Für alle Kenner der Szene ist Savatage eine der größten Bands aller Zeiten, für Nichteingeweihte zumindest eines der größten Mysterien des Musikbiz.
Eine deren Hauptdarsteller ist der umtriebige Jon 'Mountain King' Oliva, dem das Wort 'Langeweile' ganz offensichtlich unbekannt zu sein scheint. Hat er doch neben Savatage, bei denen er seit 1983 als Komponist, Sänger und Bassist bzw. Pianist fungierte, noch weitere Nebenprojekte am Laufen.
So u.a. das Trans Siberian Orchestra, wo er ebenfalls nicht nur als Komponist sondern auch als Bassist, Sänger, Pianist und Keyboarder brilliert; mit Jon Oliva's Pain wandelt er auf Solopfaden und Dr. Butcher ist ein weiteres Sideprojekt bei dem er neben Chris Caffery wiederum als Songwriter, Sänger und Bassist tätig ist, wobei hier Chris als Hauptsongwriter und All-Guitars-Maniac verantwortlich zeichnet.

1994 auf 'Gun Records' erschienen zeigte das gleichnamige Album "Dr. Butcher", wo die Fleischer-Axt hing: mutierten Savatage mit dem Ausstieg von Caffery immer mehr zum orchestralen Power-Ensemble, legten Dr. Butcher eine Scheibe hin, die durch Chris Caffery's harte, rasiermesserscharfe Riff-Kanten sowie gekrönt durch Jon Olivas Wahnsinns-Lead-Vocals, zu einer der besten Heavy-Metal-Scheiben der frühen 90er gehörte.
"Dr. Butcher" zählt zu den Platten, die allein schon ihrer unverbrauchten Frische wegen glänzt, die Songs hauen richtig kraftvoll und geradeaus immer punktgenau in die Magengrube.
Der Opener "The Altar" zum Beispiel mutierte mit seinen donnernden Riffs weiland zum absoluten Geheimtipp in der Szene.
Dampfende Rhythmen, breite Gitarrenwände und emotionaler, leidenschaftlicher Gesang ließen und lassen auch heute noch die Herzen aller Power Metal-Freaks höher schlagen.

Nun, über 10 Jahre sind vergangen und "Dr. Butcher" liegt als Reissue im fein aufgemachten Digipack mit informativem Booklet vor und ist für alle, die das Werk noch nicht kennen, eine wirkliche Bereicherung.
So sind nicht nur die 11 Songs des bereits damals erschienenen Silberlings enthalten. Auf CD 2 gibt es noch 5 Bonustracks, so das bereits 1993 aufgenommene, unveröffentlichte "Inspecter Highway" - gespickt mit markanten Riffs und mit einem Jon Oliva am Mikro, der sich regelrecht selbst übertrifft.
'Metal' Mike Clasciaks übernahm hier das Gitarrensolo. Den Abschluss bilden feine Streichereinlagen und Pianoklänge. Eine wunderschöne, sehr abwechslungsreich gestaltete Nummer.

Weiterhin gibt es noch 4 Demos: das powervoll-düstere "Freaks" (mit seinen mal gerade 4:49 Minuten das kürzeste Stück auf CD2), das psychedelisch beginnende und sich nach und nach fast wütend steigernde, aber immer wieder in sich zusammenfallende "Born Of The Board" sowie das klar und schnörkellos vorwärts treibende "Help! Police?".
Den würdigen Abschluss bildet die feine Gänsehaut-Ballade "Bridges" mit ihren tollen Soli.

Es ist anzuraten, nicht nur bei diesem Track, auf die Texte zu achten, die sehr düster, teilweise regelrecht sarkastisch sind..

Auszug aus "Bridges":
"…now You've Got needles on the beach, AIDS in the streets
No heroes left to save this dying day
Time slipping away, what once was green is now burning away
It points the finger to you…"

Hart, ja geradezu brutal und kompromisslos metzgern sich die 'Fleischer' stellenweise durch die Songs.

Für alle, die das Meisterwerk verpasst haben oder überhaupt noch nicht kennen, eine absolute Kaufempfehlung. Und für alle, die es schon kennen: die Bonus-CD ist den Neukauf allemal wert.
Acht RockTimes-Uhren für "Dr. Butcher".

Besetzung 1992:
Jon Oliva - Vocals
Chris Caffery - Guitars
Hal Patino - Bass
Gene Barnett - Drums

Besetzung 1994-95:
Jon Oliva - Vocals
Chris Caffery - Guitars
Brian Gregory - Bass
Jon Osborn - Drums

Besetzung 1993:
Jon Oliva - Vocals
Chris Caffery - Guitars
Reno Rojas - Bass
Jon Osborn - Drums