»…and so we dedicate this song to the greatest rock'n'roll singer … Ronnie James Dio!« Als diese Worte von
Bruce Brookshire in die Menge geworfen wurden und die ersten Töne von "Heaven & Hell" erklangen, da waren das Konzert von
Doc Holliday schon mächtig im Gange und diverse Kracher aus der
Holliday'schen Kiste bereits zum Besten gegeben worden. Wer sich dieser Tage immer noch mit der Erinnerung an
Dio im positiven Sinne schmückt und seine Shows oder einzelne Songs dem, auch vom Schreiber dieser Zeilen sehr verehrten Meister aller Klassen widmet, ist schon erstaunlich, wenn nicht sogar ergreifend.
Die eingangs zitierten Worte habe ich in den vergangenen 13 Monaten ungezählte Male so oder ähnlich gehört, von
Paul Stanley nur wenige Tage nach dem Ableben
Dios über
Klaus Meine,
Doogie White und
'Ripper' Owens und den
DIO Disciples gerade vorgestern bis nun hierher nach Belgien zum Frontmann der Southern Rocker, der mit
RJD selbst eng befreundet war.
Kleiner Schwenk zurück, ca. 90 Minuten, das halbvolle Spirit harrt der Dinge, die Brookshire und seine Mannen auf ihrer '30th Anniversary Farewell Tour' so alles vortragen würden. Und auch ich musste einem Auftritt der Band unbedingt ein letztes Mal beiwohnen, denn ich hatte sie zum ersten Mal während ihres allerersten Besuchs in Europa schon gesehen und wollte das letzte Mal dann schon gar nicht verpassen. Ganz so schnell sollte es nicht gehen, denn es gab im kleinen Vorprogramm noch eine gute halbe Stunde gute swamp music von Sir Edward, eine besonders zu beachtende Leistung, da der eigentliche Sänger unmittelbar vorher verstorben war.
Mit einem ausgedehnten Intro und "Last Ride" ging es dann endlich los. Heuer nur zu viert auf der Bühne, denn Bassmann
Daniel 'Bud' Ford fehlte, sein Part wurde von
John Samuelson übernommen. Und das bedeutete, keine Gitarrenduelle zwischen
Samuelson und
Brookshire!!!
Brookshire selber schien etwas konsterniert ob der mutmaßlichen Schwerfälligkeit des Publikums, an einem Montagabend, und fragte ganz direkt, warum es denn so still sei. Nun ja, Genuss und Begeisterung müssen sich nicht immer durch ekstatische Zuckungen äußern, wenngleich es einer Band auch mal schwer fallen mag, da einen Unterschied zu reiner Gleichgültigkeit und Ignoranz zu sehen. Wer schon mal in einer amerikanischen Bar mit Live-Musik gewesen ist, weiß aber wohl, warum
Bruce sich zu dieser Äußerung hinreißen ließ. Den Besuchern hat es trotzdem gefallen und kam spätestens beim vierten Song, "Fire On The Mountain", dann endgültig auch in optische Wallung.
Vorher gab es aber noch eine wunderschöne Version von "Bad Love" zu hören und zu sehen, übrigens der Favorit von
John Samuelson, wie er mir hinterher verriet. Mit dem 'brennenden Berg', der wiederum mein Favorit war, und den Pfiffen und dem Gejohle aus dem Publikum brannte nun auch das Spirit und die Band kam richtig gut in Fahrt, spielte eine starke Nummer nach der anderen und der Schweiß floss oben wie unten in Strömen. "Thunder & Lightning", "Song For The Outlaw" oder "Lonesome Guitar" betörten mit guten Läufen und starken Texten. Zwischendurch gab es immer wieder kurze Adaptionen von 'entlehnten' Passagen textlicher und musikalischer Natur, klasse eingebaut in die ausgedruckte Setlist.
Vor der Zugabe musste das Publikum noch einmal ordentlich lange klatschen und pfeifen, bis sich
Danny 'Cadillac' Lastinger dann als erster wieder auf die Bühne begab und die Drums aktivierte. Kein "Simple Man" dieses Mal, leider, aber dafür eine spontane Einspielung des alten Krachers "Route 66", leicht verändert im Refrain als Verbeugung vor
Francis Geron und seinem Spirit of 66, in dem wir Zeuge eines der letzten Auftritte von
Doc Holliday sein durften, ever. Mit einem schnellen "Johnny B. Goode" gab es noch ein letztes Feuerwerk, bevor wir uns in die Ecke des Verkaufsstandes verziehen konnten, um dort mit den Musikern noch ein paar Sätze zu wechseln und die Brieftasche um den Gegenwert der begehrten Devotionalien zu erleichtern.
Eine tolle Show, der ein paar mehr Gäste sicherlich gut getan hätten und die wir in der Form sicherlich nicht wieder erleben werden.
Bruce Brookshire hat sich ja bekanntermaßen seiner religiösen Berufung verschrieben, ist seit längerer Zeit Pastor seiner Heimatgemeinde und wird sich zukünftig nur noch als eben dieser betätigen.
Eddie Stone ist ja seit ewigen Zeiten auch mit weiteren musikalischen Projekten beschäftigt, ebenso wie
Danny Lastiner und
John Samuelson und haben glaubhaft versichert, uns in anderer Form erhalten zu bleiben und die Musik von
Doc Holliday weiterleben zu lassen.
Herzlichen Dank mal wieder an das Spirit of 66 für einen weiteren unvergesslichen Abend unter der Fahne des Südens.