Wenn nicht jetzt, wann wäre dann wohl die beste Zeit, konzeptionell tiefschürfende und klangtechnisch aufgepoppte Trivialsymphonien auf den musikalischen Gabentisch zu platzieren.
Was nützt uns all das Volltanken mit Sommersonnen-Strahlen für die unumgänglich trübseligen Jahreswende-Monate, wenn meist frostige Temperaturen und undurchdringliche Wolkenteppiche, unsere menschlichen Akkus und kreativen Brecher auf Sparmodus schalten. Währenddessen erobern musikalische Ergüsse, in deren Dimensionen sich Besinnliches sowie manch ambitioniertem Kantor gereichendem Klang-und Liedgüter gegenseitig überbieten, eben vorzugweise jeglichen Einzug in die von schwermuts-belasteten Zuckerwerk genudelten Beschallungskanäle.
Dementsprechend gestalten sich studiogeborene Geistes-Tiraden verkopfter Rock-Sonderlinge, obendrein in ein Psychostudien-Korsett gepresste Handlungsschemata, zu rundweg tollkühnen Vorhaben, die festtägliche Herrschaft des kleinsten gemeinsamen Nenners aller Massengeschmäcker aufzumischen.
Der mit recht viel Eigensinn behaftete Metre des vorliegenden musikalischen Festmales bewegte sich bisher durchaus zielstrebig übers sperrige Progrock-Terrain, so auch hörbar beim Neustem, zudem Oratoriums-gleichen Machwerk. Beileibe keine Überraschung, wenn man Ethan Matthews bisherige Kleinst-Revolten gegen traditionelle Hörgewohnheiten regelmäßig verfolgte. Ein Wahrlich multitalentierter Soundtüftler, welcher einst in den US-Frickel-Metallern Greyhaven seine dienstbaren Handwerker und seinen von reichlich kompositorischen Eigenblut gezeichneten Solo-Partien die Erfüllung fand. So zitieren Matthews illustre sowie meist sangesfreudige Gefolgschaft auf dem Filmsoundtrack-anmutenden Drittschlag ganz unverhohlen melodramatisch bewährte Motive, bündeln sich die permanent akustisch schwerelosen, ferner locker miteinander verbundenen, New Age-Saitenzupfereien zur vollendeten Prog-Homäophatie.
Glücklicherweise vermochte es der Macher, vielmehr seine handwerklich erfinderischen Gedankenschwälle vor dem leichtverdaulichen Aneinanderreihen abgenudelter Synthieflächen, sakraler Beschwörungsformeln und monochromer Fahrstuhl-Klänge abzurufen. Somit finden sich auch des Genre-Liebstes, sowohl ausladend feinspinnstiges, als auch brückenschlagendes Saitengeschwurbel wieder, um den musikalisch-hypnotischen Reigen samt Grammy-Anwärterin Hentas befremdlicher Sanges-Mantras, als halbwegs Prog-verbandeltes Geflecht im vermeintlich Esoterik-ambienten Gefühlsdschungel zu positionieren.
Weitaus gewinnträchtiger als seine gelegentlich missratenen Stimmband-Penetrationen fanden konventionelles, zudem sonst Klassik-bereicherndes Instrumentarium wie Harfe, Flöte oder Oboe, ihre durchaus tragenden Plätze in des Meisters akribisch sowie überraschend schlüssig zusammengefügten Arrangement-Puzzle. Mit kleineren Anleihen an Mike Oldfields adoleszente Studio-Zeugnisse, erfordert "A Priori Memoriae's" soundtechnisch teils bodenentglittene Wellness-Tapete ihr hörbares Mindestmaß Andacht und ein Entschleunigungs-gewilltes Gemüt, um Matthews geistig-gewirkte Summe der einzelnen Kompositions-Teile zu empfangen.
Greifen die eines selbsternannten Alleinherrschers vergeistigten Noten-Geburten einerseits durchaus elegant nach der selbstbeanspruchten Progression radioverweigernder Rockmusik, liegen dessen Klangalchemien mit der Konzept-erhaschenden, zudem unausgegorenen, Resteverwertung Jon Andersons oder Herrn 'Altfelds' weltlich-aufgepimpter Pioniertaten, hingegen sprichwörtlich mit sich selbst im Clinch.
Mit etwas hörerforderlichen Innehalten und Glück bei Kerzenschein mögen dennoch ewig wandelmütige Kunst-Rock-Extremisten, dank dieser akustisch schwerkraftminderten, überdies spirituell-reflektierten Schnitzeljagd, mit der unerträglichen Leichtigkeit solch musikalisch eklektischer Wohlfühlhöllen, ihren Kurzzeit-Frieden schließen.
Line-up:
Ethan Matthews (guitars, keys, percussion, glockenspiel, programming sound design, lead, background & resampled vocalizations)
Raelyn Olson (concert harp)
Henta (vocals)
Chris Smith (flute, piccolo)
Christina Fitzgerald (oboe)
Tracklist |
01:Vestige
02:Exordium (Apologue)
03:Solum Vobis (Only You)
04:Inventionem Memoriam (Chrysalis)
05:Residuum (Remainder)
06:Nightlight
07:Memento
08:Codicillus (From Far Away)
09:Restituendo (Where We Dream To Go)
10:Viseretque (We Always Knew)
11:Denique In Perpetuum (Beyond The Blue Horizon)
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Externe Links:
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