Ist es Klassik? Ist es nicht? Ludovico Maria Enrico Einaudi - diesen Namen haben vielleicht einige bereits vernommen, sicher in Verbindung mit Filmen, komponierte er doch bereits einige Soundtracks. Doch als Solopianist hat er sich zwischenzeitlich einen Namen mit recht ruhiger und beschaulicher Musik, die recht entspannend wirkt, gemacht - ein wenig in Richtung 'New Age' orientiert. Diese wird hier nun von der 1983 in Südkorea geborenen niederländischen Harfenistin Lavinia Meijer vorgestellt. Im Alter von elf Jahren widmete sie sich verstärkt dem Studium der Musik am Konservatorium in Utrecht. Neben der Beschäftigung mit klassischer Musik ließ sie auch Jazzberührungen zu.
Nun legt die Künstlerin ihr Debüt für Sony Classical vor. Elf Klavierstücke von Einaudi wurden für die Harfe arrangiert. Und deren Klänge ergießen sich wie ein Schwall frischer und wirbelnder Frühlingsluft durch die ganze Spielzeit der Platte. Obwohl Lavinia ganz allein ist mit ihrem Instrument, vermag sie einen Zauber zu entfachen, der von jeder einzelnen Saite ausgeht, und somit ist die Musik voller Fülle und Kraft. Ja, es perlt und perlt, das Sonnengeflecht strömt ständig warm und dabei fällt es schwer, einzelne Stücke hervorzuheben. Mit fast zehn Minuten Spielzeit ist "Oltremare" das längste Stück und schon gleich bei seiner Einleitung scheint sich eine Melodie einzugraben, die ich von irgendwo her zu kennen glaube. Langsam entwickelt sich das Lied, ohne dass man es eigentlich bemerkt - alles fließt, alles scheint eins zu sein, mal prescht die Harfe harsch hervor, um im nächsten Moment wieder ganz filigran zu tupfen.
Wenn ich mich mit Harfenmusik angenehm entspannen wollte, war ein Griff zu den ersten beiden Platten von Andreas Vollenweider eine Selbstverständlichkeit oder aber auch einige Künstler der keltisch-irischen Harfe konnten meine Ruhe unterstützen und mich verzücken mit wohligem Klang. Und nun ist eine weitere Platte hinzugekommen. Diese Musik kann den Stress von all jenen nehmen, die es zulassen.
Aber nicht nur ganz ruhig und beschaulich ist es durchgehend, "Dietro L'Incanto" wird auch ein wenig 'lauter' und bringt eine leicht andere Stimmung ins Spiel. "The Snow Prelude" - eine Prelüde, die in der Musik ein Vorspiel mit eröffnendem oder hinführendem Charakter ist, scheint dann ja wohl die Stimmung vor dem Schneefall zu beschreiben. Schade, ich hätte gern den Hauptteil noch dazu gehört, vielleicht noch einen Schneesturm. Denn allein der Aufbau dieses Vorspiels ist bereits sehr interessant gestaltet.
Diese Musik ist sehr außergewöhnlich, sie könnte sicher auch gut für ein Solo-Piano klingen, doch mit der Harfe gespielt, entfaltet sie sicher viel mehr Magie. Ja, das ist sehr schön, sehr speziell. 'Zum Entschleunigen empfohlen', so könnte das Prädikat auch lauten. Fast schon Klassik, eher schon Musik, wie sie einst auf dem New Age-Label Windham Hill groß wurde, so kann man es sicher einordnen.
Line-up:
Lavinia Meijer (Harfe)
Tracklist |
01:Divenire (6:34)
02:I Giorni (5:51)
03:Oltremare (9:50)
04:Una Mattina (2:44)
05:Le Onde (4:14)
06:Dietro L'Incanto (3:32)
07:Ora (6:07)
08:The Snow Prelude No. 15 (4:35)
09:Passaggio (4:16)
10:Nuvole Bianche (5:05)
11:Due Tramonti (4:28)
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Externe Links:
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