Alle Jahre wieder
Neununddreißig Jahre ist es mittlerweile her, als die schon zu Lebzeiten vergötterte Legende
Jim Morrison in Paris starb. In dieser Zeit hat der Mythos
Morrison nichts an Faszination verloren und alle Jahre wieder ist die Band, die sich offiziell im Jahre 1973 aufgelöst hat, wieder in aller Munde. 1991 war es durch den großartigen Film "The Doors" von
Oliver Stone und jetzt gibt es mit
When You're Strange erneut einen Streifen über die Band. Damit die alten und neuen Fans auch die Musik einmal live erleben können, touren die Gründungsmitglieder
Ray Manzarek (Orgel) und
Robby Krieger (Gitarre) mit wechselnder Besetzung und unter wechselndem Namen seit knapp acht Jahren durch die Lande. Zunächst unter
The Doors Of The 21st Century, dann als
Riders Of The Storm und nun unter
Ray Manzarek & Robby Krieger Of The Doors.
Mit dem Frontmann von
The Cult,
Ian Ashbury, hatte man zwischendurch sogar einen höchst populären
Morrison-Ersatz am Start, aber
Ashbury ist mittlerweile wieder mit seiner alten Band unterwegs und aktuell hat man
Michael Matijevic verpflichtet. Mit
Matijevic und Verstärkung kamen an diesem Abend die beiden 'Ur-
Doors' ins Red Hot nach Jüchen zum einzigen Deutschland-Konzert. Der gute Ruf dieser erst knapp ein Jahr alten Location am südlichen Niederrhein hat sich also mittlerweile schon rumgesprochen.
Unbegründete Skepsis
Ehrlich gesagt war ich extrem skeptisch, was uns da an diesem schwülen Sommerabend im Juli 2010 erwarten würde. Natürlich dürfte Jedem klar sein, dass dieses Konzert mit dem Ersatz für
Jim Morrison steht oder fällt. Man kann nun mal keinen Abend unter dem Motto 'The Best of The Doors' machen und dabei nur die Fähigkeiten vom Gitarristen und Orgelspieler beurteilen. Dafür war
Morrison viel zu sehr Mittelpunkt der Band und Identifikationsfigur einer ganzen Generation von jungen Leuten. Würde es gelingen, die Legende halbwegs würdig zu vertreten ohne dass es peinlich wird? Ja, es gelang und nicht nur ich war überrascht, wie gut.
Welcome to Los Angeles
Am Eingang fiel sofort die bunte Mischung der Fans auf, die sich u.a. aus Alt-Hippies, Bikern und auch überraschend vielen jungen Leuten zusammensetzte. Die
Doors üben also tatsächlich immer noch eine Faszination auf junge Leute aus - egal ob in den 60ern oder heute. Kurz nach 21.00 Uhr kam Bewegung auf die Bühne des glücklicherweise gut klimatisierten Clubs, der mit knapp 500 Gästen gut gefüllt war.
"Mann, sind die alt", rief ein junges Mädel laut lachend neben mir. Das Lachen verging ihr aber schnell, denn als die fünf Herren mit dem bekannten "Roadhouse Blues" loslegten, groovte das Publikum sofort mit.
Der klare und gut abgemischte Sound tat den Rest dazu und bis auf die sparsame Lightshow gab es keinen Schnick-Schnack, nur Musik pur. Das folgende "Break On Through" setzte noch einen drauf, und sehr textsicher unterstützte das Publikum das Quintett auf der Bühne. Mittelpunkt war natürlich
Michael Matijevic, der einen klasse Frontmann abgab. Stimmlich machte er zum Glück nicht den Fehler, wie
Jim Morrison zu klingen, sondern er verließ sich auf seine eigene Stimmfarbe und sang sich mit Bravour durch sämtliche Klassiker. In puncto Bühnenpräsenz hatte er jedoch den guten
Jim bestens studiert, denn viele Posen und Gesten erinnerten doch stark an die legendären Konzertvideos der
Doors aus den 60ern und auch das Mikro mit Kabel (
Udo Lindeberg lässt grüßen) passte wunderbar zum Retro-Feeling.
Als Sprecher der Band stellte sich jedoch
Ray Manzarek heraus, der bestens aufgelegt hinter seiner uralten Orgel saß und kräftig mitsang oder einfach nur mit dem Publikum plauderte (
"Welcome to the Whiskey A Go Go in Los Angeles. This night it is called Red Hot") oder auch mal nach einem Zwischenruf über die Menschheit und das Universum sinnierte.
Robby Krieger dagegen wirkte wie der Ruhepol der Band, der kaum etwas sagte, sich dafür aber intensiv in sein Gitarrenspiel vertiefte. Ob nun Blues, Flamenco (ein tolles langes Intro vor "Spanish Caravan") oder seine bekannten Fähigkeiten als Slide-Gitarrist; Vielfalt und ein unglaubliches Feeling zeichnen auch heute noch das Gitarrenspiel von
Krieger aus. Auch die Rhythmussektion mit Drummer
Ty Dennis und Bassist
Phil Chen groovte wunderbar zusammen.