energie her, ein solch vernichtendes Album aufzunehmen. Mich lässt "Protected Hell" schon nach dem Hören total ausgelaugt und fertig zurück, aber so etwas zu spielen, W-a-h-n-s-i-n-n!
Textlich geht es u.a. um den Typen aus Österreich, der seine Tochter (Natascha Kampusch) jahrelang im heimischen Keller gefangen hielt, vergewaltigte und folterte. Das Ganze wird aus der Perspektive der Tochter geschildert, bzw. deren seelische Qualen dargestellt. An und für sich ja schon harter Tobak, aber zum Glück nicht aus einer sich lächerlich machenden Perspektive wie etliche Grind-Bands es ganz gerne mal darstellen.
"Room 309" hingegen beschäftigt sich mit dem Krebsleiden eines, der Band näher stehenden Fans, und ist gleichzeitig die Aufarbeitung eines Krankenhausaufenthalts Jaggers.
Bei "The Dark Soundscapes" geht es um Überlebende des Ramstein-Unglückes und deren Traumata, die bis zum heutigen Tage anhalten.
Solche Themen aufzugreifen bedarf es schon einer anständigen Herangehensweise und Disbelief schaffen es diese wirklich so zu schildern, dass man wirklich Angst bekommt, oder mit den Protagonisten Mitleid fühlt.
Disbelief zeigen mal wieder gekonnt, dass Death Metal nicht zwingend notwendig banale Zombie-Texte oder fiktive Gewalt oder sonstige Goregeschichten nötig hat, um Angst zu machen… denn die härtesten und furchterregendsten Geschichten schreibt leider immer noch das reale Leben selbst.
Musikalisch, was ja für viele das Wichtigste ist und auch bleiben sollte (natürlich sind Texte auch sehr wichtig und müssen die Musik ergänzen, sollten aber nicht vor die Musik gestellt werden), hat sich bei Disbelief nicht wirklich so viel getan, bzw. die Änderungen sind nur Details (und das ist auch gut so).
Das Grundgerüst der Hessen ist geblieben, das heißt auch bei ihrem achten Studio-Album, brachial verpackte Death Metal-Midtempo-Schleifer, wie man es von den Deutschen Bolt-Thrower kennt und lieben gelernt hat.
Und diesen Sound hat man mal wieder in Stephan Weidners Studio 23 eingetrümmert und sich von Michael Mainx (Produzent) aufs Death-Metallische Skelett packen lassen.
Ich für meinen Teil fand die Produktion des Vorläufers "Navigator" zwar ein bisschen wuchtiger, aber dennoch ist wieder ein Wutzerfressener Hassbatzen dabei herausgekommen.
Wer also keine Angst hat, sich zu den Abgründen der menschlichen Seele entführen zu lassen, der sollte mit in die dunklen Tiefen hinab steigen und sich auf einen Gefühl-Tornado der besonderen Art einlassen.
Fans der Hessen können allerdings blind zuschlagen, denn schlechte Platten haben Disbelief noch nie abgeliefert. Und "Protected Hell" stellt hier keine Ausnahme dar, im Gegenteil!
Die endgültige CD kommt mit zusätzlicher DVD (ca.100 Min.)
Line-up:
Karsten 'Jagger' Jäger (vocals)
Witali Weber (guitar)
Jochen 'Joe' Trunk (bass)
Kai Bergerin (drums)
Tracklist |
01:Hell (Intro)
02:A Place To Hide
03:Hate/Agression Schedule
04:Nemesis Rising
05:The Return Of Sin
06:Hell Goes On
07:S.O.S.-Sense Of Sight
08:One Nation's Son
09:Trauma (Instrumental)
10:The Dark Soundscapes
11:Room 309 (Kraftprinzip)
12:Demon's Entry
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