Edguy / Rocket Ride
Rocket Ride
Fulda, die Stadt des Metals? Dass sich Deutschland immer mal wieder als gute Metal-Schmiede herausstellt, ist allseits bekannt. Mit Edguy, die sich 1992 als eine Schülerband gründeten, haben wir hier allerdings inzwischen einen der angesagtesten Acts im Bereich des harten Eisens, und das weltweit. Mit "Vain Glory Opera" gelang 1998 der internationale Durchbruch. Seit Anfang diesen Jahres können wir uns nun an "Rocket Ride" erfreuen. Schon der Vorgänger "Hellfire Club" zeichnete sich durch einen beeindruckenden Sound aus, allerdings war auf dieser Scheibe neben einigen erstklassigen Arrangements auch der eine oder andere Durchhänger zu verzeichnen.
Edguy, das steht für Power, Melodie und eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Tobias Sammet, der sich, insbesondere im Umgang mit den Medien, nicht so ganz ernst nimmt, glänzt immer wieder durch gewagte und professionelle Gesangslinien. Darüber hinaus beteiligt er sich ganz gehörig am Songwriting der Band. Er ist somit der kreative Kopf von Edguy und treibt seine Mitstreiter ständig zu neuen Höchstleistungen an.
Wie ist nun "Rocket Ride" geworden? Produziert wurde die Scheibe von Sascha Paeth, der just auch das neue Lunatica-Album "The Edge Of Infinity" gemixt hat. Edguy sind mit irgendeinem aktuellen Produkt immer im Rennen, hatten sie doch im vergangenen Jahr zwischen die Alben eine EP mit dem Titel Superheroes gemogelt.
Mit dem aktuellen Silberling wird die melodische Ader der Jungs weiter vertieft. So mischen sich immer wieder auch Keyboards in die Kompositionen ein. Schon der Eröffnungssong "Sacrifice" mit seinen acht Minuten lässt erahnen, dass hier viel Abwechslung geboten sein könnte. Einfühlsame Pianoklänge wechseln sich mit powervollen Gitarren ab. Dazu gesellt sich ein Gesang, der sich nach balladesken Tönen zu kraftstrotzenden und antreibenden Vocals entwickelt. Immerhin - acht Minuten sind für ein Stück in diesem Genre nicht alltäglich.
Der Titelsong "Rocket Ride" bietet hingegen genau das, was man von Edguy auch aus früheren Tagen erwartet, nämlich richtiges Tempo und einen mustergültigen Chorgesang. Und mit "Wasted Time" werden bereits im Intro Sounds der frühen 80er Jahre angeschlagen. Das erinnert mich ein bisschen an AC/CD, bevor dann Synthies zur Sounduntermalung gebraucht werden und die Band im Midtempo recht 'straight' abrockt. "Matrix" hingegen ist mir etwas zu kitschig geraten. Da drängt sich das 'Radio-Airplay' förmlich auf.
Nach gewohntem und vor allen Dingen gekonntem Muster spielt sich "Asylum" ab. So gibt es zu Anfang ganz ruhige und cleane Gitarren, bevor sich das Lied zu einem druckvollen Rocker entwickelt. Das sich Edguy inzwischen über die ganze Welt bewegen, merkt man an einem Track wie "Save Me". Eher im amerikanischen AOR verankert, als im klassischen Metal, spult die Formation ihre lockeren Melodien ab.
Ihrem eigenen Humor tut die Band mit "Fucking With Fire (Hair Force One)" wieder Genüge. Die mir vorliegende Limited-Edition im schönen Digi-Pack endet mit einer Live-Aufnahme von "Land Of The Miracle" vom Album "Theater Of Salvation".
Insgesamt macht mir "Rocket Ride" einen sehr ausgeglichenen Eindruck und bewegt sich auf einem sehr gutem Niveau. Wer die Band mag, der findet auch an dem aktuellen Longplayer seine Freude. Abzug in der Note gibt es natürlich für dieses kitschige und lachhafte Cover, aber so sind eben Edguy. Vielleicht ein bisschen verrückt?
Line Up:
Tobias Sammet (vocals)
Dirk Sauer (guitars)
Jens Ludwig (guitars)
Tobias 'Eggi' Exxel (bass)
Felix Bohnke (drums)


Spielzeit: 65:59, Medium: CD, Nuclear Blast, 2006, Melodic Power Metal
1:Sacrifice (8:04) 2:Rocket Ride (4:50) 3:Wasted Time (5:49) 4:Matrix (4:10) 5:Return To The Tribe (6:08) 6:The Asylum (7:41) 7:Save Me (3:49) 8:Catch Of The Century (4:04) 9:Out Of Vogue (4:38) 10:Superheroes (3:19) 11:Trinidad (3:29) 12:Fucking With Fire (Hair Force One) (4:23) 13:Land Of The Miracle - Live In Brazil (Limited Edition Bonus Track) (5:47)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 26.08.2006