Da gibt es also seit Neuestem einen "aufregend neuen Musikstil" der sich 'NuInstrumental' nennt. Und da dachte ich nun, nachdem der NuMetal (als Vorreiter gelten Korn - obwohl, hier scheiden sich oftmals die Geister - aber auch Limp Bizkit, Papa Roach, Linkin Park, System Of A Down usw. ) seinen Einzug gehalten hatte, hier wäre das Ende der Fahnenstange erreicht.
Aber nein - man höre und staune' - 'NuInstrumental' - wieder mal wurde eine ganz neue Schublade erfunden, mit der die Musikwelt beglückt werden soll.
"Nu Instrumental" heißt auch die Scheibe des Saitenhexers Doug Doppler, der diese unter den Namen Doppler Inc. auf dem Vai -eigenen Label 'Favored Nations' veröffentlichen lässt. Die Produktion übernahm neben Doug auch Pete Karr ( Michael Bolton, Backsteeet Boys, Jennifer Love Hewitt).
Musikalisch unterstützt wird er bei diesem Werk von Steve Sarina (Rhythmguitar), Uriah Duffy (Bass) und Atma Anur (Drums).
Ebenfalls mit von der Partie sind solch illustre Gäste wie Stu Hamm, der bei "Five Hi" den Bass zupft. Billy Sheehan (Bass) und Brad Gillis (Gitarre), veredeln "Bring It On".
Ein reines Instrumental-Album ist nicht jedermanns Geschmack, da oftmals die Meinung vertreten wird, es wäre eh alles ein Einheitsbrei.
Ich für meinen Teil bewundere Musiker, die es schaffen, nur allein mit ihren Instrumenten verschiedene Stimmungen sowie Atmosphäre zu erzeugen und ihre Gefühle dem Hörer entsprechend zu vermitteln. Das erfordert schon sehr viel Können, denn sich durch Gesang und mit Texten auszudrücken ist wohl wesentlich einfacher.
Somit wird die Gitarre in einem Instrumentalstück zum Mittelpunkt und übernimmt neben der Melodieführung gleichzeitig auch den Part des Sängers.
"Nu Instrumental" - ich geb zu, etwas skeptisch war ich schon und somit erwartete ich auch ein chaotisches, völlig abgefahrenes Klang-Durcheinander.
Natürlich gibt es die typischen schnellen Flitzefinger-Soli wie zum Beispiel bei "Fire Down Below", fette Riffs ("Wicked") sowie donnernde Bässe ("Grind"), aber auch jede Menge schmückendes Beiwerk in Form verschiedenster Klangspielereien, was das Gesamtbild ab und zu sogar etwas bombastisch wirken lässt.
Dabei Doug Doppler schafft mühelos die musikalische Synthese zwischen Nu-Metal-Elementen und reinem Instrumental.
Sehr schön, weil etwas zurückhaltender und nicht so überladen ist die Uptempo-Nummer "Like Father, Like Son" oder auch das etwas heftiger zur Sache gehende "Starcrossed Lovers". Hier wird wesentlich mehr Wert auf Melodie gelegt und weniger auf reines Rhythmus-Geschrammle. Doug beweist, dass er nicht nur im Hochgeschwindigkeits-Tempo über die Saiten gniedeln kann.
Im Übrigen hab ich den Eindruck, dass der Meister gegen Mitte des Albums den Gang etwas rausnimmt und in ruhigere Gefilde abdriftet. Das ist, ganz im Gegenteil, kein Kritikpunkt.
Mit dem Rausschmeißer "Five Hi" geht es noch mal heftig zur Sache. Doublebass-Drums und sägende, ja fast bellende Gitarren sorgen für höllischen Groove. Stu Hamm steuert ein feines Bass-Solo bei und Flitzefinger Doug lässt seine '7-String-Guitar' zur Höchstform auflaufen.
Die 7-String-Gitarre wurde übrigens durch Steve Vai erst so richtig populär. Später beeinflusste dieser Sound Bands wie Korn und auch Doug Doppler ist von deren Klang total hingerissen.
Für alle Freunde reiner Instrumental-Musik präsentiert uns Doppler mit "Nu Instrumental" eine interessante und empfehlenswerte Scheibe.
Hierfür gibt es nu-mäßig groovende 6 RockTimes -Uhren.
Spielzeit: 54:26, Medium: CD, Favored Nations, 2005
1:Fat Lip 2:Fire Down Below 3:Wicked 4:Grind 5:Wrecking Ball 6:Funky Armadillo 7:Like Father Like Son 8:Starcrossed Lovers 9:Bring It On 10:Bumpin' Grind 11:Five Hi
Ilka Czernohorsky, 26.06.2005
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