Divinefire / Glory Thy Name
Glory Thy Name
Wer sucht da mit einem solchen Hyperspeed die Bass-Drum heim?
Kann eigentlich nur jemand mit Geschwindigkeit im Blut sein.
Ist es etwa:
Fernando Alonso - kommender F1 Weltmeister
Barry Allen - alias Flash, der "Rote Blitz"
Chuck Yeager - erreichte 1947 als Erster Überschallgeschwindigkeit
Anni Friesinger - schöne Frau, mit klasse Kurven auf schnellen Kufen
Zefram Cochrane - wird 2067 die Lichtmauer durchbrechen
Alles Fehlanzeige! Es handelt sich um Jani Stefanovic. Sobald man realisiert, mit welcher Geschwindigkeit der in die Tonnen tritt, will man ihn für das "Blaue Band" vorschlagen. Echt!
Verdammt, wenn Jani noch ein Schüppchen drauflegt, wird er sich wohl rückwärts durch die Zeit bewegen. Dabei sind die Songs an sich gar nicht mal so flott. Sicher verfügen sie über ein solides Grundtempo, aber sie rangieren als solche nicht wirklich knapp unterhalb von "c". Ein deutliches Indiz dafür sind die durchaus harmonischen Gesangsmelodien und die eingängigen Refrains. Für die Lead- und Backing Vocals zeichnet übrigens Christian Rivel verantwortlich. Er hat eine klasse "Bombastic-Metal" Stimme und kriegt die Melodien absolut spitze hin. Teilweise wird man an frühe Malmsteen Veröffentlichungen erinnert. Die Arrangements driften auch ein wenig ins Neo-Barocke der Marke Rhapsody ab. Wenn dieser Stefanovic-Typ allerdings in die Membranen holzt, werden alle Vergleiche absurd. Meine Herren, was für ein Speed. Senden die Bass-Drums eigentlich noch Schallwellen aus oder strahlen sie schon die ominösen Tachyonen ab?
Laut Booklet sind die Trommeln aber nicht Jani Stefanovicss einziger Beitrag für "Glory Thy Name". Er gitarrisiert nebenbei noch und hat auch die "Programmings" erledigt. Da wird letztendlich doch nicht etwa ein binärer Schlagzeuger den Eingangs erwähnten Speed vorlegen? Wie auch immer! Schon alleine wegen der Schlagzeugarbeit ist diese Scheibe ein Hammer, sei sie nun human oder digital begründet.
Aus der Gitarrenperspektive betrachtet wird bei Divinefire solides Handwerk abgeliefert, das stellenweise ins meisterliche abschwirrt. "Beste schwedische Gitarrenschule" möchte man sagen. Neben Jani Stefanovic sind auf "Glory Thy Name" noch drei andere Gitarristen aus Elchland im Einsatz.
Allerdings gibt es auch einen Kritikpunkt die Arrangements betreffend. Die Keyboards werden eindeutig zu oft eingesetzt. Es ist bestimmt nicht immer einfach, die richtige Balance zu finden. Gerade wenn dieses Instrument mittlerweile einen solchen Stellenwert in einem Musikgenre eingenommen hat, wie in dieser Art des symphonisch angehauchten Bombastmetals. Man höre sich nur mal Nightwish an. Trotzdem wäre ein bisschen Zurückhaltung mit den Keys zielführender gewesen.
Die Anbolztipps:

Direkt nach dem unheimlichen Intro mit dem Namen "From Death To Life" kommt die grobe Kelle.
"The World's On Fire" ballert ohne Gnade. Trommelwirbel mit Warp 9,5 legen das Highspeed - Fundament. Während der Strophen belebt ein "unaufdringlicher" Einsatz der Snare den Song.
"Never Surrender" meißelt in die gleiche Kerbe. Die Gesänge rund um den Refrain erinnern fatal an Rhapsody. Nach den bisher absolvierten Umläufen gefällt mir die Volvo-Version aber besser als die Fiat-Vorlage.
Wieder so ein Song mit fulminantem Snare Einsatz ist "The Spirit". Das stellenweise zu hörende Gegrunze wird im Booklet übrigens als "Growling Vocals" schöngeschrieben. Was nicht großartig schöngeschrieben werden muss, ist das Gitarrensolo von Carl Johan Grimmark. Treffsicher ist es, technisch versiert und ... schnell.
Der Sound der Produktion ist ziemlich gut. Es bleiben in dieser Hinsicht keine Wünsche offen. Das Booklet umfasst 8 Seiten und bietet alle Songtexte in lesbarer Schriftgröße.
Wie soll man sagen?
Diese CD beginnt mit einer Explosion und steigert sich dann langsam?
Diese Umschreibung trifft es wohl ganz gut. Wer immer schon mal eine Antwort parat haben wollte, wenn irgendwelche "Sachverständige" über Trommler faseln, sollte nach Divinefire Ausschau halten. Es ist einfach mal was anderes.
Eigentlich wäre eine satte 6,5 auf der Wahnwirtzskala angemessen, aber diese Double-Bass Angriffe ergaunern einen Extrapunkt.
Eine speedige "Seven.Five" für "Glory Thy Name"!
PS! (erscheint mir in diesem Fall passender als p.s.)
Die CD ist in Good-Oil Germany nur als Import erhältlich. Über "Megarock" kann sie bestellt werden. Wenn die ähnlich schnell arbeiten, wie der Drummer drummt, sollte die Scheibe bald im Briefkasten sein. Link siehe unten!
Spielzeit: 42:43, Medium: CD, Rivel Records, 2005
1: From Death To Life 2: The World's On Fire 3: Never Surrender 4: The Sign 5: Out Of The Darkness 6: Pay It Forward 7: Live My Life for You 8: The Spirit 9: The Way To Eternity
Olli "Wahn" Wirtz, 09.03.2005