Spielzeit: 78:44 (CD), 80:00 (DVD) Medium: CD/DVD Label: Music In Motion,2011 Stil: New Metal Review vom 17.09.2011 Jens Groh

Gleich zu Beginn muss ich zugeben, dass ich nie der große Korn Fan war und bin, aber der Solo-Ausflug des Frontmannes der 'Körner' ist ein wirklich gelungenes Stück Musik geworden, da muss ich meinen Hut ziehen, soviel steht schon mal fest.

"Alone I Play / Live At The Union Chapel" wird als CD/DVD veröffentlicht, wobei beide dieselben Songs enthalten, der Längenunterschied resultiert nur durch den auf der DVD enthaltenen Nachspann. Also knappe achtzig Minuten feinste Livemomente.

Wenden wir uns also gleich der DVD zu, die zwar spartanisch daherkommt, also gerademal ein Menü besitzt, das einem die Anwahl der einzelnen Tracks erlaubt. Okay, dann wollen wir mal zum Konzert kommen. Jenes wurde am 16. Juni 2008 in der Union Church in London mitgefilmt. Warum sich allerdings so lange dafür Zeit gelassen wurde, das Konzert zu veröffentlichen, bleibt mir eine Rätsel. Obwohl ein Konzert in der Zwischenzeit unter gleichen Namen auch schon in den USA herauskam, hmm??
Eine wirklich wunderschöne Kulisse, die der Oberzappler und seine Sidekicks sich da ausgesucht haben. Man hat das Gefühl, etwas wirklich Besonderes mitzuerleben. Auch wenn es etwas befremdlich wirkt, wenn Mr. Davis auf einem roten Thron so dermaßen abzappelt und mitleidet, faucht, singt, und damit seinen intensiven Texten das Optische verleiht, dass man ihm das eine oder andere Mal die Red Bull-Dose abnehmen möchte, an der er oft süffelt, was ihn wohl noch unruhiger macht... aber egal, es kommt auf die Mucke der Herren an. Und die hat es in sich, und wie!

So kommt der Hörer bzw. Zuschauer in den Genuss von so manchen Korn-Songs in einer gänzlich anderen Version. Nicht etwa das übliche Unplugged-Zeug, nein, oft werden die Songs ganz anders interpretiert
Allein, dass sich mit Shenkar ein Geiger im Line-up befindet, der auch noch so nebenbei mit seiner Stimme den Songs eine, sagen wir mal, orientalische Note gibt, lässt dem Hörer oft eine wohlige Hühnerpelle über den Rücken laufen.
Aber auch die anderen Musiker sind wirklich das, was sie sich schimpfen, nämlich Musiker!!!! Hier versteht jeder einzelne sein Instrument aufs Trefflichste zu benutzen bzw. zu beherrschen! Wie Mr. Davis so treffend feststellt, dass viele Bands oder Musiker vergessen haben, wie man sein Instrument beherrscht. Hier braucht man keine Angst zu haben, hier sind Könner am Werk. Siehe das Gitarrensolo vor "Not Meant For Me". Also wirklich Simply Fucking Amazings (SFA)

Alle Stücke, egal, ob jene aus der Feder der Korn-Mucker stammen, oder ob es Solo-Werke Jonathans sind, bestechen mit einer monströsen Atmosphäre, der man sich fast nicht entziehen kann. Besonders "4 U" oder "Slept So Long" und "Redeemer" sind Songs der Extraklasse. Vor allem bei den Parts, in denen die Violine die Führung der Melodien übernimmt, wird selbst Jonathan fast von ihrer Intensivität überwältigt. Besonders freuen dürfte echte Korn-Fans, dass man zum ersten Mal "Kick The P.A." (vom "Spawn"-Soundtrack) live zu hören bekommt. Wie auch Nummern vom "Queen Of The Damned"-Soundtrack. Besonders "Careless" ist mit einer der besten Songs auf der ganzen Scheibe!!!

Summa Summarum muss ich sagen, dass der Zappeljohann mit dieser Veröffentlichung einen weiteren Fan gewonnen hat. Zumindest werde ich die alten Korn-Sachen jetzt mit anderen Ohren hören, und diese CD/DVD wird mit Sicherheit öfters ein paar Runden im Player rotieren. Ganz großes Kino!!!

Line-up:
Jonathan Davis (vocals)
Shane Gibson (guitar)
Miles Mosley (upright bass)
Michael Jochum (drums, percussion)
Zak Baid (keyboards)
Shenkar (violin)