Draumar / Gebirge
Gebirge Spielzeit: 20:16
Medium: EP
Label: Karge Welten Kunstverlag, 2012
Stil: Ambient Black Metal

Review vom 25.10.2012


Andrea Groh
Spontaner Gedanke: Ist bei Karge Welten Voraussetzung, dass man einen Dichter zitiert? Bei Vargnatt war es Gottfried Benn, bei Draumars "Gebirge" ist es Novalis.
Wer träumt hier von Bergen? Ein junger Deutscher mit dem Namen Andreas, gerade mal 18 Jahre alt, wenn ich den Metal-Archiven glauben darf.
Dafür hat er schon recht viel veröffentlicht: 2009 die Split "Zeitzeichen" mit Uruk-Hai, im gleichen Jahr das Draumar-Debüt "Hibernation". Auch 2012 gab es eine Split "Metamorphosis", dieses Mal mit Winterblood, und eine CD alleine: "Ein Wintermärchen".
Wenn ich schreibe alleine, bedeutet das im Falle von Draumar, dass er komplett alle Instrumente spielt und Songs schreibt.
Nach einer kleinen Pause geht es nun mit der EP "Gebirge", bei der er drei Sessionmusiker (an der Gitarre und Flöte) dabei hat. Jetzt werden schon einige (vor allem die True-Metaller) zucken, Flöte?
Ja, richtig gelesen. Ist das dann noch Metal? Würden wohl viele nicht so nennen. Als Stilrichtung wird angegeben 'Orchestral / Ambient Black Metal'.
Was bedeutet das? Zwei der vier Tracks sind Instrumentale, nämlich "Auftakt" und "Gipfelstürmer". Diese haben einen stark soundtrackartigen Charakter. Dagegen bestehen die beiden "Gebirge"-Teile aus sehr symphonischem, melodischen Black Metal. Diese Zuordnung kann man hauptsächlich aufgrund der stellenweise keifenden Stimme machen, dann tritt auch mal die E-Gitarre in den Vordergrund. Im zweiten Teil "Gebirge II" wird es sogar ansatzweise aggressiv. Dies im Wechsel mit harmonischem Flötenspiel, das atmosphärische Momente zaubert und für Kontrast zu den harschen Parts sorgt.
Meistens ist es aber eher ruhig und Draumar flüstert seinen Text, während Tasteninstrumente das Fundament dazu erschaffen.
Somit ist "Gebirge" keine Scheibe für Metaller, die harte Riffs und straighte Songs zum Abgehen haben wollen.
Sondern eher etwas zum Träumen von verschneiten Bergen und geheimnisvollen Landschaften. Meinetwegen auch zum Lesen von Novalis-Gedichten, wobei manche dabei die schwarzmetallischen Elemente als störend empfinden könnten. Oder auch die deutsche Sprache, die man allerdings stellenweise aufgrund des 'Gesangsstils' kaum als solche wahrnimmt.
Nebenbei: Der Herr Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg (Novalis) war nicht nur frühromantischer Schriftsteller und Philosoph, sondern auch Bergbauingenieur.
Dies alles ist irgendwie in "Gebirge" wiederzufinden.
Für 2013 hat Draumar eine CD angekündigt, die sich an Wagner orientieren soll und die wieder mehr orchestral und weniger Black Metal sein soll. Hm, ich fand, schon hier war doch gar nicht so viel davon drin.
Mir gefällt das Teil schon, dennoch glaube ich nicht, dass Draumar damit viele Hörer finden wird und auch gar nicht will…
Line-up
Draumar (all instruments)

Session:
Jay (electric guitar)
Anna (flute)
Jonas (acoustic guitar)
Tracklist
01:Auftakt (3:34)
02:Gebirge (5:58)
03:Gebirge II (6:55)
04:Gipfelstürmer (3:49)
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