D. Edward / Love Is
Love Is Spielzeit: 66:53
Medium: CD
Label: 10th & Clay Records, 2014
Stil: Acid Jazz, Soul

Review vom 23.10.2014


Ulli Heiser
D. Edwards, seines Zeichens Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist legt mit "Love Is" nach "Little Red Box" sein zweites Soloalbum auf. Der Vorgänger erntete Meriten durch Radioplay in den Vereinigten Staaten, die Auskopplung "Truly" schaffte es in die Top 20 der FMQB Adult Contemporary, das komplette Album landete auf Platz 21 bei SmoothJazz.com
Und da sind wir bereits beim Stil angelangt. Smoothiger Jazz passt schon, besser ist jedoch Acid Jazz, diese Mischung aus alten Zutaten wie Rhythm & Blues, Soul und etwas Funk. Beim ersten Hören der Platte habe ich eine Weile überlegen müssen, wo ich die Musik einsortiere. Alles klang bekannt und trotzdem neu. D. Edwards hat enorm viel Soul in der wandelbaren Stimme. Spuren von Lenny Kravitz, Joe Jackson, Gil Scott Heron oder Al Jarreau sind immer wieder zu entdecken. D. Edwards huldigt auf moderne Art der vergangenen Zeit des Soul mit ausgefeilten Kompositionen, ohne auf aufgesetzte oder gar effekthaschende Gimmicks zu setzen. Die Aha-Momente stellen sich im Kontext des Zusammenspiels von warmer, ruhiger Singer/Songwriter-Stimme und gefühlvoll eingesetzten Instrumenten ganz automatisch beim Hörer ein.
Wenn "Love Is" 'erst' die zweite Platte des Protagonisten ist, heißt das mitnichten, dass hier ein musikalischer Newcomer am Werke ist. Edward kann auf eine langjährige musikalische Vergangenheit bei vielen Gruppen zurückblicken. Aktuell tourt er als Perkussionist mit der R&B/Funk-Band Con Funk Shun und arbeitet mit der Grammy Gewinnerin und Pianistin Laura Sullivan, die auf "Hold On Intro" einen kurzen Beweis ihrer Fingerfertigkeit zum Besten gibt. Überhaupt hat sich D. Edward eine klasse Schar an Mitmusikern auf das Album geholt. Vom Pacific Mambo Orchestra (Grammy Gewinner 2013) den Trompeter Steffen Kuehn sowie Saxofonist Tony Peebles. Außerdem dabei die Billboard Music Award-Gewinnerin Lea Tysse, Perkussionist Marlon 'Wild Bill' Curry von Kim Owens aka Kem, Ben Reyes (Bobby Brown) und Basser Eric EQ Young, den Larry Graham (Graham Central Station, Sly & The Family Stone) seinen Erben nennt, um mal einige Namen zu nennen.
Die Musik ist zumeist radiotauglich. Dies allerdings auf die angenehme Art und vielleicht eher in amerikanischen Stationen, denn für das deutsche Tagesradio mag das eine Spur zu anspruchsvoll sein. Gäbe es auch hierzulande Mainstreamradio für Erwachsene, würde es passen. Das auf eher junge Käufer ausgerichtete Airplay ist auf jeden Fall der falsche Ansprechpartner.
Mein Star auf dem Album ist "Mezmerized" mit diesem einsam quäkenden Saxofon und dem jazzigen Urban-Flair. Mein Star auf dem Album ist "Pretty Eyes" mit seinem slowfunkigen Drive. Die Musik ist tiefschwarz, es brabbelt und brummelt ein dezenter Bass. Mein Star auf dem Album ist "Don't Say" mit dieser brodelnden und melodischen Choreografie. Mein Star auf dem Album ist "One For The Money" mit dieser lässigen Samstags-zum-Einkaufen-fahren Attitüde. Mein Star auf dem Album ist "Waiting", das einiges einer leicht vertrackten Joe Jackson-Nummer hat. Mein Star auf dem Album ist "Hold On", mit dieser nach alten Soul-Klassikern ausgerichteten Grundstimmung. Dieses Stück wurde übrigens für eine Single-Auskopplung gewählt.
Ich hätte diese Entscheidung nicht treffen wollen. Es hat einfach zu viele (wenn nicht alle) klasse Songs auf "Love Is". Wenn doch, dann entweder das jazzige und geniale "Mezmerized" oder das nicht minder geniale "Pretty Eyes". Beide Nummern verströmen musikalisch einen morbiden Charme, wie es zum Beispiel auch einem Gil Scott Heron zu Eigen war. Ich hoffe, D. Edwards widmet sich vermehrt eigenen Sachen, anstatt mit anderen zu touren. Seine kompositorischen Qualitäten und auch seine Stimme sind einfach zu gut, als dass er sie vernachlässigt, indem er sich bei anderen Leuten mit auf die Bühne stellt.
Die Platte ist modern produziert und veströmt dabei so gewaltig Retro, dass man fast dabei zusieht, wie der kleine Edward vor vielen Jahren die Schallplatten seiner Eltern anhörte.
Line-up:
D. Edward (lead vocals, background vocals, keyboards, percussion drums)
Lea Tysse (lead vocals, background vocals)
Jena Lavoie (lead vocals, background vocals)
Ben Reyes (electric piano, ARP 2600, synthesizer)
Eric EQ Young (bass)
Laura Sullivan (piano)
Keni Willimas (bass)
Garrick Davis (guitar)
Steffen Kuehn (trumpet)
Tony Peebles (saxophones)
Paul Hunt (guitar)
Brian Abbott (bass)
Marlon 'Wild Bill' Curry (percussion)
Omega Rae (background vocals)
Johny De La Cruz (guitar)
Bill Ortega (trumpet)
Tracklist
01:Waiting (3:31)
02:Show Me (4:03)
03:Hold On Intro (0:36)
04:Hold On (3:51)
05:One For The Money (4:05)
06:Mezmerized (4:28)
07:Don't Say (3:45)
08:I Love The Way (4:04)
09:Pretty Eyes (4:14)
10:Mighty Love (4:04)
11:Love Is
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