The Dizzy Gillespie Alumni Allstars / Dizzy's World
Dizzy's World Spielzeit: 72:59
Medium: CD
Label: Shanachie, 2009 (1999)
Stil: Jazz

Review vom 03.01.2010


Wolfgang Giese
"When it came to rhythm, John Birks 'Dizzy' Gillespie was a citizen of the world", so lauten die einleitenden Worte im Booklet der bereits 1999 schon einmal veröffentlichen Aufnahmen dieser 'Allstars'. Aufgenommen wurden die Titel übrigens am 12. und 13. Mai 1999 in New York City. Ja, so war es, Dizzy war einer der ersten, die schon Rhythmen der Welt in seine Musik integrierte.
Es war bereits 1947, als er Latinelemente einbrachte, indem er mit Chano Pozo zusammen arbeitete, und das mitten in blühenden Zeiten des Bebop! Und auch in seinen letzten Lebensjahren spielte er mit Paquito D'Rivera und Arturo Sandoval zusammen und brachte internationales Flair in den Jazz.
The Dizzy Gillespie Alumni Allstars, diese Formation spielte bereits zu Ehren des nicht mehr lebenden Trompeters live, aus Anlass des 80.Geburtstages, das war 1997 und legte mit dieser Platte die zweite Einspielung vor.
Geleitet wird die Band von John Faddis, dem Trompeter. Schon immer soll er begeistert gewesen sein von dieser ganz besonderen Spielweise Gillespies, die sich doch so sehr vom Zeitgenossen Miles Davis unterschied. Er war klar Faddis' Idol, konnte auch mit ihm zusammen musizieren und setzte seinem Lehrmeister mit der Folge von zwischenzeitlich drei Einspielungen ein würdiges Denkmal.
Dizzy hat bei Faddis hinsichtlich des Ausdrucks durchaus hörbare Folgen hinterlassen, so spielt er die schon ganz hohen Töne Gillespies noch einen Tick höher, doch schon früh entwickelte er seinen eigenen Stil und löste sich vom Vorwurf, nur ein Imitator zu sein. Und die Musik auch auf dieser Platte beweist, dass es ihm nicht nur auf technische Höchstleistungen ankommt, sondern mehr auf Gestaltung. So fließt die Musik locker und unverkrampft, mit einer starken Latino-Ausrichtung, "Ungawa" als Samba, "Ole'" mit Flamenco-Ausrichtung und immer wieder Bossa Nova.
Dazu drei hervorragende Interpretationen des großartigen Komponisten Lalo Schifrin, klug gekoppelt von Stück 10 bis 12, sind sie doch Bestandteil einer Suite.
Ein Titel wird von Chris White gesungen und liegt im Stil etwa wie ein von Harry Belafonte gesungener Calypso, ferner drückt er auf seine Art auch den von Dizzy oft vorgetragenen Humor gut aus. Gruppengesang hingegen auf "Guarachi Guaro", und man fühlt sich genötigt, hier unweigerlich die Hüften lasziv im Takt zu wiegen. Ich empfehle in diesem Zusammenhang einmal, sich näher mit Chano Pozo und seiner mitreißenden Musik zu befassen!
Musik für den loungigen Sommerabend am Pool, Musik zum Entspannen, Musik, die den Hörer aber auch fordert, wenn die Solisten nicht, wie etwa auf dem Eröffnungsstück "Desafinado" sich der lasziven Gelassenheit hingeben, sondern ein musikalisches Feuer entfachen, wie auf "Algo Buena" zum Beispiel. Der leider nicht so bekannte Saxofonist Don Braden gibt hier eine Probe seines flexiblen Spiels, bis Faddis dann abhebt à la Dizzy.
Der Rahmen ist abgesteckt durch jede Menge Abwechslung, durch Kreativität, durch einfallsreiches und virtuoses Spiel, und das nicht bierernst, sondern immer mit der Portion Humor, wie wir es von Dizzy Gillespie gekannt haben.
Eine würdige Würdigung insofern, und der Hörer kann seine Freude daran haben. Die größte habe ich bei der "Gillespiana Suite" in drei Teilen, die Titel 10-12 eben. Hier gewährt sich Faddis vor allem Raum für sein vortreffliches Spiel und er hat mit dem 'Veteranen' James Moody am Saxofon einen kongenialen Partner an seiner Seite.
Alles in allem besticht die Musik durch ihre Abwechslung von, wie erwähnt, loungigen Klängen mit brasilianischem Anstrich, einigen Häppchen Fusion und dann diese hervorragende Suite mit den jazzigsten Klängen der Platte.
Line-up:
Jon Faddis (trumpet, background vocals - #5)
James Moody (alto saxophone, flute - #10-12)
Don Braden (tenor & soprano saxophones - #1, 6, 9 )
Slide Hampton (trombone - # 5, 6, 9)
Mulgrew Miller (piano)
Chuck Loeb (guitars - # 1, 4-8, 11)
John Lee (bass)
Ignacio Berroa (drums)
Duduka Da Fonseca (all Brazilian percussion, berimbeau, effects, background vocals - #5)
Duke (congas, bongos, guiro, effects, background vocals - #5)
Chris White (lead vocal - #7)
Tiffany Curl (background vocals - #7)
Maya Dunn (background vocals - #7)
Evan Kapanga (background vocals - #7)
Patrick Nestler (background vocals - #7)
Oscar Melendez (background vocals - #5)
Richelle Williams (background vocals - #5)
Tracklist
01:Desafinado (Jobim) 5:52
02:Tin Tin Deo (Gillespie - Pozo) 6:11
03:Ungawa (Gillespie) 4:15
04:Olé (Gillespie) 8:03
05:Guarachi Guaro (Gillespie - Pozo) 6:13
06:Winter Samba (Gillespie) 5:44
07:Barbados Carnival (White) 3:47
08:Black Orpheus (Jobim) 5:04
09:Algo Bueno (Gillespie) 7:40
Gillespiana Suite:Three Movements
10:Pan America (Schifrin) 5:41
11:Africana (Schifrin) 6:50
12:Toccata (Schifrin) 7:39
Externe Links: