Drakkar / Once Upon A Time … In Hell
Once Upon A Time … In Hell Spielzeit: 54:13
Medium: CD
Label: Spinal Records, 2014
Stil: Metal

Review vom 13.01.2015


Jochen v. Arnim
Belgische Wochen im Hause des Rezensenten, konnte ich mir doch einen kleinen Stapel unlängst veröffentlichter Scheiben aus dem Königreich jenseits der Grenze mit in den Weihnachtsurlaub nehmen. Heute steht Drakkar auf dem Speiseplan und es handelt sich dabei um eine bereits im Jahre 1983 im belgischen Mons/Bergen gegründete Band, die ihren musikalischen Kurs hauptsächlich im Gewässer von Melodic Metal/Speed Metal steuert. Derzeit besteht das Line-up aus sechs Personen, alles gestandene Musiker, darunter allein drei Gitarristen.
Die Zeit seit Bandgründung ist neben musikalischem Erfolg (u. a. Touren mit Queensrÿche und Metallica oder Overkill und Slayer) auf der anderen Seite aber auch durch zwei längere Unterbrechungen in den Neunzigern und noch einmal in der ersten Dekade des jetzigen Jahrhunderts gekennzeichnet. Erst im Januar 2012 entschloss man sich zu einer erneuten und eindrücklich abgefeierten Reunion-Show, die zudem den Re-Release des (in der Originalfassung bei Insidern hoch gehandelten) "X-Rated"-Albums nach sich zog, produziert übrigens vom überaus versierten Simone Mularoni (u. a. DGM, Trick Or Treat). Nach der Trennung vom letzten Sänger hat man nun wieder die Bande mit dem Original-Shouter 'Leny' Vanbellinghen geknüpft, der auch die vorliegende Scheibe mit eingesungen hat.
Im Vorfeld zu dieser Rezension durfte ich kurz vor Weihnachten zudem einen knackigen Auftritt von Drakkar als Vorgruppe von Lizzy Borden genießen, zu dem es an separater Stelle in diesem Kino noch eine Nachschau geben wird.
Rein instrumental werden wir mit "Enter The Drakness" recht passend in die knappe Stunde Spielzeit eingeführt. Was sich anfangs noch als zähes Riff aus den Speakern zieht, gewinnt mit einem Male an Härte und Geschwindigkeit und ehe der Hörer es sich versieht, ist er auch schon im Titeltrack. Und der hat es so dermaßen in sich, dass einem Hören und Sehen vergeht. Überholspur-Riffing und -Drumming, clevere Breaks zu erneut kurzen zähen (im positiven Sinne natürlich) Passagen. Darüber erhebt sich 'Leny' in gesangliche Sphären, die zwischen melodisch-knackigem Singen und kernigem Kriegsgebrüll variieren.
Bleibt auch die Grundstruktur in Geschwindigkeit und Härte erhalten, so verstehen es die Jungs dennoch, mit eingeworfenen Songs reduzierten Tempos eine gewisse Abwechslung zu erzeugen. Aufdringlich schön sind jedoch die knackigeren Parts. Besonders vor dem Hintergrund der Tatsache, dass hier mit gleich drei Äxten zu Werke gegangen wird. Richy, Thierry und Pat nehmen sich nichts und schöpfen dafür aus dem Vollen. Man merke, nicht nur der Southern Rock kann mit Gitarrenarmeen punkten!
Während sich die Belgier deutlich an ihre Wurzeln im klassischen Heavy Metal anlehnen, versäumen sie es jedoch auf der anderen Seite nicht, ihrem Stil auch einen Touch von Moderne beizumischen. So schaffen sie es, sich nicht den 'Makel' von ewig Gestrigen anhängen zu lassen. Immer wieder wird mal ein wenig thrashige Attitüde eingeworfen, deutlich untermauert von des Sängers bisweilen sehr rauer und kerniger Vokalakrobatik. Unablässig vorangetrieben werden die Kollegen jedoch durch die Bassläufe Thierry Duponts und nicht zuletzt von den hämmernden Trommelsalven, die der Meister der Double Bass, Jonas Sanders (u. a. auch Pro-Pain) produziert.
Aufgefrischt wird die harte Mixtur bisweilen von z. B. choral anmutenden Backings wie bei "Angels Of Stone" oder immer wieder flinken Soli auf einer der Sechssaitigen. Auch das kurze "Jubilation At The King Nimrod's Court", das orientalisch-akustisches Musizieren mit Stimmengewirr kombiniert, lockert die harte Abfolge der anderen Tracks etwas auf.
Insgesamt ein kurzweiliges Album, das mächtig Dampf macht - und vor allen Dingen Spaß! Gewiss sei dem Hörer (oder besser noch dem Besucher einer der Shows) kontinuierlicher Anreiz zum - im Idealfall gemeinschaftlichen - unablässigen Headbangen. Wer seine Leidenschaft im guten alten Heavy Metal findet, vielleicht ein bisschen Accept mag, dem wird mit "Once Upon A Time …" ein lohnenswertes Album geboten.
Line-up:
Fab 'Leny' Vanbellinghen (vocals)
Richard 'Richy' Tiborcz (guitars)
Thierry Delcane (guitars)
Pat Thayse (guitars)
Thierry 'Tytus' Dupont (bass)
Jonas Sanders (drums)
Tracklist
01:Enter The Darkness
02:Once Upon A Time ... In Hell
03:Lost
04:Angels Of Stone
05:Yerushalayim A. D. 1096
06:Saint Bartholomew's Night
07:Jubilation At The King Nimrod's Court
08:Babel
09:Scream It Loud!
10:Never Give Up
11:War
12:A Destiny That Does Not Heal
13:What's Going On?
14:Epilogue
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