Earthless / From The Ages
From The Ages Spielzeit: 67:33
Medium: CD
Label: Tee Pee Records, 2013
Stil: Psychedelic-/Stoner Rock

Review vom 26.10.2013


Steve Braun
Freunde doomig-psychedelischer Klänge sollten jetzt besser hellwach werden. Earthless heißt die hier vorzustellende Truppe aus San Diego. Es ist bekanntlich sehr heiß in San Diego... das Tal des Todes und die Wüste sind nicht fern. Assoziationen, die sich in der Musik des Trios durchaus widerspiegeln.
Wer so etwas 'Spießiges' wie griffige Songstrukturen zum Glücklichsein braucht, wird beim Hören von "From The Ages" sicherlich nicht allzu viele Glücksmomente erleben. Gängige Arrangements lösen sich in einem diffusen Nebel aus Cannabisschwaden vollständig auf. Zeit und Raum zerfließen wie in einem Bild von Salvador Dali. Fiebrige Wahnvorstellungen, die einem billig-trashigen Horrorfilm der sechziger Jahre entsprungen sein könnten, entführen in dunkelste Schatten- und Parallelwelten menschlicher Existenz. Zäh wie Lava strömt die musikalische Masse nach unzähligen Eruptionen unaufhaltsam einem Schwarzen Loch, dem halbstündigen (!!) Titeltrack, entgegen - alles verdampfend, was sich ihr in den Weg stellt...
Earthless wurde bereits 2001 gegründet, legt aber mit "From The Ages" erst das dritte Album vor. Sechs Jahre hat man sich für den Nachfolger von "Rhythms From A Cosmic Sky" gegönnt. Weit über eine Stunde lang schwappt dem Hörer eine pampige musikalische Ursuppe entgegen, die zunächst ziemlich schwer verdaulich ist. Ein Gramm feinster Schwarzer Afghane oder Roter Libanese kann da für Abhilfe sorgen - selten war die Kategorie 'Stoner Rock' besser angebracht.
Wie soll man "From The Ages" nur beschreiben? Hier stößt der verfassende Schreiberling an seine Grenzen. Die Vaterschaft von Karma To Burn können Earthless garantiert nicht leugnen. Diese waren bekanntlich einer der Vorreiter des instrumentellen Stoner Rock und sind in den vier Takes omnipräsent. Aber auch obskur-psychedelische Krautrocker der Spätsechziger und Frühsiebziger kommen einem ebenso wie der brettharte Doom von Black Sabbath sofort in den Sinn. Manchmal vermeint man Anklänge an Heavy-Blueser wie Foghat wahrzunehmen und der junge Gitarrist Isaiah Mitchell hat den Hendrix garantiert schon mit der Muttermilch aufgesogen.
Wie beschreiben eigentlich Earthless selbst ihren Stil? Sie nennen es 'Fucking Rock' und treffen es damit ganz gut... irgendwie...
Die einzelnen Songs, die sich wie schemenhafte Manifestationen eines düsteren Traumes darstellen, kann man eigentlich nicht beschreiben. Sie sind wie expressionistische Bilder: Jeder Hörer wird völlig unterschiedliche Eindrücke wahrnehmen und diese für sich, einzelnen Puzzleteilchen gleich, zu einem Ganzen zusammensetzen.
Zartbesaitete Seelchen sollten sich wahrscheinlich erst einmal an das sanft-atmosphärische "Equu October" wagen, mit knapp sechs Minuten eher ein Intermezzo, bevor sie sich zu "Uluru Rock" vortasten. Die beiden anderen Takes sind starker Tobak und eher etwas für Fortgeschrittene oder Wagemutige.
Wenn Kunst aufrütteln, polarisieren, Widerspruch und künstlerische Potenziale hervorrufen soll, dann ist dies Earthless mit "From The Ages" redlich gelungen. Die Platte wird die Hörerschaft sicherlich spalten - genial oder grauenhaft? Es kommt wie immer auf den Geschmack und den Blickwinkel an!
Line-up:
Isaiah Mitchell (guitars)
Mike Eginton (bass)
Mario Rubalcaba (drums)
Tracklist
01:Violence Of The Red Sea (14:46)
02:Uluru Rock (14:08)
03:Equus October (5:43)
04:From The Ages (30:56)
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