Kurze Vorstellung: 2001 spielten sie auf dem 'Sweden Rock Festival' und veröffentlichten unter eigener Produktion die Demoaufnahmen "Crystal Age" und die Single "The Call". Damals hießen sie Infinity, heute nennen sie sich Dreamland - und die Assoziationen, die diese beiden Namen wachrufen, locken den europäischen Metal-Kenner sofort auf die richtige Fährte.
Nächster Hinweis: Nach ihrem ersten Markenzeichen "The Call" wurde der Hammerfall-Sänger Joacim Cans auf die Band aufmerksam. Gleich und gleich gesellt sich eben gern - er fühlte sich wohl so geschmeichelt von diesen Nacheiferern seiner eigenen Band, dass er sie kurzerhand zusammen mit Andy LaRocque ( King Diamond, Dream Theater) unter seine Fittiche nahm und sie produzierte. Cans sorgte für die Bass-, Gitarren-, und natürlich Gesangsaufnahmen, und steuerte auch selbst noch ein paar Backing Vocals bei. Währenddessen schauten auch Frederik Nordström und Snowy Shaw von den Kollegen von Mob Rules vorbei, waren begeistert von Dreamland-Sänger Joacim Lundberg und luden ihn sogleich zu ihrem nächsten Album ein.
Schwedische Power Metaller unter sich - klingt auf dem Papier alles ganz gut. In der Praxis jedoch erweist sich Dreamland als das langweiligste Produkt, dass mir seit Langem untergekommen ist. Der Leitsatz "besser gut kopiert als schlecht selbst ausgedacht" passt leider nur auf Computerspiele.
Sicher gibt es angenehme Momente, und sicher ist - wie so oft - von technischer Seite absolut nichts zu bemängeln. Aber die fünf Schweden geben sich ja noch nicht mal Mühe, kein Hammerfall-Abziehbild zu sein. Dabei gibt es so viele skandinavische Power-Metal-Bands, die man von Zeit zu Zeit hätte kopieren können, zumal sie sich wenigstens in ein paar Nuancen unterscheiden; aber man beschränkt sich doch tatsächlich nur auf diese eine. …Ich glaube nicht, dass Joacim Cans mit der Peitsche daneben stand und auf der Huldigung der eigenen Karriere bestanden hat.
Wenn sie denn wenigstens noch an das Niveau ihrer Idole hranreichen würden...
Aber eine Band, die nur schamlos kopiert und dabei längst nicht das kreative Niveau der Vorbilder schafft - tut mir Leid, aber schlimmer geht's wirklich nicht. Dabei waren ja Hammerfall selbst schon nie die Könige der Überraschungen, haben aber wenigstens einen schnittigen Appeal in Alben wie "Crimson Thunder".
Das hier Gebotene klingt dermaßen abgenudelt und einfallslos, das selbst die kreativlosen Hammerfall von heute solch eine Mucke locker auf der linken Backe runterreißen würden. Selbst die weiblichen Gesangsparts auf der obligatorisch seichten Ballade fehlen nicht.
Der einzige Moment, wo man zumindest ansatzweise vielleicht ein bisschen Eigenständigkeit - oder nennen wir es besser beherzteres Kopieren - hört, ist der Titelsong.
Bis zu einem eigenen Sound muss darauf aber mehr als nur ein bisschen aufgebaut werden.
"Future's Calling" ist nur etwas für Fans des puren Power Metals mit besonders dickem Fell. ...Dass es möglich ist, mit Stil und eigenem Touch zu kopieren, zeigen zum Beispiel Astral Doors - zumindest auf ihrem ersten Album, auf dem man zu keiner Zeit das Gefühl hat, dass man nicht nur kalten Kaffee trinkt, sondern der Einem sogar schon wieder hochkommt.
Spielzeit: 49:29 Min, Medium: CD, Dokyard 1, 2005
1:The Chance (Intro) (1:03) 2:Hearts Like Lions (4:51) 3:A New Way (4:25) 4:Breaking The Chains (5:01) 5:Destiny (4:40) 6:Die Slowly (4:35) 7:Fade Away (5:03) 8:All For One (4:17) 9:Dreamland (4:39) 10:Future's Calling (4:12) 11:Blank Mind (1:18) 12:A New Dimension (4:24) 13:Repeating Supremacy (Outro) (1:01)
Christoph Segebard, 20.11.2005
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