Dr. Feelgood
05.02.2006, Rheinberg, Schwarzer Adler
Schwarzer Adler
Dr. Feelgood Wenn dich dieses miese, trübe Winterwetter total fertig macht und Du zu nichts mehr Lust hast, dann hilft nur ein Besuch beim Arzt. Am besten einer, der dich wieder so richtig auf Trab bringt. Wir von der RockTimes empfehlen in so einem Fall den Dr. Feelgood. Der bringt dich mit ein paar schmerzfreien Spritzen Spaß-Rock-Blues wieder mächtig nach vorne.
Piano Red spielte einst einen Song, der "Doctor Feel Good" hieß. Und genau dieser Song inspirierte die Musiker John Wilkinson (Wilko Johnson), John Martin (The Big Figure), John B. Sparks (Sparko) und Lee Brilleaux 1971 dazu, die Band Dr. Feelgood zu gründen.
Dr. Feelgood Getreu ihrem Motto 'The Blues Had A Baby (And They Named It Rock 'N' Roll)' zog die Band erfolgreich durch die Lande und war bald bekannt für ihre energiegeladenen Auftritte. Die ersten Platten verkauften sich auch hervorragend. Als dann der kommerzielle Erfolg langsam abebbte, formierte sich die Band unzählige Male um. Lee Brilleaux verstarb 1994 im Alter von 41 Jahren an Kehlkopfkrebs. Das hindert die Band aber bis heute nicht daran, den Spaß auf die Bühne zu bringen
Dr. Feelgood Als einziges Gründungsmitglied ist noch der Drummer John Martin (The Big Figure) bei Dr. Feelgood, der aber erst vor kurzem wieder in die Band einstieg. Am Gesang und an der Harmonika steht jetzt Robert Kane, die Gitarre wird von dem ex-Steve Marriott-Gitarristen, Steve Walwyn bedient und am Bass arbeitet Phil Mitchell.
Der 'Schwarze Adler' war an diesem Abend wieder gut gefüllt und die Stimmung recht ausgelassen. Dann betrat das Ärzteteam die Bühne und machte vom ersten Ton an mächtig Druck. Rock & Roll der alten Schule vom Feinsten. Sie zogen das Publikum sofort in ihren Bann. Meine Güte, geht da die Post ab.
Dr. Feelgood Zwischendurch blies Robert Kane ein paar tolle Harpsoli. Die Gitarre hämmerte die Riffs durch den Raum, dass es pure Freude war, ihr zuzuhören. Nach dem dritten Song zerfetzte 'The Big Figure', wie ihn Robert nur nannte, seine Snare. Das Teil wurde schnell ausgewechselt, während der Frontmann das Fell herausriss und es als Souvenir in die Menge warf.
Es folgten die Klassiker der Band: "Roxette" und "Milk and Alcohol". Unglaublich, was Steve Walwyn aus seinem Equipment rausholte. Er brauchte keinerlei Effektgeräte um diesen geilen Gitarrensound zu produzieren, was meinen Freund Christoph, der selbst Gitarre spielt, zu der Aussage verleitete "Ich schmeiß meine ganzen Effekte raus. Es geht doch auch ohne". Wir werden sehen!
Dr. Feelgood Nach einem weiteren Stück der Machart 'Vier auf die Glocke und los' wurde es etwas ruhiger on stage. Der Blues hielt Einzug in den Saal. Robert Kane gab ein sehr schönes Harpsolo zum Besten, und verschwand von der Bühne. Steve übernahm und brillierte auf seinen sechs Saiten. Das Solo steigerte sich in ekstasische Höhen, um dann wieder runterzukommen und den Blues zu zelebrieren. Die restlichen Bandmitglieder verließen nun auch die Bretter und Steve blieb mit seiner Gitarre allein zurück. Das Publikum klatschte für ihn den Takt während er weiter spielte. Er ging von der Bühne direkt in die jubelnde Menge, was den Leuten sehr gefiel. Nach ca. 10 Minuten kamen dann auch die anderen Akteure wieder zurück um weiter zu spielen. Der Song dauerte 17 Minuten und verging trotzdem wie im Flug.
Dr. Feelgood Danach gab es wieder einen Wilko-Klassiker, "Back In The Night", der mit einer tollen Slide-Gitarre gespielt wurde. Das Publikum durfte lautstark den Refrain mitsingen, der von einem Gitarrensolo abgelöst wurde. Die Medikation von Dr. Feelgood entwickelte zu diesem Zeitpunkt ihre volle Wirkung. "Wind Up" heizte die Stimmung im Saal weiter an. Bei "Going Back Home" gab es wieder ein kraftvolles Solo auf der Harp und die Gitarre trieb den Rhythmus durch den Song. Boogiemäßig kam die Chuck Berry-Nummer "Talking 'Bout You" daher. Die Jungs haben den Groove im Blut.
"See You Later Alligator" brachte die Fans endgültig zum ausflippen. Der Beifall anschließend war frenetisch. Der nächste Titel "Down To The Doctor" passte wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge und mit "Waiting For Saturday Night" beschloss die Band das offizielle Set nach ca. 80 Minuten. Aber das war natürlich noch nicht alles. Die Fans schrieen nach einer Zugabe und bekamen sie auch.
Dr. Feelgood Die erste Zugabe wurde mit "Riot In Cell Block No. 9" eingeläutet. Die Interpretation von Dr. Feelgood gefällt mir sehr gut. Bei dem John Lee Hooker Cover "Mad Man Blues" klettert der Bassmann Phil Mitchell plötzlich auf seinen Verstärker und spielt dort oben weiter. Ich habe ja schon so einiges gesehen, aber das ist auch für mich eine ganz neue Nummer.
Dr. Feelgood Wieder verschwindet die Band von der Bühne, um gleich darauf wieder zurückzukehren und ihre zweite und letzte Zugabe zu geben. Das Wahnsinnsmedley aus "Tequila" und "Bonie Maronie" beschließt an diesem Abend das knapp zwei Stunden lange Programm. Was für ein Auftritt. Auch wenn von den Gründern der Band nur noch der Drummer dabei ist, kann man behaupten, der Spaß am Rock 'N' Roll ist ihnen auf jeden Fall erhalten geblieben. Dr. Feelgood sollte man sich live auf keinen Fall entgehen lassen.
Und was machten nach dem Konzert die Winterdepressionen? Tja, die sind seit meinem Arztbesuch beim Dr. Feelgood auf nimmer wiedersehen verschwunden und sollte sie mal wiederkommen, werde ich mir einfach eine CD der Band einlegen und an den tollen Abend denken.


Bilder vom Konzert
Dr. Feelgood    Dr. Feelgood    Dr. Feelgood
Dr. Feelgood - Rheinberg, Schwarzer Adler, 16.02.2006
Michael (Mike) Schröder, Fotos: Christoph Kleinhubbert, 15.02.2006