Doc Holliday / 19.06.2011, 7er Club, Mannheim
7er Club
Doc Holliday
Support: Sir Edward
7er Club, Mannheim
19. Juni 2011
Stil: Southern Rock
Fotos: ©Daniel Stahlschmidt
Konzertbericht


Artikel vom 23.06.2011


Steve Braun
Sir Edward Mit Doc Holliday dreht derzeit eine der letzten Southern Rock-Institutionen ihre Abschiedsschleife durch den Kontinent, in dem sie wohl ihre treuesten Fans hatte. Mit zehn Terminen wurde Deutschland am meisten bedacht, was offensichtlich den Stellenwert der hiesigen Fangemeinde für die Mannen um Bruce Brooshire belegt. Nach einem Umweg über London und einigen französischen Stationen, kehrte man am 19. Juni im Mannheimer 7er Club ein.
Zunächst sollte einmal dieser nette Live-Club lobend erwähnt werden. Nach dem großen 'Clubsterben' muss man dem Mut und der Risikobereitschaft solcher Musikverrückten - und 'verrückt' muss man dazu irgendwie schon sein - Respekt zollen! Sehr ansprechendes Ambiente und zivile Preise - hier macht ganz sicher nicht nur Southern Rock Spaß...
Sir Edward Offenbar hatte sich Doc Hollidays Anreise aus Frankreich verzögert, denn der Zeitplan kam ein wenig durcheinander. Glücklicherweise war der launische Wettergott während des langen Wartens auf den Einlass an diesem verregneten Sonntag kurzzeitig gnädig gesonnen.
Den Anfang machten Sir Edward aus Hamburg, der Truppe von DHs 'Plattenboss', Tom Hallek. Eine relativ unbekannte Blues'n'Southern-Band, die einigen Lesern mit ihrer Scheibe von 1995 - "Wild Life" betitelt - in Erinnerung sein dürfte. Anno 2011 ist allerdings nur noch der besagte Gitarrist und Sänger an Bord - seine Sidekicks waren augenscheinlich allesamt 'Baujahr 1985 plus'.
Sir Edward Sir Edward legten mit einem druckvollen, allerdings sehr entspannten Blues Rocker los - ganz im Stil eines J.J. Cale oder Tito & Tarantula. Vor allem der blutjunge Slide-Gitarrist machte dabei einen tollen Job und wenn dieser sich mit Hallek - wie im zweiten Song - gitarristisch 'duellierte', kam hochklassiges Southern Rock-Feeling dazu. Halleks Stimme ist vielleicht nicht jedermanns Sache, man kann seinem Gesang allerdings fraglos ein hohes Maß an seelenvoller Energie attestieren. Ob Power Blues-Rock oder 'sumpfigster' Südstaatenrock - Sir Edward legten in ihren etwa dreißig Minuten Vorprogramm eine gute Basis für den Headliner des Abends.
Doc Holliday Auftritte mit Doc Holliday sind immer ein Garant für gut angelegtes Eintrittsgeld. Die Band - seit 1989 in dieser Besetzung unterwegs - ist absolut eingespielt, verfügt über filigrane Finger und Bandleader Bruce Brookshire ist wohl einer der begnadetsten Entertainer des gesamten Southern Rock-Business - einer, der sein Publikum allabendlich auf charmanteste Weise 'um den Finger zu wickeln' versteht. Leider konnte Bassist Daniel 'Bud' Ford wegen eines Krankheitsfalles in der Familie nicht an diesem Europatrip teilnehmen und so 'musste' Rhythmusgitarrist John Turner Samuelsen den Job übernehmen - kein Problem für ihn, schließlich zupfte er auf den ersten Alben den Viersaiter bevor er das Arbeitsgerät wechselte.
Doc Holliday Mit dem staubtrockenen Feger "Last Ride", ein häufiger Opener von DHs-Shows und am heutigen Tag wohl auch das (traurige) Motto, wurde der Saal mit dem ersten Ton auf 'Hochspannung' gepowert. Kleinere Problemchen an Gitarren- und Bass-Amps konnten schnell behoben werden - nur Bruce' Monitorbox 'muckte' hartnäckig. Egal, weg damit mitten im Spiel, so ein Vollprofi braucht weder Monitore noch 'Knöpfchen im Ohr'! Mit "Magic Midnight Lady" wurde ein weiterer Klassiker, diesmal vom 1981er Debütalbum, zum Anheizen der Stimmung nachgeschoben. Bei "Bad Luck" bekam der alte Haudegen Eddie Stone das erste Mal so richtig 'Auslauf' an seiner Hammond XK3, die er virtuos zu nutzen verstand. Leider fehlte durch den Ausfall Fords die zweite Gitarre ein wenig - zum Southern Rock gehören nun einmal mindestens zwei, besser noch drei Gitarristen. Der Laune im leider nur halb gefüllten Club und auf der Bühne tat diese kleine Widrigkeit allerdings keinen Abbruch!
Doc Holliday Wo wir gerade beim "A Better Road"-Album sind: "Faith In You" - mein persönlicher Lieblingssong - kam natürlich (mal wieder) nicht, aber dafür mein Lieblings-Coversong Doc Hollidays: die olle George McCorkle-Nummer "Fire On The Mountain". Unwiderstehlich cool und lässig zog dieser Country-inspirierte Longtrack seine Kreise und ließ Füße wie Köpfe im gesamten 7er wippen. Mit zwei weiteren Rockern wurde 'Zug' in der Show gehalten und die Stimmung im Publikum, fast durchgängig aus der 40 plus-Fraktion, wurde weiter in Richtung Siedepunkt getrieben.
Doc Holliday Beim Country-Rocker "Trudy" hätte man sich sehnlichst gewünscht, dass Southern-Urvater Charlie Daniels plötzlich mit seiner Fiddle auf die Bühne hüft, um in der ihm eigenen Manier seinen Rosshaarbogen zu 'massakrieren'. Dem vor einem Jahr verstorbenen großen, kleinen Metal-Gott Ronnie James Dio widmete Bruce Brookshire den folgenden Song: "Thunder & Lightning - Into The Night". Keiner aus der großen Diskographie Doc Hollidays wäre dafür besser geeignet gewesen. Eine weitere 'Erkennungsmelodie' folgte mit "Redneck Rock'n'Roll Band". Wie gewohnt wurde mit der Südstaatenhymne "Dixie" stimmungsvoll eingeleitet. Bruce und John 'posten' im Duett an der Bühnenkante - dem Ort, an dem sich Brookshire - ganz im engst möglichen Kontakt mit den Fans - am wohlsten fühlt. Einmal duellierten sich (mangels zweiter Gitarre) Eddie und Bruce mittels ihrer Instrumente. Mit dem viel umjubelten "Song For The Outlaw", der Lizards verstorbenen Sänger Georg Bayer gewidmet wurde, und "Highway Call" bog man auf die Zielgerade ein und dort wartete? Natürlich "Lonesome Guitar", die Hymne Doc Hollidays schlechthin - unglaublich, wie viel Lärm etwa 250 Southern-Rocker beim Mitsingen des eingängigen Refrains veranstalten können...
Doc Holliday Stimmgewaltig holte man Doc Holliday für eine Zugabe auf die Bühne. Mit einem Medley aus Nat King Coles "Route 66",
Roll Over Beethoven und Johnny B. Goode frönte man lautstark den Wurzeln des Rock'n'Roll. Etwas schade war, dass bereits nach knapp neunzig Minuten dieses Abschiedskonzert für den südwestdeutschen Raum beendet war.
Auch wenn man den Herren Stone/Samuelsen/Lastinger wohl endgültig Lebewohl sagen musste, bleibt doch die Hoffnung, dass wir wenigstens Bruce Brookshire gelegentlich mit den befreundeten Lizards live sehen können.
RockTimes dankt den Stowassers vom 7er Club für die freundliche Aufnahme und wünscht den Beiden weiterhin viel Erfolg!
Line-up:
Bruce Brookshire (vocals, guitar)
Eddie Stone (Hammond XK3c, vocals)
John Turner Samuelsen (bass, vocals)
Danny Lastinger (drums)
Tracklist
Last Ride
Never Another Night
Bad Love
Fire On The Mountain
Magic Midnight Lady
Moonshine Runner
Trudy
Thunder & Lightning - Into The Night
Redneck Rock'n'Roll Band
Song For The Outlaw
Highway Call
Lonesome Guitar
Encore:
Route 66/Roll Over Beethoven/Johnny B. Goode-Medley
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