Irgendwie weiß man, was einen erwartet, wenn Gedichte von Georg Trakl vertont werden. Düsternis, Trauer, Herbst, Tod, Krieg, das Sterben oder die Dunkelheit sind Themen und Motive des Lyrikers, der die Gräuel des Ersten Weltkrieges nicht verkraftete und im Herbst 1914 starb.
Bis zu seinem Tode schrieb Trakl seine Sicht, seine Eindrücke in Versen nieder. Und nun greift Alexander Paul Blake mit seinem Projekt Eden weint im Grab die Trakl'schen Texte auf und formt dazu musikalische Klanggebilde schaurig-düsterer Couleur, geheimnisvoller Atmosphäre und tragisch-todessehnsüchtiger Motivik.
Beim ersten Mal empfängt den Hörer dieser düstere Sound, der an Filmmusik und Toncollagen erinnert und führt ihn auf eine Reise in die Einsamkeit, in eine sterbende, herbstliche Natur und in die Nähe des Todes. A. P. Blake spricht und flüstert dazu die Texte Trakls.
Hier allerdings, so scheint es, bleibt der 'nicht vorgebildete' Hörer auf der Strecke. Die Texte sind schwer zu verstehen, so dass das Eintauchen in die Welt des Dichters sehr schwer und anstrengend wird. Es wäre ein gelungenes Element, wenn die expressionistischen Texte im Booklet nachzulesen wären.
Beim wiederholten Hören allerdings, mit den Gedichten vor Augen, öffnet sich eine zwar traurig-düstere, aber genau so fantastische Welt. Erst jetzt kommt die Verbindung zwischen den Sounds und den gesprochenen Worten in vollem Umfang zum Tragen. Jetzt wird die beabsichtigte Wirkung von Musik und Text deutlich und jetzt entfaltet die CD genau die Stimmung, die Eden weint im Grab entwickeln und verbreiten wollte.
Insgesamt keine leichte Kost, doch wer sich auf "Der Herbst der Einsamen" einlässt, wird Schritt für Schritt merken, welches emotionale Potential hinter den einzelnen Stücken der CD steckt und wie es sich immer deutlicher dem Hörer in seiner bildgewaltigen textlichen und musikalischen Sprache offenbart. Die zwölf Titel der CD sind alle in ihrer individuellen Eigenheit schön.
Fazit: Es ist eine CD mit Musik für Individualisten, für Freunde der vertonten expressionistischen Lyrik. Der Tonträger ist nichts für Hörer von Mainstream-Musik.
Mir hat die CD gut gefallen - auf den zweiten Blick.
Line-up:
Alexander Paul Blake (all sounds, samples, instruments, voices)
Tracklist |
01:An die Verstummten
02:De Profundis
03:Traum des Bösen
04:Menschliche Trauer
05:Elis
06:Sebastian im Traum
07:Vorhölle
08:Siebengesang des Todes
09:In ein altes Stammbuch
10:Klage
11:Verwandlung des Bösen
12:Gewitterabend
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