Manchmal liegt das gute so nah … und doch so fern.
Frankreich könnte manchmal auch außerhalb unseres Universums liegen, so weitab ist unser Nachbarland doch, zumindest wenn es um Metal geht.
Irgendwie entschlüpft die 'Grand Nation' immer wieder dem musikalischen Radar. Fast jeder kann im Schlaf locker 10-20 Bands aus unserem Umkreis nennen, Schweden, Norwegen, Finnland, Holland, Polen, Schweiz, Belgien, selbst Russland, alles Länder in denen scheinbar gefühlte Millionen Metal-Bands zu existieren zu scheinen, aber aus Frankreich wird die Zahl der Bands die der Durchschnitts-Banger kennt doch sehr klein.
Im Falle von Eclectika wird der Bekanntheitsgrad wahrscheinlich noch geringer sein. Zwar kommen etliche, gerade Black Metal-Bands, aus dem westlichen Nachbarland, aber auch diese sind entweder sträflich unterbewertet, oder wirklich nur den Truesten unter den Truen bekannt.
Nun, Eclectika sind allerdings keine Neulinge am BM-Firmament, immerhin geistert die Band schon seit 2001 durch die schwarze Galaxie.
Und mit der Verbindung zur Galaxie treffe ich so ziemlich ins Schwarze, denn irgendwie erinnert mich die Variante des Black Metals wie ihn die beiden Jungs und das Mädel aus Dijon zocken, immer wieder an sphärische Weltraummusik. Dunkel, kalt manchmal sehr eruptiv, schöpferisch und dennoch zerstörend. All das immer wieder unterbrochen durch ruhige Passagen, nur um im nächsten Song wütend und brachial voran zu preschen.
Besonders die instrumentalen Tracks, die "Dazzeling Dawn" beherbergt, sind teils sehr verstörend, teils sehr unheimlich, meist beides zusammen, hier wird der gerade Pfad des herkömmlichen Black Metals doch erheblich verlassen.
Gut, elektronische Spielereien kennt man auch von anderen Gruppen aus dem Schwarzkittelsektor, aber die Franzosen sind da irgendwie flüssiger unterwegs, mit der Kombination aus harschen Schwarzgeknüppel und elektronischen Zwischenspielen. Merkwürdigerweise ist das bei fast allen Bands aus Frankreich so, an was das wohl liegt?
Ein weiterer Pluspunkt für Eclectika ist die Stimme von Sängerin Alexandra Lemoine, die selbst Ideen, die nach schon Bekanntem klingen, eine gewisse Würze verleiht. Eine sehr angenehme Klangfarbe kann die Dame vorweisen. Abseits der üblichen Trällerelsen und Möchtegern Opernsängerinnen brilliert die Gute als Ruhepol gegenüber ihren männlichen Gegenpartnern, die beide leider im üblichen BM-Gekreische artikulieren.
Wenn man nicht, wie schon angemerkt, mit instrumentalen- oder Black Metal-Strukturen nordischer Art begeistert, vereint das Trio Infernale einen besonderen Mix aus beidem.
Alle drei Varianten schaffen es zu begeistern, denn musikalisch sind die Franzosen auf hohem Niveau am Werke, nur in der Produktion hätte doch vielleicht so mancher Euro mehr einfließen sollen, denn ab und zu klingt das Ganze halt zu sehr nach 'Wohnzimmerproductions' ... gerade im Gitarrenbereich wird's doch sehr dünn. Und 'Kollege Drumcomputer' sollte vielleicht besser durch einen echten ausgetauscht werden. Vielleicht ist es ja auch so gewollt, verstehe einer die Black-Metaller, besonders die französische Abteilung.
Textlich geht man nicht ganz so galaktisch zu Werke, denn es werden so heftige Themen wie das "Stockholm Syndrom" aufgegriffen, hierbei wird eine krankhafte Beziehung, fast schon Liebesform einer Geisel gegenüber ihres Geiselnehmers, beschrieben.
Auch typische Lyrics wie Selbstmord, Drogensucht und dergleichen finden sich auf "Dazzling Dawn", wie gesagt typisch, und von daher Geschmackssache. Allerdings nicht platt vorgetragen.
Garniert wird die Reise durchs Universum Eclectikas durch eine schöne Aufmachung des Booklets, kleine Kunstwerke zu jedem Song, auch wenn eine mit Vagina bestückte Sonne schon recht merkwürdig ist, allerdings Tod und Geburt schon sehr genau definiert. Leider sind die Kommentare zu den einzelnen Liedern in Landessprache gehalten, aber wer des Französischen mächtig ist …
Wahrscheinlich werden die wenigsten mit Eclectika etwas anfangen können, wer sich aber etwas Zeit nimmt, wird mit einer ganz besonderen Band in eine andere Welt aufbrechen. Diese Scheibe und die vorherige sind jeweils für unschlagbare € 9,85 bei der Band (seb[at]eclectika.fr) selbst zu haben.
Support the Underground!!!
Line-up:
Aurelien Pers (vocals)
Alexandra Lemoine (vocals)
Sebastien Regnier (vocals, all instruments)
Tracklist |
01:The End
02:Dazzeling Dawn
03:Sophist Revenge
04:Les Démons Obsédants Du Regret
05:There Is No Daylight In The Darkest Paradise
06:Experience 835
07:The Next Blue Exoplanet
08:Marble Altar
09:Stockholm Syndrome
10:11 Corps Décharnés
|
|
Externe Links:
|