Es gibt Musiker, die vor allem durch Studio- und Sessionjobs bekannt werden und, obwohl sie so meist im Schatten der Stars stehen, dennoch Kultstatus erlangen. Namen wie der des Saxophonmeisters Mel Collins fallen einem da ein oder Keyboard-Virtuoso Rod Argent. Klar spielten sie zeitweise auch in festen Bands, ihr Ruhm wurde aber durch ihre Studioarbeiten und Live-Einsätze für andere begründet. Auch der Engländer Troy Donockley gehört zu dieser Sparte Musiker.
Dass er sich im harten Musikbusiness durchsetzte, verdankt er einer gewissen Ellenbogen-Mentalität. Allerdings spricht das, ausnahmsweise, mal nicht gegen den Künstler. Es rührt einfach daher, dass Donockley ein fantastischer Spieler auf den Uillean Pipes, dem irischen Dudelsack, ist. Dieser wird nicht mittels Atemluft aufgebläht, sondern durch einen Blasebalg, dessen Pumpe während des Musizierens mit dem Ellenbogen (gälisch: uilléan) betätigt wird. Diese Sackpfeife ist wesentlich kleiner als die aus Schottland berühmten Highland Bagpipes, der Klang ist filigraner und beschaulicher als bei jener militärisch verbreiteten Variante. Internationale Aufmerksamkeit erhielten die Uilléan Pipes wohl durch das Spiel von Paddy Moloney ( The Chieftains), der u. a. Werke von Mick Jagger, Sting, Marianne Faithfull, Art Garfunkel und vielen anderen mit seinem virtuosen und gefühlsbetonten Spiel veredelte.
Sieht man sich das bisherige Schaffen des 1964 geborenen Troy Donockley an, könnte er durchaus ein würdiger Nachfolger Moloneys in Folk und Rock werden. So arbeitete er beispielsweise mit den Folkrock-Ikonen Maddy Prior ( Steeleye Span) und Maire Brennan ( Clannad) war Mitglied der Celtic-Fusionband Iona und mischte ebenfalls bei Gruppen wie Status Quo und Del Amitri mit. Mit den Bad Shepherds verwandelte er in den letzten Jahren regelmäßig Standards aus Punk und New Wave in akustische Folksongs. Derzeit spielt er seine Uilléan Pipes regelmäßig bei den finnischen Symphonic Metal-Veteranen von Nightwish. Für jene gastierte er auf den beiden letzten Alben und ist regelmäßig mit ihnen auf Tour.
Die Liste der Kollaborationen ließe sich noch ewig weiter führen und, wenn man sein Mitwirken an so vielen unterschiedlichen Projekten betrachtet, ist es nicht verwunderlich, dass Troy Donockley nicht gerade viel Zeit hatte, Soloalben einzuspielen. Drei Werke hat er unter eigenem Namen von 1995 bis 2007 herausgebracht: "The Unseen Stream", "The Pursuit Of Illusion" und "The Madness Of Crowds".
Die vorliegende CD "Messages" präsentiert nun die Highlights aus diesen Solowerken nebst zweier bislang unveröffentlichter Bonustracks.
Die Zusammenstellung ist sehr geglückt und "Messages" wirkt homogen, als wäre es als ein eigenes Opus konzipiert. Zudem präsentiert es die vielen Facetten, die Troy Donockley verkörpert. Neben verträumt-meditativen Elegien finden sich auch traditionell geprägte Stücke und auch der Einfluss der Klassik ist unüberhörbar. Letzterer tritt vor allem bei "Finlandia" zu Tage - einer Adaption des bekanntesten Werks von Jean Sibelius, wo dem Streichquartett lediglich ein Dudelsack als Soloinstrument vor die Nase gesetzt wird. Dank des einfühlsamen Spiels ist dieses Experiment rundum geglückt und gehört zu den besten Klassik-Adaptionen für Folkinstrumente, die ich kenne. Dass das Herz des Meisters auch für progressiven Rock schlägt, ist z.B. in "The Sights" zu hören, das in Harmonik und Melodieführung stark an Camel erinnert. Auch Literatur vermag Donockley mit evokativen Klängen fürs Kopfkino klar zu machen: so hat er ein Gedicht von Walt Whitman schaurig-schön vertont.
Die Mitmusiker sind allesamt hochklassig und es fällt schwer, einzelne hervorzuheben - unter anderem geben sich auf "Messages" Peter Knight (Steeleye Span) und Tim Harries (Steeleye Span, Iona) die Ehre. Neben den Uilléan Pipes, Gitarre und Keyboards spielt Troy Donockley noch die Low Whistle, die große Schwester der kleinen irischen Blechflöte, der Tin Whistle. Die tiefen, gehaucht klingenden Melodien aus diesem Instrument erhöhen zeitweise noch den vorhandenen Mystik-Faktor der Einspielungen.
Die Grundstimmung der CD ist eher nachdenklich und melancholisch, wer wilden, keltischen Folk für den Tanzboden erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Wer aber offene Ohren für ganz verschiedene Spielweisen der Uilléan Pipes hat und sich gerne in unterschiedlichsten musikalischen Gefilden bewegt, ist mit "Messages" bestens beraten.
Line-up:
Troy Donockley (uilléan pipes, low whistle, keyboards, guitars)
Nollaig Casey (fiddle)
Peter Knight (violin)
Chris Redgate (oboe)
Barbara Dickson (vocals)
Joanne Hogg (vocals)
Olivia Sparnen (vocals)
Tim Harries (bass, keyboards)
Nick Holland (Irish bouzouki)
The Cantores Choir (vocals)
The Emperor String Quartet (strings)
And many more...
Tracklist |
01:Sights [The Unseen Stream, 1998] (3:12)
02:For Him Who Will Never Return [new & unreleased] (3:37)
03:Now, Voyager [The Madness Of Crowds, 2009] (9:08)
04:Fragment [The Pursuit of Illusion, 2003] (4:28)
05:Orkahaugr [The Madness Of Crowds, 2009] (11:13)
06:Finlandia [The Unseen Stream, 1998] (3:40)
07:Dunmail Rising [new & unreleased] (6:23)
08:Pursuit of Illusion [The Pursuit Of Illusion, 2003] (8:43)
09:Tunnels [The Unseen Stream, 1998] (9:58)
10:The Procession [The Madness Of Crowds, 2009] (3:09)
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Externe Links:
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