Es gehört schon viel Mut und Ehrgeiz dazu, sich ohne Plattenlabel auf die Socken zu machen, eine CD zu produzieren und die dann auch noch selbst an den Mann zu bringen. Immerhin kostet das jede Menge Geld, welches erst einmal ausgelegt werden muss. Wer als Konsument davon keine Ahnung hat, der würde sich wundern, wie teuer der Spaß ist - ständig mit dem Risiko im Nacken das Geld in den Sand gesetzt zu haben. Wenn man dann noch an eine Musikredaktion gerät, die das Produkt niedermacht, dann hat man leider schon verloren. Nicht so in meinem Fall.
Das Cover der CD sieht sehr cool aus, erinnert mich etwas an eine Darstellerin aus dem "Avatar"-Film, nur nicht so blau. Hinter dem Ganzen stecken drei Männer aus dem südwestdeutschen Raum, die seit 2007 an Start sind.
In der klassischen Besetzung Drums, Gitarre und Bass sowie alternativ mit Trompete. Nanu Trompete? Etwas ungewöhnlich für ein Metal-Trio, aber in den richtigen Momenten eingesetzt, ergibt es eine sehr südländische Art von Rockmusik. Dazu erklingt eine Akustikgitarre im Flamenco-Stil bei den ruhigeren Passagen. Bei einigen Songs wird in Spanisch gesungen, und man fühlt sich nach Andalusien in einen Rockschuppen mitten in der Pampa versetzt, ähnlich dem Titty Twister in "From Dusk Til Dawn".
Leider sind Doublemind noch nicht so weit vorgedrungen und sie touren bisher nur in der deutschen Pampa umher. Von einer Party zur anderen, zwischendurch in Jugendclubs und auf kleinen Festivals. Es wird also mal Zeit, dass die drei die großen Bühnen erobern, was ihnen mit ihrer guten Musik sicher bald gelingen wird.
Als ich die CD in den Spieler geworfen hatte, wurde ich sofort on the "Road" geschickt. Sehr rockig und treibend, schöne Breaks mit leichten Flamenco-Einflüssen lassen mich sofort an meinen letzten Urlaub denken. Das fängt ja schon richtig gut an und ist mit 4:27 Minuten auch in der passenden Länge. Etwas düsterer geht es bei "Ghost" zu, wie der Name des Titels schon vermuten lässt. Leicht grungig angehaucht und sehr schleppend.
"Matadero" ist der erste auf spanisch gesungene Song. Dadurch etwas gewöhnungsbedürftig, wechselt die Musik von zart bis hart. Ich musste mir das mehrmals anhören, um Gefallen daran zu finden. Wesentlich besser gefällt mir "Hole Sweet Home", das sehr melodiös rüberkommt, vielleicht etwas zu ruhig aber mit sehr schönen Gitarrenpassagen. "Seperate" dagegen ist etwas schwierig. Zu viele Wechsel, schwer zu beschreiben, wohl nicht ganz mein Geschmack. Dafür reisst mich "Nada" wieder voll mit. Ich stelle fest, dass mir die spanisch gesungenen Nummern doch recht gut gefallen - diese fällt deutlich in den Prog Rock-Bereich und ist sehr interessant und abwechslungsreich. Mit 6:13 Minuten auch in einer klasse Länge, um das Stück in vollen Zügen genießen zu können.
Darauf folgt mein Highlight der CD: "Lightening" schlägt ein wie der Blitz ist sehr rockig und schnell und das Zugpferd der Scheibe. Gefühlsmäßig wieder stark aufgeputscht geht es mit dem ebenfalls sehr schönen Titel "Result" weiter. Zu Beginn etwas ruhig, steigert sich die Musik deutlich mit Einsatz der E-Gitarre, um gegen Ende mit leichten spanischen Einflüssen abzuschließen; gefolgt vom ersten Instrumental auf "Doublemind".
Anfangs etwas lahm, legen die drei dann doch nach kurzer Zeit richtig los und schmettern uns einen Heavy Metal-Brocken vor die Füße, der sich gewaschen hat. Da kommen die Headbanger voll auf ihre Kosten. Und wenn diese Gemeinde richtig in Fahrt gekommen ist, dann lassen sie sich auch nicht von einer Lokomotive stoppen, wobei Track zehn, "Locomotion", übersetzt weniger etwas mit einer Lokomotive zu tun hat. Für mich wieder einer dieser schwierigen, undefinierbaren Ausrutscher, die eigentlich nicht in das Gesamtbild passen, sicherlich aber ihre Fans finden werden.
Leider nähern wir uns nun schon dem Ende und da lassen anscheinend die Kräfte von Johannes, Alex und Ralf etwas nach, denn "Changes" beschreibt ein Wechselbad der Gefühle. Ruhiger Start, kräftiger Anzug, der aber leider schnell abfällt, um dann gegen Ende seicht auszulaufen. Da fehlt die durchgehende Power, um zum Schluss noch mal einen drauf zu setzen. Aber mein persönlicher Tiefpunkt wird erst mit dem letzten Werk "Broken Feelings" erreicht. Werden doch Bassisten immer sehr in ihrer persönlichen Darstellung vernachlässigt, so kann sich Alex Trobisch hier so richtig volle zwei Minuten auslassen. Ein nur mit dem Bass gespieltes Instrumentalstück setzt einen Musiker ins rechte Licht, dessen Zunft im Allgemeinen immer nur als notwendiges Übel auf der Bühne betrachtet wird. Wer will schon freiwillig gerne Bass spielen? Da muss man schon hart im Nehmen sein. Alex zeigt hier sein ganzes Können und setzt der CD einen krönenden und sehr ungewöhnlichen Abschluss. Sehr gut und macht weiter so.
Line-up:
Johannes Geschwind (drums, trumpet)
Alex Trobisch (bass)
Ralf Breiner (guitar, vocals)
Tracklist |
01:Road (4:27)
02:Ghost (4:39)
03:Matadero (5:20)
04:Hole Sweet Home (7:20)
05:Seperate (4:57)
06:Nada (6:13)
07:Lightening (3:52)
08:Result (5:00)
09:Calima (4:30)
10:Locomotion (5:12)
11:Changes (5:34)
12:Broken Feelings (2:05)
|
|
Externe Links:
|