Es kann nur eine geben? Doro! Die zierliche und nicht minder stimmgewaltige Metal-Queen aus Düsseldorf hat im 25. Jahr ihrer Schaffenszeit mit "Fear No Evil" wieder ein neues Album veröffentlicht.
Mit unverändertem Fantasy-Coverdesign, allerdings diesmal qualitativ besser als auf manchen ihrer letzten Alben, beweist die anscheinend alterslose Shouterin, dass sie es noch drauf hat. Ganz im Old-School-Design bestätigt der erste Kracher, "The Night Of The Warlock", die Erwartungen, die das Cover geweckt hat. Als Intro, mit Sprecher im Vordergrund, entwickelt sich der Opener zu einem Midtempo-Stampfer ganz im Stil von "All We Are" und drängt sich einem sofort als Anspieltipp auf.
Wer hätte das gedacht? Als Doro mit Warlock 1982 in die Steigeisen stieg und gleich von Anfang an mit ihrer unkomplizierten Art und einzigartigen Stimme den Metal-Olymp der Female-Shouter in Deutschland erklommen hatte und darauf gar zur Metal-Queen gekrönt wurde, konnte noch niemand vorausahnen, dass ihre Karriere über ein Vierteljahrhundert dauern würde. Selbst diejenigen, die nach der Auflösung von Warlock die Solo-Ambitionen mit kritischen Kommentaren versahen, hätten nicht erwartet, dass die Solo-Karriere noch erfolgreicher werden sollte, als ihre bisherige.
Dass sie nichts von ihrer kraftvollen Stimme verloren hat, wird mit "Running From The Devil" selbst dem letzten Ignoranten klar. Der Melodieverlauf überzeugt mit fetten Gitarren und eingängigen Hooklines, bei dem die Grooves im Stakkato-Rhythmus rocken.
"Celebrate", die bestens als Stadionhymne zu verwendende Nummer mit Allstar-Besetzung: Biff Byford von Saxon, Floor Jansen ( After Forever), Angela Gossow ( Arch Enemy), Liv Kristine ( Leaves' Eyes), Veronica Freeman ( Benedictum) und das Mädchenpensionat Girlschool ist in seiner Konzeption durchweg überzeugend und liefert Breitseiten an klassischen Metal-Strukturen. "Long Lost For Love" fügt sich hier ohne große Reibungsverluste nahtlos ein. Traditionsbewusste und Vollgasfahrer dürften ihre Freude an "Caught In A Battle" haben, das mit schnellen Soli und eskalierenden Klangfolgen stets auf der Überholspur bleibt.
Und was wäre eine Doro-Scheibe ohne eine monumentale Ballade in deutscher Sprache, die vielleicht sogar imstande wäre, den Publikumsfavoriten "Für Immer" abzulösen? " Herzblut" und mit ebensolchem geschrieben, wäre fraglos der ideale Anwärter. Hier stimmt einfach alles. Grandiose Melodien mit einer atemberaubenden Stimme verziert, die absoluten Seelentiefgang bietet. Als Kontrastprogramm hierzu ist "On The Run" eine satt abrockende Doublebass-Attacke mit kantigem Refrain.
Ein weiterer Höhepunkt auf diesem durchwegs gelungenem Album ist das Duett der Ex- Nightwish-Sirene Tarja Turunen auf "Walking With The Angels", die eine Powerballade reinsten Wassers ist. Erstaunlicherweise passen die beiden Sangeskolleginnen zusammen und ergänzen sich derart, dass man beinahe schon von der Sanges-Duo-Entdeckung 2009 reden könnte. Die Melodien gleiten wie Samt und Seide über die Gefühlswelt des Zuhörers und die beiden Stimmen entfalten sich als reinste Anabolika für die Sinnesorgane. Es gibt wenige Rocksängerinnen der härteren Garnitur, die es fertig bringen, Balladen auf einem derart hohen Niveau abzuliefern und man fragt sich, warum kann hier nicht einmal eine CD nur mit Balladen daraus werden? Bei richtiger Auswahl und ohne die martialische Retro-Cover-Stilistik wäre der Charts-Erfolg garantiert.
Als Kontrast hierzu kann sie mit "I Lay My Head Upon My Sword", groovig und mit passenden Vocals ausgestattet, ihre Stimm-Bandbreite mit epischem Soundtrack eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Tracks wie "It Kills Me" und "25 Years" passen mehr in die Klangcollagerie und weisen mit ihrer Industrialnähe auf die Schaffensperiode zur Zeit der Alben "Machine II Machine" und "Love Me In Black" hin, bei dem die Lady mit dem Metalheart ihre musikalischen Grenzen auslotete.
Doro hat mit ihrem neuen Album mit Sicherheit den Heavy Metal teutonischer Prägung nicht neu erfunden, sondern hat ein 'Best of' ihrer beeindruckenden Fähigkeiten abgeliefert, die von Anfang bis Ende überzeugen. Die Hard'n'Heavy-Fraktion wird daher ihrer Metal-Queen Tribut zollen und ihre Sammlung um ein weiteres unverzichtbares Teil erweitern.
9 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Doro Pesch (vocals)
Nick Douglas (bass)
Johnny Dee (drums)
Joe Taylor (guitar)
Oliver Palotai (guitar, keys)
Tracklist |
01: Night Of The Warlock
02: Running From The Devil
03: Celebrate
04: Caught In A Battle
05: Herzblut
06: On The Run
07: Walking With The Angels
08: I Lay My Head
09: It Kills Me
10: Long Lost For Love
11: 25 Years
Bonus tracks (Limited-Edition Digipack):
12: Wildfire
13: You Won My Love
14: Herzblut (CD-ROM Video)
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