Downspirit / Point Of Origin
Point Of Origin Spielzeit: 46:37
Medium: CD
Label: Metalville Records, 2011
Stil: Blues Metal

Review vom 11.08.2011


Jochen v. Arnim
Eine kleine Anekdote vorab: Mit dem von der zuständigen Agentur bekommenen Zugangscode hatte ich mir die Daten zur CD heruntergeladen und in ein Verzeichnis gespeichert, das ich üblicherweise für Musik-Downloads benutze. Runtergeladen, einsortiert und Rechner aus. Einige Tage später dachte ich dann, es sei mal an der Zeit, mich den neuen Tönen zu widmen. Datei gesucht, geöffnet und losgelegt. Was für ein grottenschlechtes Gejaule kam da aus meinem Laptop! Das kann doch gar nicht sein, so eine Musik passt doch überhaupt nicht zu der Beschreibung und vor allen Dingen nicht zum Booking für die Tour mit Sinner und Voodoo Circle. Rechner wieder aus und die Scheibe erneut gedanklich nach hinten geschoben. Vor einigen Tagen dann machte ich mich an meine Urlaubsvorbereitungen und sortierte auch die noch zu rezensierenden CDs in den Urlaubsrechner. Und was kam zutage, als ich die Verzeichnisse neu überspielt habe? Die guten Jungs von Downspirit hatte ich mit übelstem tschechischem Hardcore überspielt, der eigentlich in den Müll hätte wandern sollen. Da wäre ich doch beinahe einem kapitalen Versehen aufgesessen und hätte die falsche Musik zerrissen, bzw. die falsche Musik der richtigen Band zugeschrieben - und über meine Worte dazu hätte sich sicherlich niemand so recht gefreut.
OK, Fehler erkannt und nun auf zu richtigen Ufern: Downspirit, eine weitere Band aus dem süddeutschen Raum - Stuttgart, um genau zu sein - haben sich 2009 um Cedric 'Cede' Dupont formiert und nun mit "Point Of Origin" ihr Debütalbum vorgelegt. Ferner werden sie in Kürze mit den mehr als hinlänglich bekannten, eingangs erwähnten Sinner und Voodoo Circle auf Tournee gehen. Die Daten hierzu sollte sich jeder mal zu Gemüte führen und schauen, ob da nicht etwas dabei ist. Es wird sich auf jeden Fall lohnen.
Genauso lohnt sich auch die Scheibe, die hier, leider nur als download, vorliegt und somit wird es ebenso leider keine lobenden Worte zu Aufmachung, möglichem Booklet, Texten und weiterer Info geben. Aber die Musik haben wir ja und die ist ja auch wichtig.
Nach dem kurzen, sehr schönen Intro, "Point Of Origin, Part I" genannt, folgt Part Nummer zwei desselben Titels und überfährt uns erst mal mit einer Gitarrenwand, die es in sich hat und ein wenig schwer und zäh (im positiven Sinne) rüberkommt. Später gesellt sich die zweite Gitarre mit flinken Leads dazu und zusammen stricken sie einen guten Opener für den Silberling. Der raue Gesang wird von passenden Backing Vocals unterstützt und einige Ansätze von Double Bass kann ich gegen Ende auch raushören. Blues Metal steht in der Info. Na, dann wollen wir mal weitersehen. Passend dazu bekommen wir zum nächsten Stück "Love Song" eine nette Blues Harp zu hören und man denkt, gleich kommen Blackfoot um die Ecke geritten. Nach wenigen Sekunden wird's dann wieder richtig rockig und der Song wartet mit einigen cleveren Läufen auf, die mich (also mich persönlich und ganz subjektiv) an einige ganz alte Aerosmith-Sequenzen erinnern, ansatzweise und nicht kopiert. "Life's A Bitch" bringt uns die Widrigkeiten des Lebens näher und rockt mit seiner sehr eingängigen Melodie auch unheimlich ab. Auch hier gibt es ab und an kleine Breaks, die alles gut auflockern. Sehr gut gefällt mir hier das 'Saitenwerk'!
So, bei "Lost" kann ich mich erstmalig darauf einlassen, hier ein wenig von Metal zu reden. Ein geiler Song (darf ich das hier sagen?), der mit schnellen Gitarrenläufen und hämmerndem Double Bass aufwartet. Sehr cool sind die Parts um den Refrain mit mehrstimmigen Vocals, schön umgesetzt, bravo! "Good Times" macht direkt weiter mit sauberem Rock, der wenig Langeweile aufkommen lässt. Irgendwie kommen dabei Erinnerungen an Extreme zu "Pornograffiti"-Zeiten hoch - kennt die noch jemand? "Hollow Words", balladenhaft, spaltet mich in Teilen zwischen Aerosmith und
Alice Cooper in "Poison", aber mit ganz vielen Komponenten aus der Feder der Jungs von Downspirit. Anspieltipp!
Wir driften dann mit "Highway Run" von der Grundstimmung etwas in den Bereich der Rock-Hymnen der achtziger Jahre, wobei auch hier wieder kleine Metal-Spuren ausgelegt werden. "Arisen" bietet uns etwas mehr von den letztgenannten Spuren, gut überlegte Abfolge: Jungs, mit abwechslungsreichen Läufen, die live bestimmt auch als gute kleine Duelle rüberkommen. "Make My Day" 'slided' sich direkt am Anfang in die Ohren und zeichnet sich im Refrain mit leicht choralem Gesang aus. Eine schnelle Lead-Gitarre wird immer wieder vom 'Counterpart geshreddet' und macht das Ganze zu einem ebenfalls sehr kurzweiligen Song, der nie den Blick auf die Gesamtkomposition verliert. Der letzte Song, passend "The End" genannt, mutet anfangs an wie eine Hommage an Heaven And Hell - hört selber rein, dann wisst ihr, was ich meine. Zäh und etwas düster, bluesig und rockig, ohne Schnickschnack und im Refrain richtig schwer und heftig.
Fazit: Eine für meine Begriffe ganz hervorragende Erstlingsscheibe, die durch die Bank weg alle Daumen nach oben bekommt. Ein paar Mal trifft der Wechselgesang zwischen 'regulärem' Rock und Metal nicht so hundertprozentig meinen persönlichen Geschmack, aber das zu beurteilen und eventuell zu teilen, obliegt natürlich immer dem subjektiven Geschmack des jeweiligen Hörers. Wirklich clever und abwechslungsreich ist es allemal und gibt der Scheibe neben der musikalischen Vielfältigkeit einen durchaus passenden Touch. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Truppe live extrem gut abgeht und ich freue mich auf die bevorstehenden und oben bereits erwähnten Tourtermine mit Sinner und Voodoo Circle. Diesen beiden Bands kann ich nur die Empfehlung aussprechen, dabei alles zu geben, denn sonst spielen ihnen Downspirit die Instrumente um die Ohren.
Line-up:
Steffen Lauth (vocals)
Cedric 'Cede' Dupont (guitars)
Aki Reissmann (guitars)
Dennis Wohlbold (bass)
Steffen Theurer (drums)
Tracklist
Point Of Origin - Part I
Point Of Origin - Part II
Love Song
Life's A Bitch
Lost
Good Times
Hollow Words
Highway Run
Arisen
Make My Day
The End
Externe Links: