Endlich mal wieder ein richtiges, reines Rockalbum einer Nachwuchsband aus Deutschland. Es wird ja auch Zeit, dass man sich nicht irgendwelchen Trends anpasst, nur weil sie gerade 'in' sind, sondern einfach nur Rockmusik im klassischen Sinne spielt.
Drift & Die sind seit über zehn Jahren auf der Bildfläche und haben in den vergangenen Jahren so ausgiebig an den Songs gefeilt, dass nun mit "Back To Paradise" ein wirklich brauchbares Ergebnis zustande gekommen ist. Nach den Bildern im Booklet zu urteilen, haben die vier Musiker die Altersgrenze von 25 Jahren noch nicht weit überschritten und zeigen in ihren zwölf Songs der Debüt-CD, dass sie sich keinen musikalischen Vorbildern unterwerfen oder irgendetwas abkupfern. Natürlich haben auch sie, wie so viele andere, als Coverband angefangen, aber schon nach kurzer Zeit prägten sie in der süddeutschen Musikszene ihren eigenen Stil und legten die Coversongs komplett ab. Das Ergebnis ist nun in gepresster Form zu bewundern und für meine Begriffe zukunftsorientiert sowie sehr hörenswert.
Wenn man es drauf anlegt, findet man selbstverständlich in jeder Suppe ein kleines Haar, das einem den Geschmack verdirbt, aber hier werden diese kleinen musikalischen Ausrutscher sehr geschickt überspielt, sodass ein gelungenes Gesamtpaket entstanden ist. Hören wir doch einfach mal rein.
Ein 36 Sekunden langes "Intro" bereitet einen Klangteppich vor, auf dem wir in den nächsten 45 Minuten in pure Rockmusik entführt werden. Schon im sich direkt an das "Intro" anschließenden "Nowhere" geht es unaufhaltsam vorwärts und die kräftigen Gitarren weisen uns den Weg. Mit einsetzendem Gesang wird es dabei noch interessanter, denn die Stimme von Sänger Sascha Breithaupt hat eine angenehme Klangfarbe und einen recht guten Wiedererkennungswert.
Mit einem ruhigen Anfang kommt "Part Of You" daher, um dann nach ca. zwei Minuten durch den Einsatz der Gitarren kräftig anzuziehen. Ausgestattet mit sehr effektvollen Breaks ist es ein klasse Titel. Eigentlich bin ich in diesem Moment etwas angestachelt und möchte weitere schnelle Musik hören, aber mit "White Flag" servieren die Vier erst einmal eine Ballade. Ausgesprochen schön gesungen und gespielt sowie gen Ende mit einer noch deutlicheren Steigerung, wird "White Flag" sofort zu meinem Lieblingstitel der CD "Back To Paradise" erkoren.
"Back Home" hingegen fängt zwar sehr verheißungsvoll an und geht gleich richtig los, fällt aber leider im weiteren Verlauf etwas ab. Dieses kleine verzeihbare Manko wird aber sofort mit "Loose And Leave" kompensiert, das sich über die 4:30 Minuten Laufzeit sehr treibend und extrem rockig präsentiert. Der folgende und längste Track des Albums, " Scars", ist dafür wieder etwas gemischter. Nach einem zu ruhigen Anfang erfolgt ein Aufbäumen, das aber nach einiger Zeit wieder nachlässt und so vor sich hinplätschert, sich zum Ende hin aber wieder steigert und dem ganzen Song dadurch noch eine positive Note einbringt. Ebenso im folgenden "Gone This Way", dessen Highlights allerdings nur am Anfang und am Ende zu finden sind. Der Mittelteil schwächelt etwas und ist deutlich verbesserungswürdig. Dieser mittlere Teil der CD klingt im Ganzen auch mehr wie ein Muss als ein Wollen. Und auch der Titelsong "Back To Paradise" fällt in diese Kategorie. Sehr viele Tempowechsel sorgen zwar musikalisch für Abwechselung, der Gesang klingt allerdings etwas zu gleichmäßig - ich möchte ungern runtergeleiert sagen. Dazu ein etwas chaotisches Ende in den letzten 20 Sekunden trüben leicht meinen Hörgenuss. Dafür gibt mir "XxX" wieder das, wonach ich mich in den letzten 20 Minuten gesehnt hatte: schöne Gitarrenriffs, treibende Grooves und einen sehr melodiösen Gesang.
Beim vorletzten Track "Rising Disease" setzt sich diese Power weiter fort und ich bin wieder in meinem Element. So wollen wir die vier von Drift & Die hören und live sehen.
Aber wie jede CD, hat auch diese leider ein Ende und hier steckt für mich das größte Manko an diesem doch sehr eindruckvollen Gesamtwerk. Meine Erkenntnis über die Jahre ist es, dass sich der erste und der letzte Song einer CD am meisten einprägen. Der erste gibt mir die Richtung vor und ich erinnere mich meistens daran, um einzuordnen, ob mir die Musik gefällt oder nicht. Der letzte Song bleibt mir ebenfalls in Erinnerung, weil er als Ausklang immer hängen bleibt und meine Kauflust dahingehend beeinflusst, mir die Folge-CD zu kaufen - oder nicht. Ist also das letzte Stück weniger gut, verliere ich das Interesse. Auf "Back To Paradise" ist der letzte Song ein totaler Rausschmeißer, so wie die letzte Scheibe in einer Disko, um die betrunkenen Tresenbeißer hinaus zu komplimentieren. "Solitary Place" ist ein Akustikwerk, das viel zu lahm ist und mit seinen indianisch angehauchten Chorgesängen überhaupt nicht in das Konzept passt. Ein Track weniger auf dem Album wäre besser gewesen. Aber trotz dieses Missgeschicks ist die Scheibe sehr hörenswert - dazu Daumen hoch und so weiter gemacht, ihr vier …
Line-up:
Sascha Breithaupt (vocals, guitar)
Mike Meiser (bass)
Ralf Trautmann (guitar)
Michael Schelhorn (drums)
Tracklist |
01:Intro (0:36)
02:Nowhere (3:20)
03:Part Of You (4:55)
04:White Flag (4:32)
05:Back Home (3:23)
06:Loose And Leave (4:30)
07:Scars (5:43)
08:Gone This Day (3:34)
09:Back To Paradise (3:20)
10:XxX [Sex,Drugs…We Love Rock'n'Roll] (3:02)
11:Rising Disease (3:50)
12:Solitary Place (4:04)
|
|
Externe Links:
|