Dream Theater / Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory
Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory Spielzeit: 77:12
Medium: CD
Label: Elektra Records (Warner), 1999
Stil: Progressive Metal


Review vom 02.03.2015


Mario Keim
»Die zarteste Versuchung, seit es Heavy Metal gibt.« Mit dieser Zeile - in Anlehnung an eine bekannte Schokoladenwerbung - habe ich 1994 für eine ostthüringische Tageszeitung ein Foto betitelt, nachdem ich kurz zuvor Dream Theater mit der Tour zum Album "Awake" im Leipziger Haus Auensee das erste Mal live erlebt habe. Und es sollte nicht die letzte Begegnung mit dieser außergewöhnlichen Band gewesen sein. Offenbach (2000) und München (2002) folgten ein wenig später. Wobei das Jahr der Euroeinführung an den Amerikanern scheinbar spurlos vorbei gegangen war, wie damals die Preise am Merchandising-Stand augenscheinlich verrieten. Aber das sei hier nur am Rande erwähnt.
Die Mischung aus Innovation, Kreativität und ungezähmter Spielfreude, bei Konzerten wie im Studio, hatte es mir sofort angetan und im Freundeskreis bekam ich sehr schnell mit, dass ich mit dieser Vorliebe für die Band alles andere als alleine lag.
Genau ins Mark traf deshalb auch das erste und bislang einzige Konzeptalbum der Band um den Gitarrenvirtuosen John Petrucci, Bassisten John Myung, Sänger James LaBrie, Schlagzeuger Mike Portnoy und Keyboarder Jordan Rudess.
Was mich außerdem immer wieder fasziniert: Dream Theater reizen die Spielzeit einer CD zumeist komplett aus und lassen damit beinahe keinen Platz mehr für einen Kopierschutz. Das trifft ebenfalls auf den 1999 erschienenen Longplayer "Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory" zu, das erste Album mit Neuzugang Jordan Rudess an den Tasten und das fünfte reguläre Studioalbum der Band.
Wer Dream Theater mag, muss sich auf solch lange Stücke einlassen können. Mal schnell nebenbei hören, das ist bei den US-Amerikanern - zum Glück - nicht möglich.
Das vorliegende Album fesselt den Hörer mit einer komplexen Story, wie es sich für ein 77-minütiges Konzeptalbum gehört.
»Es erzählt die Geschichte des fiktiven Nicholas, der von wiederkehrenden Träumen geplagt wird, weshalb er bei einem Hypnosetherapeuten (dem 'Hypnotherapist') Hilfe sucht. In den Träumen taucht wiederholt eine junge Frau auf, die Victoria Page heißt und als Nicholas wiedergeboren wurde. Victoria war mit Julian Baynes, auf den in den Texten teilweise unter dem Pseudonym 'The Sleeper' Bezug genommen wird, liiert, trennte sich jedoch aufgrund seiner Spiel- und Alkoholsucht von ihm. Sie suchte Trost bei seinem Bruder, Senator Edward Baynes, dessen Pseudonym 'The Miracle' ist.« (Wikipedia).
Das Spiel aus Verrat, Sünde, Liebe, Tod, Grenzerfahrung und dem Leben nach dem Tod nimmt seinen Lauf. So komplex wie die Story ist, so komplex ist auch die Musik, deren Texte die beiden Produzenten des Albums, John Petrucci und Mike Portnoy, geschrieben haben. Nach Angaben des Schlagzeugers stand der Film "Schatten der Vergangenheit" (Originaltitel: "Dead Again"), aus dem Jahr 1991, Pate für die Arbeit an dieser Produktion.
Musikalisch ist "Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory" eine Fortsetzung des Stückes "Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper" vom 1992er Studioalbum Images & Words. Der erste Teil wurde allerdings ohne die Absicht zur Fortsetzung geschrieben und das "Part 1" im Titel ohne eine besondere Bedeutung gewählt, ließ uns die Band zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wissen.
"Metropolis Pt. 2" strotzt vor Gitarrensoli und Drumpassagen, die man von Dream Theater kennt. Die langen Soli und genialen Riffs bedingen einen regelmäßigen Rhythmus- und Tempowechsel. Auch das ist typisch Dream Theater: Harte Rhythmen in "Fatal Tragedy" mit Tempowechseln ergänzen sich mit melancholischen Balladen wie bei "Through Her Eyes".
Dagegen sind auf "The Spirit Carries On" sogar jazzige Elemente zu finden, die von einem Gospelchor unterstützt werden. Gänsehaut pur. Das Stück ist wohl auch dank der Arbeit des Gitarristen John Petrucci und des Sängers James LaBrie der emotionale Höhepunkt der vorliegenden CD.
"Beyond This Life" kommt hingegen schnell und heavy daher und enthält, als eine der längsten Nummern, viele Überraschungsmomente. "Home" baut im zweiten Teil der Scheibe noch einmal mächtig Spannung auf, dem sich dramaturgisch geschickt ein Instrumental ("The Dance Of Eternity") anschließt.
Wie gewohnt liefern die Musiker auch in anderen Songs verspielte Instrumentalpassagen ("Beyond This Life", "Home") und damit Zäsuren im abwechslungsreichen Titelgefüge - typisch für das Progessive Rock-Genre, das hier zweifelsohne mit einem neuen Meilenstein aufwarten kann.
"Scenes From A Memory" enthält zwölf Lieder von unterschiedlicher Länge und kompositorisch kann man hier von einer Rockoper in zwei Akten sprechen.
Es ist ein anspruchsvolles (Konzept-)Album mit komplexer Musikverschachtelung, das man sich durchaus jeden Tag anhören kann. Aber eben - wie bereits erwähnt - nur nicht nebenbei.
Was gleichsam erstaunlich wie erfreulich ist: "Metropolis" darf man getrost auch seinen Freunden und Bekannten vorspielen, die nicht unbedingt auf Heavy Rock stehen, ohne dabei gleich schief angesehen zu werden.
Line-up:
James LaBrie (vocals)
John Petrucci (guitars, vocals)
Jordan Rudess (keyboards)
John Myung (bass)
Mike Portnoy (drums, percussion, vocals)

Guests:
Theresa Thomason (backing vocals - #7,11)
Mary Canty (backing vocals - #11)
Shelia Slappy (backing vocals - #11)
Mary Smith (backing vocals - #11)
Jeanette Smith (backing vocals - #11)
Clarence Burke jr.(backing vocals - #11)
Carol Cyrus (backing vocals - #11)
Dale Scott (backing vocals - #11)
Tracklist
01:Regression (2:07)
02:Overture 1928 (3:38)
03:Strange Deja Vu (5:12)
04:Through My Words (1:02)
05:Fatal Tragedy (6:49)
06:Beyond This Life (11:23)
07:Through Her Eyes (5:29)
08:Home (12:53)
09:The Dance Of Eternity (6:14)
10:One Last Time (3:47)
11:The Spirit Carries On (6:38)
12:Finally Free (12:00)
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