Double Vision
11.09.2009, Museumskeller, Erfurt
Museumskeller Double Vision
Museumskeller, Erfurt
11. September 2009
Stil: Blues Rock


Artikel vom 16.09.2009


Markus Beudert
Neben meiner Leidenschaft zu Rory Gallaghers Musik war es an diesem Freitag vor allem auch die Langeweile, die meinen Bruder und mich ins ca. 120 km entfernte Erfurt zog, wo die Rory Gallagher Tribute-Band Double Vision spielen sollte.
Noch bis zum Nachmittag waren wir unentschlossen, was wir an dem Abend genau machen wollten, da unser Freundeskreis sich auch wiedermal nicht gerade sehr abenteuerlustig zeigte. Also wurde kurzerhand um ca. 19.30 Uhr das Pferd, bzw. Auto gesattelt und dann ging es auch schon los in Richtung Museumskeller in Erfurt.
Dank der neu gebauten Autobahn A71 ist Erfurt mittlerweile super zu erreichen und so fuhren wir, begleitet von der Musik von Free und Guns N' Roses, erst Richtung Sonnenuntergang und kurz darauf ins Dunkel des Thüringer Waldes.
Nach ungefähr 1 ½ Stunden erreichten wir die Thüringische Landeshauptstadt und konnten auch zügig einen Parkplatz in der Nähe des Museumskellers finden. So waren wir dann auch eine gute halbe Stunde zu früh dran, was uns anfangs aber erstmal nicht störte. Wir kletterten also in die Tiefen des Kellers hinunter und waren einerseits erfreut, aber andererseits auch erstmal geschockt: 6 Euro Eintritt für Schüler/Studenten ist eine richtig feine Sache, aber traurigerweise waren anfangs vielleicht 10 Menschen im Museumskeller. Aber noch war es ja nicht 22 Uhr.
Wir setzten uns an die Bar, bestellten Bier und Cola, einer musste ja fahren, und warteten. Komisch, wo der schöne alte Gewölbekeller bei unserem letzten Besuch (Julian Sas) noch klein und eng gewirkt hatte, schien er jetzt, ohne Menschen, richtig geräumig zu sein.
Je weiter die Zeiger der Uhr rückten, desto leerer wurden die Getränke. Nur wirklich viel mehr Besucher wollten einfach nicht kommen und es war schon 22.15 Uhr, was wir ein bisschen schade fanden, da die Musik von Rory Gallagher doch wirklich was besonderes war und ist.

Als die Band Double Vision, bestehend aus Gitarrist/Sänger, Schlagzeuger, Bassist und Mundharmonikaspieler, schließlich um 22.30 Uhr endlich die Bühne betraten waren vielleicht 30 Leute im Museumskeller, die trotzdem gespannt auf den Rory-Klon warteten. Rory-Klon? Ja, denn dieser Mann aus Gotha schaut Rory wirklich zum verwechseln ähnlich, wie er da mit Jeansjacke und der Rory Gallagher Signatur-Stratocaster die Bühne betrat.
Es herrschte eine fast schon bedrückende Stille, bis die Band endlich ins erste Stück "Tore Down" einstieg. Wohl nicht nur meinem Bruder und mir gingen von da an schlagartig die Augen auf. Stephan, der Gitarrist und Sänger hat die flüssigen, bluesigen Läufe, wie sie einst sein Idol zelebriert hat, vollends im Blut! Und nicht nur das, auch die Stimme wirkt fast schon erschreckend ähnlich. Nach der Eröffnungsnummer folgten "Do You Read Me" und dann gleich ein richtiger Klassiker und eins von Rorys ersten richtigen Hard Rock-Stücken: "Moonchild"! Die Band interpretiert auch diese Nummer wieder äußerst authentisch. Kommt dieser Stephan wirklich aus Deutschland? Oder ist er in Wirklichkeit nicht ein entfernter Verwandter von Rory? Nicht nur Aussehen und Spielart, sondern auch alle Bewegungen erinnern wahnsinnig an die 1995 verstorbene irische Legende.
Es folgen weitere bekannte Stücke wie z. B. "I Wonder Who", "Tattoo'd Lady" oder "Garbage Man", welche auch zu Rorys Live-Standards gehört haben. Gegen Ende des ersten Sets folgte wieder etwas Obligatorisches. Wie einst in der Rockpalastnacht 1977 und auch bei vielen weiteren Konzerten, zog dann auch Stephan seine Jeansjacke aus und es kam das typische Holzfällerhemd zum Vorschein. Kurz die Ärmel hochgekrempelt (wie Rory!) und weiter ging es. Außer den bekannten Stücken hatte die Band auch einige eigene Nummern im Programm. Wobei man das Wort 'eigen' in Anführungszeichen setzen muss, da sie verdammt stark nach Rory-Songs klingen. Die Gitarre und der Gesang kommen (für eigene Songs zumindest) zu sehr nach Rory!
Es folgte eine halbe Stunde Pause, in der die Band, welche sich schon ziemlich ins Zeug gelegt hat ein bisschen verschnaufen konnte. Die wenigen, aber mittlerweile gut gelaunten Zuschauer konnten sich derweil mit neuen Getränken eindecken.
Das zweite Set wurde von meinem persönlichen Lieblingssong eröffnet: "Walk On Hot Coals", welches natürlich auf der "Irish Tour '74" von Rory unübertroffen ist. Aber auch die Band Double Vision scheint den Blues im Blut zu haben und so bekamen die lauschenden Ohren abwechslungsreiche Jams geboten. Hier auch ein großes Lob an den Bassisten, der als Ersatz eingesprungen ist und keine Schwäche gezeigt hat! Was meiner Meinung nach nur manchmal ein wenig überflüssig ist, sind die Mundharmonika-Passagen. Ein Piano würde der Band besser stehen, was man vor allem dann bei Nummern wie "A Million Miles Away" merkt.
Doch ansonsten gab es wirklich nichts zu meckern und bei harten Rockern wie "Bad Penny" oder "Shadow Play" kamen die Rory-Fans voll auf ihre Kosten.
Als die Band um ca. viertel 2 Uhr Nachts ihre letzte Nummer, den "Bullfrog Blues" mit dem obligatorischen »Why did you eeeever?« eröffneten, waren schon nicht mehr alle Besucher da. Bei dieser fortgeschrittenen Stunde auch vielleicht verständlich. Trotzdem genossen die letzten standhaften Fans eine energiegeladene Slide-Gitarren-Show auf der Fender Telecaster von Gitarrist Stephan mit einem abschließenden Sprung in die Luft, wie sie auch einst der Ire vollzogen hat.
So endete ein weiteres, sehr schönes Konzert im Erfurter Museumskeller, welches wiedermal einige Überraschungen mit sich gebracht hat. Auf der 1 ½ stündigen Heimfahrt auf der einsamen und düsteren Autobahn ließen wir den Abend mit musikalischer Untermalung der Black Crowes Revue passieren und waren uns einig, dass diese Band vor mehr Leuten spielen müsste.
Verdient hätten sie es sich alle mal!
Externe Links: