Dave Evans And Nitzinger / Revenge
Revenge Spielzeit: 38:05
Medium: CD
Label: Bad Reputation, 2013
Stil: Hard Rock


Review vom 03.05.2013


Jürgen B. Volkmar
Wow! Das nenne ich eine Allianz. Louisiana Cockfighter John Nitzinger sowie Gründungsmitglied und Ex-Sänger der Aussie-Riff-Rocker AC/DC, Dave Evans, machen gemeinsame Sache bei dem Projekt Dave Evans And Nitzinger und veröffentlichen "Revenge". Für diejenigen, die mit den Namen nichts anfangen können: John Nitzinger ist eine US-Gitarren-und Komponisten-Ikone aus Texas, der u.a. bei Bloodrock mitwirkte und auch als Solist beachtliche Leistungen und Charterfolge feierte. Als Songschreiber war er auch schon für Alice Cooper auf "Zipper Catches Skin" aktiv und hatte mit Carl Palmer von Emerson, Lake & Palmer kurzfristig ein Joint Venture. Bei Shouter Dave Evans sieht es etwas anders aus. Berühmt wurde damals ein anderer, nämlich Bon Scott, zu diesem Zeitpunkt war er allerdings schon Geschichte. Es folgten zwei Alben mit Rabbit, der australischen Version und bis heute zahlreiche Solo-Alben.
Beide sind also alte Hasen im Geschäft und daher ist Professionalität die Grundlage, die zusammen mit jahrelanger Erfahrung und Liebe zum Hard Rock eine Zusammenarbeit dieser Art ermöglichte. Das hört man - und wie. Bereits der Opener "Control" zeigt die Richtung an, die angesagt ist. Klassischer Hard Rock mit Spuren von Rock'n'Roll, Metal und Blues. Eine Grundlage, die keinen Platz für verträumte Sangesspielereien lässt. Und so ist es auch, Evans und Nitzinger rocken, als ob ein Contest für die beste Nachwuchsband in Sachen bester Gitarrist und Sänger sowie der hoffnungsvollsten Neuentdeckung angesetzt wäre. Das ist das Erstaunliche an "Revenge", denn wenn man nicht informiert ist, dass hier bekannte Protagonisten im Alter von über sechzig Jahren und mit Jahrzehnten an Lebenserfahrung rocken, man könnte denken, dass es sich um eine extrem talentierte Nachwuchsband handelt. Es gibt daher wirklich keinen Zweifel, wer hier wem als Steigbügelhilfe dient oder einen Karriereschub erteilt.
Nitzinger ist der große Meister im Hintergrund, ein Alleskönner im Songwriting und bei den Arrangements und unschlagbar darin, die richtigen Hooklines und Grooves zu erfinden. Evans, zugegebenermaßen in Bestform, war noch nie so gut wie auf diesem Album. Auch findet sich auf seinen bisherigen Soloalben nichts, das nur annähernd mit der Klasse der Songs vergleichbar wäre, die hier von ihm in einer Frische intoniert werden, die an seine Anfangszeit bei der australischen Riff-Legende erinnern. "Revenge", der Namensgeber, kann mühelos ebenfalls als Qualitätsrocker ausgewiesen werden. Alles klingt nach totaler Hard Rock-Verinnerlichung. Ohr was willst Du mehr?
Die Tracks bewegen sich in bester Tradition des Genres. "Shifting Sand" bläst den Sand aus den Ohren und würde auch AC/DC gut zu Gesicht stehen, denn die riffbetonte Richtung ist derart perfekt, dass es eigentlich nicht besser werden kann. Das ist glücklicherweise eine Fehleinschätzung, denn dieses Album klingt wie ein Best of einer hart rockenden Musiklegende. "A Sharp Stick In The Eye", "Dead Cat Smile", "Where She Goes I Go" und "The Night We Drank The Stars" sind weitgehend balladenfrei und konservieren das perfekte Feeling. Echter, satter Gitarrensound mit einem Sänger, der eine stimmliche Variabilität aufweist, dass man sich fragen muss, warum denn erst jetzt?
Ein Gehörgangsverwöhner reiht sich an den nächsten, rotzige Gitarrenriffs und musikalische Glanzleistungen am Fließband. Keine Zeit zum Ausruhen - das könnte das Credo dieser Aufnahmen sein. Selbst das letzte Laufzeitdrittel, beginnend bei "Going Back To Texas", rockt einfach nur geil ab. Leichte Erinnerungen an "Lousiana Cock Fight" kommen auf, als die Gitarre im besten Texas-Tonado-Stil fetzige Midtempo-Passagen aus den Amps haut. Hier ist der Einfluss Nitzingers am deutlichsten hörbar und wird dabei gesanglich adäquat von seinem australischen Mitstreiter unterstützt. Auch die Finalisten "Stay Drunk" und "Headache" zünden durch ihre wahnsinnige Energie, die trotzdem abseits vom klassischen Mitgröhl-Rock liegt. Die Saiten jaulen und bügeln mit ihrer Power selbst den letzten Zweifler nieder.
Dave Evans und John Nitzinger haben mit ihrer Kooperation einen neuen Meilenstein gesetzt, der förmlich nach einem Nachfolger schreit. Auf jeden Fall ist dies kein Debütalbum der üblichen Sorte - ein musikalisches Werk, das qualitativ und melodisch Premium-Qualität darstellt. Eine Kaufempfehlung, wie sie in diesem Jahr noch nicht sehr oft angeboten wurde.
10 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Dave Evans (vocals)
John Nitzinger (guitar)
Tracklist
01:Control
02:Revenge
03:Shifting Sand
04:A Sharp Stick In The Eye
05:Dead Cat Smile
06:Where She Goes I Go
07:The Night We Drank The Stars
08:Going Back To Texas
09:Stay Drunk
10:Headache
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