 Als ich um sechzehn Uhr im Eiltempo aus Berlin an der Location ankomme, läuft bereits der Soundcheck und dieser dauert mehr als eine Stunde. Die wartende Menge vor der Tür kann somit bereits einen Vorgeschmack von dem genießen, weswegen alle hier sind. Doro Pesch und ihre Musiker sind ja für absolute Perfektion bekannt, und das soeben Gehörte lässt mich jetzt schon in freudiger Erwartung auf einen fulminanten Abend vor der Eingangstür stehen.
Nach und nach treffen jede Menge Fans ein. Man kennt sich bereits von anderen Konzerten. So vergeht die Zeit mit Gesprächen bis zur Türöffnung wie im Flug, obwohl es draußen verdammt kalt ist und sich alle Anwesenden nichts sehnlicher wünschen, als endlich den Saal betreten zu können. Das MAX ist eine Diskothek mit mehreren Ebenen. Fassungsvermögen unbekannt, vermutlich ähnlich wie der C-Club in Berlin - also ca. sechshundert Personen: Es herrscht eine Art familiäre Atmosphäre. Ausverkauft ist das Konzert nicht, dennoch ist die Räumlichkeit zu mehr als drei Vierteln gefüllt.
Um zwanzig Uhr betritt die Vorband Seven die Bühne und gibt sich redlich Mühe. Allerdings will der Funke auf das Publikum nicht überspringen, was wohl am basslastigen Sound liegt, der fast den Herzschlag ins Stolpern bringt. Der Sänger ist aufgrund dieser Tatsache so gut wie gar nicht zu hören. Obwohl es einige witzige Showeinlagen gibt, wie z. B. die Gitarren mit Bohrmaschinen zu bespielen, hält sich der Applaus mehr als in Grenzen. Für mich passen Seven nicht zu Doro, aber die Geschmäcker sind zum Glück verschieden und das ist auch gut so. Anscheinend empfanden es aber, außer mir, sehr viele Anwesende ebenso.
 Nach fünfundvierzig Minuten Spielzeit findet eine halbstündige Umbaupause statt und pünktlich um 21.15 Uhr gehen zunächst die Lichter aus. Der komplett neue Bühnenaufbau ist bereits schematisch zu erkennen und sieht gigantisch aus. Perfekt für die Gitarristen, die sich auf den Seiten- und Mittelpodesten völlig austoben können. Was dann, nach dem Einschalten der Bühnenbeleuchtung, in der ersten Reihe auf uns niederprasselt, ist eigentlich unbeschreiblich. Ich fühle mich, als stampfe geradewegs eine Büffelherde über mich hinweg. Hier werden definitiv Tiere in Person der Metal Queen herself Doro, Nick Douglas, Bas Maas, Luca Princiotta, Johnny Dee und der Neuzugang an den Keyboards Harrison Young von den Leinen gelassen und es werden keine Gefangenen gemacht! Es geht einfach mal von Beginn an straight ins Gesicht, auf die Ohren, in den Nacken etc. wer hier nicht mitgerissen wird, muss definitiv zu alt sein.
 Durch ein vorheriges Fan-Voting im Internet, gab es gleich sieben Titel der neuen CD zu hören: "Raise Your Fist", "Rock 'Til Death", "Engel", "Hero", "Revenge", "Cold Hearted Lover" und "It Still Hurts" wurden in loser Folge in das Programm eingestreut und kamen allesamt absolut powervoll rüber. Bei fast jedem Song wurde die Fanbase zum Mitsingen aufgefordert und so werden alle definitiv zu "We Are Family". Ich kann die Spielfreude wahrhaftig direkt spüren, ebenso die Vibrationen und nicht nur mein Adrenalinspiegel steigt mit jedem weiteren Song in ungeahnte Höhen.
Das MAX kocht über und nach gut zwei Stunden ist zunächst Schluss. Anschließend kehren Doro und ihre Musiker noch drei weitere Male für Zugaben auf die Bühne zurück, sodass wir zweieinhalb Stunden das volle Metal-Brett genießen können.
 Trotz Stimmverlust schreibt Doro später im Tourbus unermüdlich Autogramme und steht geduldig für Fotos mit ihren Fans zur Verfügung. Der Rest der Band tut es ihr gleich. So kennen und so lieben wir unsere 'Metal Queen'. Man muss ihr einfach einhundertfünfzig Prozent Respekt entgegenbringen, denn wer sonst kann so eine konstante Leistung im Metal-Buisines vorweisen und es ist - Gott sei es gedankt - auch kein Ende in Sicht. Und das ist auch gut so!! "Für Immer" und immer wieder - ganz im Motto eines ihrer beliebtesten Titel. 2013 wird schließlich schon das 30-jährige Bühnenjubiläum gefeiert. Fazit: glasklarer, dennoch fetter Sound. Bestnote in jedem Bereich. Chapeau für Doro und ihre Band.
Am nächsten Tag, dem 16. November im Bremer Aladin, ist meine Stimme wieder da. Es kann mit leicht abgeänderter Setliste volle Kanne weiter gehen. Ich bin erneut dabei und die Fans im Saal sind alle bereit für den "Metal Tango"... und noch mehr.
Line-up Seven:
Lukas Pisarik (vocals)
Honza Behannek (guitar)
Thomas Kuchta (bass)
Lukas Kunas (drums)
Line-up Doro:
Doro Pesch (vocals)
Bas Maas (guitars)
Luca Princiotta (guitars)
Nick Douglas (bass)
Johnny Dee (drums)
Harrison Young (keyboards)
Setlist Doro:
01:Hellraiser
02:I Rule The Ruins
03:Burning The Witches
04:Fight For Rock
05:Night Of The Warlock
06:Engel
07:Metal Tango
08:Cold Hearted Lover
09:Raise Your Fist In The Air
10:We Are The Metalheads
11:Metal Racer
12:Earth Shaker Rock
13:Drumsolo
14:You're My Family
15:Für Immer
16:True As Steel
17:Revenge
18:Burn It Up
19:All We Are
20:Beyond The Trees
22:Unholy Love
23:Hellbound
24:Hero
25:Breaking The Law
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