Dogs Welcome / Excuse Me
Excuse Me
Zuerst einmal hab ich herzlich gelacht, als ich mir das Cover näher betrachtete: da sitzt also ein Hund mit einer Papiertüte über dem Kopf! Genial!
Nun - vielleicht sollte damit aber auch sinnbildlich die damalige Situation dargestellt werden: welch arme[r] Hund[e] - als 2001 gleich nach den Aufnahmen von "Excuse Me" Bassist Hans Steinle aufgrund anderweitiger Verpflichtungen die Band verlies, so dass sich Harry Reuter (Drummer) und Peter Scheerer (Gitarrist und Sänger) nach einem Ersatz umsehen mussten.
Den fanden sie dann auch in Peter "Skillet" Kuroczik. Man verstand sich auf Anhieb, zumal sich er und der Harry aus den 70ern noch kannten, denn man spielte einstmals gemeinsam. Somit stand dem künftigen Touren durch ganz Deutschland nichts mehr im Wege.
Eins erst mal vorweg: in eine bestimmte Schublade kann man Dogs Welcome schlecht stecken und das ist auch gut so.
Ach ja und der Sound? Warum der so schön nach 70er Jahre klingt?
Des Rätsels Lösung: das Album wurde komplett "live" im Studio eingespielt und abgemixt, ohne nachträglich glattgebügelt worden zu sein.
Eigentlich bin ich nicht unbedingt ein Freund von Vergleichen. Die Band selbst aber bringt ihre Musik auf einen (Zitat): "gemeinsamen Nenner mit solch legendären Rock-Trios wie Cream, Jimi Hendrix Experience, ZZ-Top sowie Stevie Ray Vaughan bis hin zu Fischer Z, Rush oder auch Nirvana".
Doch sie suhlen sich nicht in Nostalgien, sondern klingen frisch und modern, rau und kraftvoll mit Ecken und Kanten.
Man wird regelrecht überrollt von einer Gitarre, die wie eine Dampfwalze aus den Boxen dröhnt und sich auf einem soliden Rhythmusfundament nach Herzenslust austobt. Da sollen nur drei Leute am Werkeln sein? Kaum zu glauben - aber wahr!
Hart aber herzlich geht man also zur Sache und kommt dabei immer auf den Punkt. Man hat stets das Gefühl, den Dogs ist keine Sparte fremd. So suhlen sie sich im Boogie wie bei dem Opener "Shooting Star", shuffeln mit "Smile" fröhlich darauf los, flirten mit dem Heavy-Rock ("Baby Said..." ), ja und selbst im Blues fühlen sie sich ganz offensichtlich zu Hause, als da wäre "Dust My Broom".
Das absolute Highlight ist für mich der wunderschöne, verschleppte, fast sechsminütige "Thoughtful Song".
Thoughtful - nachdenklich, bedächtig - ja wirklich: teilweise bedächtig, fast bedrückend kommt das Stück daher und lässt einen innehalten, um ganz genau zuzuhören und die Melodien wirken zu lassen.
Man wird von dieser musikalischen Düsternis regelrecht eingehüllt. Dazu passend Peter Scheerers eindringlich Stimme und zum Ende der tolle Satzgesang!
Und wieder ertappe ich mich dabei, die Repeat-Taste zu drücken.
Ich geb es gerne zu - "Thoughtful Song" gehört für mich schon jetzt zu "den Songs des Jahres". Einfach nur toll!
Den Abschluss bildet die wunderschöne Ballade "I Will Not Follow", bei der ich teilweise das Gefühl habe, eine Scheibe der Krautrock-Legende Birth Control im Player zu haben, selbst Peters Stimme klingt manchmal fast nach Nossi, wenngleich auch das derb Kratzige fehlt.
Fazit:
Eine dermaßen abwechslungsreiche Platte, bei der man ständig die musikalisch-stilistischen Gefühle wechseln muss, habe ich schon lange nicht mehr zu Gehör bekommen.
Dogs Welcome haben ein kleines Meisterwerk vollbracht.
Empfehlenswert nicht nur für Nostalgiker, denn die Jungs schauen keinesfalls zurück, sondern haben den Blick nach vorn gerichtet.
Ein Sahnetörtchen dieser Art hat auch sahnige 9,5 Punkte verdient.
Spielzeit: 62:37, Medium: CD, Spice Records, 2001
1:Shooting Star 2:Smile 3:Baby Said... 4:Thoughtful Song 5:Dust My Broom 6:Here I Stand 7:Dinosaur For You 8:Rise And Shine 9:Excuse Me 10:The Way She Planned It 11:The Thought That Counts 12:I Will Not Follow
Ilka Czernohorsky, 02.04.2005