Eden Weint Im Grab / Trauermarsch nach Neotopia
Trauermarsch nach Neotopia Spielzeit: 59:40
Medium: CD
Label: AVASONIC, 2008
Stil: Gothic / Metal

Review vom 08.06.2008


Sabine Feickert
»Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht«.
(Novalis, Hymnen an die Nacht)
Es müssen einige dieser geheimnisvollen Nächte gewesen sein, in denen Alexander Paul Blake von einer recht morbiden Muse geküsst wurde.
Das Ergebnis dieser fruchtbaren nächtlichen Begegnungen sind 14 Lieder, die den "Trauermarsch nach Neotopia" begleiten und sich alle mit dem Tod beschäftigen, einem Thema, das durch alle Epochen die Dichter und Denker inspiriert hat. Blake nimmt Bezug auf literarische Werke von Goethe, Heine, Tieck, Novalis und Eichendorff, um nur einige Namen zu nennen. Seine Texte können dabei problemlos mit den im Booklet aufgeführten Zitaten der großen Dichter in Dialog treten. Tiefgründig und poetisch werden die verschiedenen Facetten der Thematik dargestellt. Der Tod als Übergang in eine andere, reizvollere Welt wird in "Nach Eden übers Meer" besungen. In "Blutquell" und "Unter dem Eis" wird den Toten eine Stimme verliehen. "Undine" sowie "Im schwarzen Todesblumenhain" romantisieren den Liebestod.
Auch die neuere Musikgeschichte erliegt der Faszination dieser Themen. Jedoch erfolgt nur selten eine derart gelungene, sprachgewandte und intellektuelle Ausarbeitung.
Unterstützt werden die Lyrics durch eine reizvolle und kontrastreiche Instrumentierung. Eine schleppende, treibende Metal-Baseline stellt sich federleichten Synthies entgegen, schwere und düstere Klänge werden mit hellen, hüpfenden Sounds bereichert. Im Gesamteindruck ergibt dies eine hochinteressante, sehr lebendige Mischung, die sich keinem bestimmten Genre zuschlagen lässt.
Auch beim Gesang werden mehrere Effekte einander gegenüber gestellt und teils zu Chorgesang verbunden. Hier wird für meine Ohren das heisere Flüstern etwas zu sehr überstrapaziert, was aber den positiven Gesamteindruck nicht schmälert.
E.W.I.G. ist ein Seitenprojekt des Alexander Paul Blake, der "Trauermarsch nach Neotopia" wurde, wie auch schon das Vorgängeralbum "Traumtrophäen Toter Trauertänzer" im Alleingang produziert.
Wie einige andere hoffnungsvolle Musiker auch, erkannte Blake die Chancen des Internet und stellte die "Traumtrophäen" samt Artwork zum kostenlosen Download auf www.mp3.de bereit. 60.000 Mal wurde dieses Angebot bisher bereits genutzt, eine wirklich beachtliche Verbreitung.
Eine 5-Track-Download-EP des "Trauermarsch" liegt dort, quasi als Appetithäppchen, ebenfalls zum Download bereit. Für das eigentliche Album gelang es Blake, mit Avasonic/Omnimedia ein Label zu gewinnen, das sich auf diese außergewöhnliche Musik einlässt und Unterstützung in Form zahlreicher Käufe verdient.
Line-up:
Alexander Paul Blake (Klangkreation, Krachproduktion & Klagelaute)
Tracklist
01:Epiphanie des Grauens
02:Krieg im Wunderland
03:Blutquell
04:An die Nacht...
05:Nach Eden übers Meer
06:Undine (Sey Meyn Schutzgeyst)
07:Unter dem Eis
08:Kindheitsrequiem
09:Im Schwarzen Todesblumenhain
10:Für Phantasus, ein Traumsonett
11:Scheiterhaufen wurer Phantasie
12:Weltgeheimnis
13:Durch Sturm und Äonen
14:Heimwärts ins Licht
Externe Links: