Spielzeit: Duran Duran: CD 1 (54:16), CD 2 (70:42) Seven And The Ragged Tiger: CD 1 (37:42), CD 2 (66:05) Medium: Do-CD Label: EMI, 2010 (1981/1983) Stil: Pop Review vom 13.05.2010 Udo Gröbbels

PopTimes , oder was ?
Zugegeben, Duran Duran sind jetzt nicht die Referenzband für ein Onlinemagazin wie RockTimes, aber sie haben hier durchaus ihre Berechtigung. Natürlich waren Duran Duran Popper und hatten Anfang der 80er furchtbare Klamotten an. Aber Mötley Crüe und später Poison sahen auch nicht viel anderes aus und allen war gemeinsam, dass man sich gerne an Mamas Schminkkoffer vergriff.
Bei den jüngeren Rockbands wird auch heute noch häufig Duran Duran als Einfluss oder Inspiration angegeben, was zeigt, dass ein guter Song ohne Probleme genreübergreifend ist und auch Jahre später noch präsent sein kann.

Daher haben Duran Duran weit mehr hinterlassen, als nur Schulterpolster und bunte Plattencover. Zwei Beispiele für die Musik der Band sind die beiden jetzt aufwendig jeweils als Doppel-CD wiederveröffentlichten Platten "Duran Duran" (1981) und "Seven And The Ragged Tiger" (1983). Obwohl beide damals sehr erfolgreich waren, ist es aber heute immer noch das zweite Album "Rio" von 1982, was als DAS Duran Duran-Album gilt. Dem stimme ich auch zu, denn Songs wie "Hungry Like The Wolf", "Hold Back The Rain" oder das Titelstück (immer noch einer der besten Popsongs ever) sind nun mal Klassiker ihres Genres. Trotzdem haben aber Album 1 und 3 durchaus auch ihre Reize.

Aktuell hängt die Band in den Seilen und da sich die beiden Comebackalben "Astronaut" (2004) und "Red Carpet Massacre" (2007) auch nicht sehr gut verkauft haben, ist ihr Schicksal zur Zeit unbestimmt.
Das soll uns aber an dieser Stelle nicht weiter stören, denn wir drehen mal wieder die Zeit zurück und gehen an den Anfang der 80er Jahre. 1978 in Birmingham gegründet, hatte man nach diversen personellen Umstellungen endlich eine konstante Bandkonstellation gefunden und veröffentlichte 1981 das gleichnamige Debüt:

Duran Duran (1981) plus Single-B-Seiten
Direkt mit zwei echten Kracher geht es los. "Girls On Film" und "Planet Earth" sind für ein Debüt bereits extrem ausgefeilte Lieder, die auch beide als Single veröffentlicht wurden. Hier zeigen sich direkt die Trademarks der Band: Tanzbares Tempo, druckvoller Bass und die markante Stimme von Simon Bon. "Girls On Film" war damals sogar der erste Videoclip, der auf MTV nur zensiert gezeigt wurde, da er laut Sender zuviel nackte Haut und Schamhaare (ja, wir sind in den 80ern ) zeigte. Danach verflacht das Niveau der CD etwas, aber mit "Night Boat" gibt es eine relativ experimentelle und sehr atmosphärische Nummer, die entfernt sogar an Prog Rock erinnert. Auch der Abschlusstrack, das Instrumental "Tel Aviv", klingt ziemlich abgefahren und ist weit weg von späteren Pop-Nummern wie beispielsweise "Wild Boys". Als Bonus gibt es noch vier Single-B-Seiten, wobei vor allem "Late Bar" punkten kann. Schwach dagegen fällt die Bowie-Covernummer "Fame" aus, die nicht richtig zünden will.

CD 2 - Bonus-Tracks
Die Bonus-CD bietet diverse Remixe und Demo-Versionen. Während die Demos wie zu erwarten vor allem durch ihren etwas dünnen Sound auffallen, sind aber die Remixe sehr interessant. Vor allem die "Night Version" von "Planet Earth" ist äußert gelungen und auch "Girls On Film" als Remix ist sehr gut. Insgesamt aber zu viel "Füllmaterial" auf CD 2. Zusätzlich zu der hier besprochenen Doppel-CD ist das Album als Vinyl-Version und Doppel-CD plus DVD erschienen. Auf dieser DVD findet man auch das besagte Skandalvideo von "Girls On Film" - natürlich jetzt als unzensierte Version.

Seven And The Ragged Tiger (1983)
Nach dem noch etwas experimentellen Debüt und dem erfolgreichen "Rio" kam dann auch schnell "Seven And The Ragged Tiger" auf den Markt. Der Opener und Single "The Reflex" kommt schon wesentlich poppiger und etwas funky daher und war damals ein großer Hit für Duran Duran. Das folgende "New Moon On Monday" ist eine meiner absoluten Lieblingsnummern der Band und besticht durch eine Wahnsinnsmelodie. Leider folgen dann, genau wie beim Debüt, wieder einige schwache Nummern, ehe "Union Of The Snake" und vor allem "Shadows On Your Side" wieder punkten können. Auch das abschließende "The Seventh Stranger" kann gefallen und ist mit über fünf Minuten verhältnismäßig lang. Verhältnismäßig kurz dagegen ist das komplette Album ausgefallen, denn nach knapp 37 Minuten ist schon Schluss mit CD 1.

CD 2 - Bonus-Tracks
Im Gegensatz zur Bonus-CD des Debüts ist hier richtig was geboten. Den Anfang macht das damals nur als Single veröffentlichte "Is There Something I Should Know?". Auch heute noch eine tolle Nummer. Die B-Seiten sind hier ebenfalls nicht so herausragend, aber für Fans sicherlich interessant. Dagegen sehr interessant sind die Livemitschnitte aus dem Jahre 1984 die zeigen, dass man auch live überzeugen kann (wovon ich mich vor knapp fünf Jahren auch selber überzeugen durfte). Auch die Remixe, wie z. B. der "Monkey Mix" von " Is There..." sind gelungen und runden die Bonus-CD gut ab. Hier gibt es wirklich 66 Minuten mit einigem sehr interessanten Bonusmaterial.
Auch "Seven And The Ragged Tiger" erscheint sowohl als Vinyl-Edtion und als Doppel-CD plus DVD. Auf der DVD befindet sich mit "As The Lights Go Down" ein richtiger Film, der damals vom Regisseur Russell Mulcahy produziert wurde. Außerdem enthält sie noch diverse Video-Clips plus zwei TV-Auftritte. Feine Sache.

Fazit:
Während das gleichnamige Debüt die besseren Songs enthält, kann bei "Seven And The Ragged Tiger" vor allem das opulente Bonusmaterial punkten. Fans würde ich in beiden Fällen die Deluxe-Variante empfehlen. Ansonsten hat das Debüt mehr Klasse und man merkt einfach, dass nach dem zweiten Album "Rio" so etwas die 'kreative Luft' raus war.

Line-up:
Simon Le Bon (vocals)
John Taylor (bass)
Andy Taylor (guitar)
Rodger Taylor (drums)
Nich Rhodes ( keys)