Eibon / II
II Spielzeit: 42:56
Medium: CD
Label: Aesthetic Death, 2013
Stil: Black Doom Metal

Review vom 05.02.2014


Andrea Groh
Das Buch "Eibon" (Liber Ivonis) wurde angeblich von dem Zauberer Eibon in Hyperborea geschrieben und soll Zauber der Jugend, von anderen Welten und alchemistischen Experimenten enthalten.
Teilweise wird es bei H. P. Lovecraft in einem Satz zusammen mit dem bekannteren "Necronomicon" erwähnt, die Idee stammt jedoch von Clark Ashton Smith.
Doch nicht nur Literatur begegnet uns hier, sondern auch Malerei. Zur Gestaltung der CD wurde nämlich das Triptychon "Der Krieg" von Otto Dix verwendet. Der mittlere Teil des Werkes ziert das Cover, der untere das Innersleeve.
Damit wecken Eibon mein Interesse. Wenn ich dann noch sehe, dass sie bei Aesthetic Death sind, dem Label, das sich auf Death/Doom, Funeral Doom und Sludge Doom spezialisiert hat, dann muss es finsteres Zeug sein, was die fünf Franzosen da verbreiten.
Gegründet 2005 haben sie bisher mehrere EPs und Split-CDs herausgebracht, außerdem ihr Longplay-Debüt "Entering Darkness" (2010).
Die zweite Scheibe nennt sich sinnvollerweise "II" - oder ist damit gemeint, dass sie lediglich zwei etwa zwanzigminütige Songs enthält?
Also schlagen wir das Zauberbuch mal auf, bzw. legen die CD ein… wie erwartet entströmen dunkle Klänge den Boxen. "The Void Settlers" beginnt zunächst dröhnend düster, dann steigert sich das Tempo etwas, raue Gitarren und dazu passende angekeifte Vocals setzen ein. Erwartungsgemäß sind jedoch lange Passagen instrumental. Wobei es sogar verhältnismäßig (im Black/Doom/Sludge-Kontext zu sehen) melodische Gitarren inmitten eines Strudels aus Schwärze und Monotonie gibt, der versucht, den Hörer in eine Welt des Nichts, das dennoch nicht leer ist, zu ziehen.
Bei "Elements Of Doom" stehen wir nicht mehr am Abgrund, wir sind schon einen Schritt weiter… hier gibt es zu bereits beschriebenen Elementen Momente, in denen das Nichts die Herrschaft übernommen hat. Gerade die letzten sechs Minuten erinnern mich etwas an die 'blubbernden' Stellen bei Skepticism. Das ist schon ziemlich minimalistisch…
Die beiden Songs sind sinistere Moloche, scheinbar unstrukturiert, doch manche Passagen wiederholen sich. Eibon gehen nicht planlos vor, sondern setzen ihre Stilmittel gezielt ein, um ein bestimmtes Gesamtklangbild zu erreichen.
Natürlich ist solche Musik weit von einem eingängigen Strophe/Refrain-Muster entfernt. Wer etwas in dieser Art sucht, ist hier völlig falsch. Wer sich aber von Chaos und Unheil verschlingen lassen oder eine Reise in die Untiefen des Mahlstroms buchen will, bekommt hier eine akustische Eintrittskarte in die Welt der Finsternis.
Man kann dies als surrealistischen Horror-Trip sehen oder im Zusammenhang mit dem Cover als emotionale Aufarbeitung der Schrecken des Krieges. Dazu passt auch das Statement:
»Life is war.
War is pain.
Pain is life.«

Das klingt weder schön noch positiv. Die musikalische Umsetzung auf "II" jedoch dürfte für so manche Doom/Sludge/Black etc.-Fans (wie mich) reizvoll sein.
Line-up:
Georges Balafas (vocals)
Max Hedin (guitars)
Guillaume Taliercio (guitars)
Stephane Rivier (bass)
Jerome Lachaud (drums)
Tracklist
01:The Void Settlers (19:08)
02:Elements Of Doom (23:48)
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