Welche Schlußfolgerung zog Angry Anderson schon 1981 mit analytischer Kühle? Richtig:"Nice Boys don't play Rock'n'Roll."
Dieses Axiom scheint für Hard Rock, respektive Heavy Rock nur noch bedingt zu gelten. Spätestens seit Hammerfall trifft es jedenfalls auf den Heavy Metal garantiert nicht mehr zu - siehe News Nr. 538.
Wenn sich ein paar nette Jungs an Hard 'n'Heavy versuchen, klingt das Ergebnis vermutlich meistens wie Edge Of Forever. Wie soll man heutzutage diese Art von Musik bezeichnen?
Stadion Metal - würde ggf. passen, wenn für so was noch irgend jemand ein Stadion besuchen würde.
AOM, also Adult Oriented Metal. Hmm, jedenfalls definiert AOM die Zielgruppe ein-eindeutig.
Vielleicht bleiben wir besser bei der von der Band gewählten Bezeichnung. Sie sagen, "Let The Demon Rock'n' Roll" sei Hard Rock.
Die Ingredienzien hören sich für den Musikfan auf jeden Fall interessant an:
Eine knackige E-Gitarre mit elektrisierendem, weil heißem Sound, die harte Riffs zu Hauf serviert und auch in der Kür eine gute Figur macht.
Eine wirkliche durchdringende Rock-Shouter Stimme, die nebenbei auch verdammt gut singen kann.
Eine überzeugende, gut abgemischte Schlagzeugarbeit, die den Songs den nötigen Dampf gibt.
Ein inspiriertes Keyboard-Spiel, das nicht nur für die Atmosphäre sorgt, sondern in Interaktion mit der Gitarre gekonnte Soli hinlegt.
Und last, but not least, eingängige Kompositionen und Optimisten-kompatible Arrangements, insbesondere wegen der starken Backgroundvocals, an denen unter anderem der Talisman Jeff Scott Soto beteiligt ist.
Aber genauso wichtig für eine Beschreibung der Musik von Edge Of Forever sind wohl die Exgredienzien, um im Bild zu bleiben und wenn es so was überhaupt mal gibt.
Den Kompositionen fehlen alle "negativen", eruptiven und unharmonischen Emotionen. Trotz der genannten auch aus dem Metal bekannten Zutaten ist "Let The Demon Rock'n'Roll" frei von Aggressivität, Wut, Bosheit, Kaltherzigkeit oder gar Brutalität. Das soll jetzt keine Wertung sein, sondern eine einfache Feststellung. Solche Gefühle haben in dieser Musik absolut nichts verloren, denn dafür ist sie einfach zu ...schön.
Für ihr zweites Album konnte die Band als Herrn der Knöpfe niemand geringeren als Bobby Barth gewinnen, der sich momentan bekanntlich als Medlocke-Substitution und Schwarzfuß versucht. Er hat jedenfalls einen guten Job gemacht. Das Hauptanforderungsprofil für einen Producer ist es, einer Produktion den Sound, die Performance zu geben, die am besten zur Musik passt. Und das ist ihm wahrlich gut gelungen. So wie "Let The Demon Rock'n' Roll" hat moderner Heavy Rock zu klingen. Mein Pfälzer Kollege würde wohl meinen: "Nu gloor - de Soun is goil!"
Übrigens: Die entfernte stilistische Ähnlichkeit von "Crime Of Passion" zu Rhapsody könnte naheliegende, herkunftstechnische Gründe haben. Edge Of Forever kommen aus dem Land der roten Rennwagen.
Die Anspieltipps, prego:
"The Machine" eröffnet das Album mit einem Riff nach guter, alter, amerikanischer Heavy Schule. Die Band walzt sich im Midtempo von Strophe über Refrain zu den Soli. Die Gitarre eröffnet, wird aber bald von den Keyboards ausgekontert, bevor sie nach einem nochmaligen Wechsel entgültig die Oberhand gewinnt.
Ähnlich gestrickt ist "Shade Of November". Das Off -Beat Herz schlägt natürlich vom ersten Takt an. Wobei mir der Schlagzeug Sound bei dieser Nummer wirklich Freude macht. Wieder arbeitet das Songwriting mit einem treffenden, durchdringenden Refrain. Der Hinhörer ist aber eindeutig das rasante, fricklige Gitarren Solo!
Mit der von Rhapsody bekannten epischen Schnelle fetzen Edge Of Forever "Crime Of Passion" raus. Dei symphonischen Facetten sind unverkennbar. Der Refrain besticht durch seine dramatische Melodieführung und auch diesmal ist das Keyboardsolo hörenswert.
"Let The Demon Rock'n' Roll" ist in jedem Fall überdurchschnittlich. Musikfans, die dem traditionellen Hard and Heavy Rock nicht abgeneigt sind, kriegen mit Edge Of Forever sicherlich das volle Brett. Von uns gibt es 6 von 10 RockTimes-Stadion Uhren.
Spielzeit: 46:38, Medium: CD, MTM Music, 2005
1:The Machine 2:Shade Of November 3:One Last Surrender 4:Crime Of Passion 5:Let The Demon Rock'n'Roll 6:A Deep Emotion 7:Feel Like Burning 8:Mouth Of Madness 9:In My Eyes 10:Edge Of Forever
Ella Wirtz, 23.05.2005
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