Ob beim Mannschaftssport oder im Berufsleben, oftmals sind da reibungslose Teamplayer gefragt. Doch wer kennt es nicht, das Gefühl was Eigenes, ohne fremde Hilfe, auf die Beine zu stellen? Ich meine, wenn man in einen sogenannten "Egotrip" verfällt. Dieses Schicksal musste vor kurzem Thorsten Dietrich ereilt haben und vermutlich dachte er sich: Werde ich mal mein Soloprojekt einfach "Egotrip" taufen.
Mein Kollege und Punk Rock-Experte Moritz Alves müsste mit Dietrich was anfangen können, spielt dieser immerhin schon seit 1995 am Schlagzeug der deutschen Punkband Nevermind. Seine musikalische Vergangenheit kann Thorsten nicht verbergen, so wirken seine Gesangsvorträge recht spaßig, ironisch und trotzdem qualitativ sehr hochwertig! Meine ersten Eindrücke des Silberlings erwecken Erinnerung an die NDW-Kultband Spliff. Neben seinen gelungen Texten, die er sehr gekonnt ins Mikro haucht, besticht er dadurch, dass er bis auf die Streicher-Elemente und einem erstklassigen Gitarrensolo bei "Zwischendurch verzweifelt" ( Jens Ludwig) alle Instrumente, ob Gitarre, Keyboard, Drums oder Bass, selbst einspielte! In einer guten Dreiviertelstunde wird dem Konsumenten allerfeinster Deutsch Rock geboten, der aus einer Mischung Punk, etwas NDW, einer Brise Pop und einer gehörigen Portion Rock besteht, dem er zum Schluss noch zwei Bonus-Instrumentalstücke beigemischt hat.
Die Platte beginnt nach einem kurzweiligen Intro mit dem Titeltrack "Egotrip" und setzt schon mal eine ansprechende Duftmarke. Neben richtig fetziger Rockmucke versteht es Dietrich, auch mit Balladen, wie bei "Sowieso", oder mit Stücken zu brillieren, die sich durch eingängige Rhythmen und einprägsame Textvorträgen ("Flamme") unweigerlich ins Hirn reinfräsen! Ich kann den Silberling so oft durchlaufen lassen wie ich will, einen musikalischen Schwachpunkt oder ein Lied, das völlig abfällt, kann ich nicht ausfindig machen. Neben "Flamme" zelebriert Thorsten mit "Splitter", "Meine Zeit in deinem Leben" und meinem persönlichen Anspieltipp "Zwischendurch verzweifelt" Songs, die sehr hitverdächtig klingen! Nachdem der Solist mit "37 Grad" nochmal richtig abrockt, folgen zum Schluss zwei Bonustracks, die jeder Hollywood-Liebesschnulze zum Kassenschlager verhelfen könnten! Butterweiche Tastenelemente prägen das "Egotrip Piano", die des Künstlers klassische Ader offenbart. "Der Abschluss" wird noch mit reichlich Streichereinlagen unterstützt und setzt nochmal ein Ausrufezeichen! Letztlich demonstriert der Punk-Rocker, dass er auch sehr behutsam Auftragen kann.
Fazit: Wer, wie Thorsten Dietrich in der Lage ist, fast alle Instrumente seiner Platte, allein einzuspielen, der verdient meinen uneingeschränkten Respekt! Eine weitere Besonderheit kann der Konsument entdecken, wenn er die Textpassagen der einzelnen Stücke genau verfolgt. So erzählt Dietrich eine Geschichte von der Trennung einer (seiner?) Beziehung bis hin zu einem Neubeginn. Obwohl er seine Gesangseinlagen, bedingt durch seine punkige Vergangenheit oft witzig vorträgt, vermitteln seine Songs meist ernsthaften Inhalt, den er mit seinem ausgeprägten Zwerchfell gekonnt vorträgt.
Fans die auf Deutsch Rock aus einer Mischung von Spliff, den Ärzten, Rio Reiser und Nevermind stehen, werden an dem Album kaum vorbeikommen! Auch sonstigen Rockliebhabern möchte ich zumindest ein Reinhören empfehlen.
Line-up:
Thorsten Dietrich (vocals, guitars, bass, keyboards, drums)
Jens Ludwig (lead guitar - #8)
Norman Meiritz (violin)
Tracklist |
01:Intro
02:Egotrip
03:Sowieso
04:Flamme
05:Entzwei
06:Splitter
07:Eine Zeile
08:Meine Zeit in deinem Leben
09:Zwischendurch verzweifelt
10:37 Grad
11:Egotrip Piano
12:Der Abschluss
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