Doobie Brothers / 26.10.2010, Düsseldorf, Stahlwerk
Rocktimes Konzertbericht
Doobie Brothers
Support: Timo Gross
Düsseldorf, Stahlwerk
26. Oktober 2010
Stil: Classic Rock (Doobies) / Blues Rock (Gross)
Konzertbericht
Fotos: © Markus Hagner


Artikel vom 31.06.2010


Steve Braun
Doobie Brothers Ein 'Doobie' ist der Slangausdruck für einen aus zwei 'Papers' gerollten Joint. Einer Legende zufolge soll 1970 in einer fröhlichen Kiffer-Runde der Satz »We're all Doobie Brothers« gefallen sein, und so wurde die ein Jahr zuvor als Pud gegründete Truppe von Tom Johnston und Patrick Simmons entsprechend umbenannt. Den Wahrheitsgehalt dieses Ausspruches könnte allerdings nur ein Interview mit den beiden klären. Die wilden Jahre sind für die beiden 62-Jährigen allerdings vorbei und heute dürften sie sich eher vergleichend über die Vorzüge von Viagra oder Cialis als über Grassorten austauschen. Aber das - liebe Leute - ist natürlich nur ein Scherz, denn all dies haben die beiden, anscheinend in einen Jungbrunnen Gefallenen, nicht nötig. Das beweist dieser exklusive Deutschland-Gig in Düsseldorf eindrucksvoll...
Aus den Zeiten, in denen man ein epochales Album wie "Toulouse Street" (1972) einspielte, ist heuer neben den beiden Gründern nur noch Schlagzeuger Michael Hossack an Bord. Dieser hatte seine Taktstöcke allerdings bereits ein Jahr später an Keith Knudsen weitergereicht und war erst 1988 - da waren die besten Zeiten der Doobie Brothers bereits lange vorbei - zurückgekehrt. Überhaupt drehte sich das Personalkarussell bei der zumeist als Septett agierenden Band auffällig schnell. 2010 gehört von diesen vielen temporären Mitstreitern nur noch der 60-jährige John McFee zur festen Besetzung. Dieser ist allerdings auch schon, mit einigen kleineren Unterbrechungen, seit 1979 an Bord und somit als Urgestein zu werten.
Doobie Brothers Ihre besten Zeiten hatten die Doobies zwischen 1971 und 1975 - will sagen: Zwischen dem Debüt-Album und "Stampede". Danach begann das ununterbrochene Touren bei Sänger und Gitarrist Tom Johnston Spuren in Form von Geschwüren im Verdauungstrakt zu zeitigen. Dieser stieg aus und dann folgte eine fatale Personalentscheidung: Man holte Michael McDonald, den Keyboarder von Steely Dan, um die stilistischen Möglicheiten der Doobies zu verbreitern. Michael brachte den Soul und R&B in den charakteristischen Doobie-Sound, der bislang von entspanntem Westcoast Rock geprägt war, ein. Eimerweise Hohn, Spott und Schlimmeres kübelten die 'alten' Fans über den Armen. Man darf allerdings nicht vergessen, dass die Plattenfirma den Stil unbedingt verändern wollte und die Band entsprechend 'genervt' hatte. "Takin' It To The Streets" - mehr noch der Nachfolger "Minute By Minute" - war mit dem einsetzenden Disco-Sound eindeutig kompatibler. Aber da hatten sich schon viele Fans verabschiedet...
Nach weit über zwanzig Jahren kam also diese Westcoast-Legende für einen exklusiven Deutschland-Gig nach Düsseldorf und mussten sogleich einen herben Dämpfer einstecken. Für die anvisierte Philipshalle wurden nicht genug Karten verkauft und somit musste - aus 'technischen Gründen' - die Show ins sehr viel kleinere Stahlwerk verlegt werden. »Pech für die Kuh Elsa« sagt Hallervorden in solchen Situationen. Man kann sich in heutigen Zeiten einfach nicht mehr auf seinen Lorbeeren ausruhen - die Trauben hängen heuer etwas höher! Bei zwanzig Jahren Abstinenz auf hiesigen Bühnen gerät selbst eine Institution wie die Doobie Brothers ins Abseits.
Timo Gross Zum Entsetzen der beiden RockTimes-Männer vor Ort herrschte eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn noch gähnende Leere im Stahlwerk. Erst gegen 21:00 Uhr - Timo Gross hatte sich mit einem Akustik-Set zum Support wacker geschlagen - füllten sich die Reihen dann doch beträchtlich. Letztlich waren es allerdings doch deutlich weniger als tausend Zuschauer - mit solch einem enttäuschenden Besuch konnte man im Vorfeld kaum rechnen.
Timo Gross war sichtlich gerührt, für die Doobies eröffnen zu dürfen. Er sei erst Stunden zuvor vom Veranstalter auf der 'Kö' bei der Straßenmusik vom Fleck weg engagiert worden, meinte der Südpfälzer scherzhaft. Leider wurde das 30-minütige Akustik-Set den tollen Fähigkeiten des Trios nicht ganz gerecht. Einerseits kam es dem Betrachter so vor, als sei der Stage-Manager den Jungs nicht wohl gesonnen gewesen und hätte das 'Verstöpseln' nicht zugelassen. Mit einer kleinen Ecke am rechten Bühnenrand musste man sich zufrieden geben. Zum anderen reagierte das Publikum - offensichtlich nicht auf Blues eingestellt - zwar freundlich aber doch eher spröde.
'Swampy' und einer 'dreckigen' Dobro spielte die Timo Gross Band mit "Desire" den ersten ihrer fünf Songs. Der folgende tolle, ellenlange Slow Blues ging leider an den quasselnden Zuschauern (von -hörern kann man da leider nicht sprechen) vorbei. Am besten kamen "Down To The River" und "Stranger In This Town" an, weil sie mit flottem Arrangement und Satzgesang am besten auf das Laid-back-Feeling der Doobies vorbereiten konnten. Ganz sicher wird der eine oder andere Zuschauer sich animiert fühlen, Timo Gross näher kennen zu lernen. Aber dann in einem kleinen Club und elektrifiziert...
Doobie Brothers Mit "Take Me In Your Arms" starteten die Doobie Brothers, aber von "Rock Me A Little While" konnte keine Rede sein. Es rächte sich gnadenlos, dass die Band auf einen Soundcheck verzichtet hatte und erst kurz vor der Show eingetroffen war. Seelenruhig regelte der Mann am Mischpult den katastrophalen Soundbrei zu einer im folgenden überaus gelungenen Melange. Der Superhit "Jesus Is Just Alright" zeigte erstmals den glasklaren, für die Doobies so charakteristischen fünfstimmigen Satzgesang. Aber auch dieser 'Smash' konnte die 'Fußkranken' im ersten Drittel des Stahlwerks nicht von den Stühlen reißen, so sehr sich die 'Rampensau' Tom Johnston auch bemühte.
Es wurde dann doch 'nur' ein 'Greatest Hits'-Set der Kalifornier, aber sind wir ehrlich: Was will man von einer Band hören, die sich jahrzehntelang nicht in unseren Breiten blicken ließ? "Rockin' Down The Highway" wurde zum erwarteten Feger, während "Clear As Driven Snow" zur Suche nach den vergessenen Wunderkerzen in der Tasche verleitete...
Betrachten wir mal kurz die Band... und es war eine Band! Pat Simmons und Tom Johnston ließen keine Gelegenheit verstreichen, die Jungs vorzustellen. Bassist Skylark glänzte ein ums andere Mal mit seinen exquisiten Gesangseinlagen. Guy Allison verlieh mit seinen hämmernden Pianoklängen den Doobie-Songs den nötigen Rock'n'Roll. Überhaupt war positiv, dass sich die McDonald-Ära auf den 1976er Hit "Takin' It To The Street", eine Hymne der US-amerikanischen Anti-Atomkraft-Bewegung, beschränkte.
Doobie Brothers Ein weiteres Markenzeichen der Band sind die beiden Drummer. Nur, was bringt es, wenn die beiden absolut synchron spielen? Sicherlich wird durch die minimale Verzögerung der 'Teppich' dicker, aber einige Spielereien à la Allman Brothers Band hätten den aufmerksamen Hörer sicherlich die 'Ohren spitzen' lassen.
Alle drei Gitarristen standen natürlich - zumal als jahrzehntelange Mitglieder - im Mittelpunkt, wobei sich der überaus sympathische John McFee als der vielseitigste erwies. Er war stets für die außergewöhnlichen Klänge, ob an der Slide oder an der National Steel, zuständig. Allerdings brauchten sich Tom und vor allem Pat garantiert nicht zu verstecken.
Es folgten als 'Frischware' ein Dreierblock aus dem gerade erschienenen, als eher durchwachsen zu bezeichnenden Album "World Gone Crazy". Bezeichnenderweise waren es die drei stärksten Nummern: die tolle aktuelle Single "Nobody", die nahtlos an die glorreichen 1970er anzuschließen weiß, der Titelsong und natürlich - der Kracher schlechthin - "Chateau". Schon lange hat man das Septett nicht mehr derart heavy abrocken hören... Leider ist auf "World Gone Crazy" auch viel Dutzendware zu verzeichnen - egal, ist Geschmackssache.
Doobie Brothers "Don't Start Me Talkin'" artete in einen orgiastischen Blues Jam mit einem irren Sax-Solo Marc Russos aus. "Little Bitty Pretty One", ein feister Rock'n'Roll, war Toms letzter Versuch, das Publikum zum Aufstehen zu bewegen - nix da, Düsseldorf blieb lieber sitzen... Erst zum furiosen Finale mit dem obligatorischen "Long Train Runnin'" hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Nach exakt 75 Minuten verabschiedeten sich die Doobies fürs erste. Es war aber völlig klar, dass bei der überschwappenden Begeisterung ein verfrühter Feierabend undenkbar war. Ein ganzer Zugabenblock, bestehend aus den hart rockenden "China Grove" und "Without You", sowie DEM Überhit der Doobies schlechthin, "Listen To The Music", beseitigte auch den letzten zuvor gehegten Zweifel: Hier war definitiv keine Rentner-Band am Werk. Nein, nicht nur bei den drei Ü60ern brennt noch ein gewaltiges Feuer!
Nach der Show, am Hintereingang, gab es noch einen netten, sehr entspannten Plausch mit John McFee und - Mann - ich durfte einem Idol meiner Jugendzeiten, Pat Simmons die Hand schütteln. Was für ein Abend...
Line-up Doobie Brothers:
Tom Johnston (vocals, guitars)
Pat Simmons (vocals, guitars)
John McFee (vocals, guitars, National Steel guitar, harp, violin)
Michael Hossack (drums)
Skylark (bass, vocals)
Guy Allison (keyboards, vocals)
Marc Russo (sax)
Ed Toth (drums)
Setlist Setlist Doobie Brothers:
01:Take Me In Your Arms (Rock Me A Little While)
02:Jesus Is Just Alright
03:Dangerous
04:Rockin' Down The Highway
05:Clear As Driven Snow
06:Nobody
07:World Gone Crazy
08:Chateau
09:Takin' It To The Streets
10:Don't Start Me Talkin'
11:Little Bitty Pretty One
12:Black Water
13:Long Train Runnin'
Encores:
14:China Grove
15:Without You
16:Listen To The Music
Line-up Timo Gross:
Timo Gross (vocals, acoustic guitar, dobro)
Frowin Ickler (upright-bass, backing vocals)
Michael Siegwart (cajón, snare, backing vocals)
Bilder vom Konzert

Timo Gross   Timo Gross   Timo Gross
Doobie Brothers   Doobie Brothers   Doobie Brothers
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