Wer Rüsselsheim hört, denkt automatisch an Opel. Allerdings gibt es dort auch dunkle Klänge, die nicht aus dem Auspuffrohr der gleichnamigen Pkw kommen, sondern von Elandor, die den emotionalen, melodischen und dennoch fett groovenden Dark Gothic Rock vertreten.
Mit ihrem dritten Longplayer "Dark Asylum" präsentiert das Trio durchgängig Gothic Rock mit deutlicher Synthie-Schlagseite. Durch den flächendeckenden Einsatz der Synths bekommen die produzierten Klänge allerdings einen Hauch von Retro-Feeling, der an die neunziger Jahre erinnert. Riff-rockende Strukturen sind eher Mangelware, dafür liegt der Schwerpunkt mehr im melodiöseren Bereich, der allerdings öfter von härteren Strukturen unterbrochen wird. Tiefschwarze Momente sind Bestandteil der Grundausstattung, auch wenn die Gesangsstimmen von dunkel bis in hellere, poppige Gefilde schweben. Hier hat man den Eindruck, dass sich Elandor über die einzuschlagende Richtung noch keine endgültige Meinung gebildet haben. Es erscheint mehr wie ein Kompromiss, der von Synthetik und sanften Klängen bis zu Metal-Dramatik reichen soll.
"Where Are You" und "Madness Returns" erinnern in ihrer Verspieltheit anfangs mehr an New Wave, bis sich dann im weiteren Verlauf die Gothic-Schlagseite deutlicher durchsetzen kann. Wechselnde Gesangslinien sorgen jedenfalls für Abwechslung und lassen den Songs mehr Entfaltungsmöglichkeiten zukommen. Stimmbänderschonung kann man den dunklen Feinarbeitern wirklich nicht vorwerfen - Dramatik und Epik werden jedenfalls songdienlich vermarktet. Zum großen Teil erscheinen die Titel wie im Bunker komponiert und danach nach melancholischen Gesichtspunkten auf die Setlist verteilt, wobei auch die Balladenkonsumenten - "Goodbye" dient hier gewiss nicht als Stimmungsaufheller - voll auf ihre Kosten kommen.
Elandor legen mit ihrem Sprint durch die Tonlagen eine nicht immer nachzuvollziehende Abwechslung hin, die den Hörer vermutlich mehr irritieren als faszinieren wird. Das Album erscheint mehr wie eine Ansammlung von musikalischen Facetten, denn als akustisches Tonsignal mit kompositorischer Eigenständigkeit. Und genau hier liegt der Hund begraben, denn an Ideen mangelt es der Band offensichtlich nicht. Das Problem besteht mehr darin, dass die meisten Kompositionen die Ohren rückstandsfrei verlassen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass "Dark Asylum" gut instrumentiert und der Songaufbau meistens mit gefühlvollen Gesängen unterlegt ist. Absolute Anspieltipps sind nicht vorhanden, da das Material sich in sich nicht allzu sehr voneinander unterscheidet. Zur Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass Komplettausfälle nicht vorhanden sind und der nicht abzustreitende Unterhaltungswert dennoch über dem musikalischen Einheitsbrei vieler Produktionen liegt. 5 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Markus Kühnel (vocals)
Daniel Hawranke (guitar, backing vocals)
Jan Ulzhofer (drums, synths)
Andy Lösch (bass)
Tracklist |
01:Intro
02:Orphan
03:Where Are You
04:Madness Returns
05:Goodbye
06:Dark Asylum
07:Butterfly
08:Heart Of Darkness
09:Schönheit
10:The Torment
11:Violet
12:Buried Alive
13:Last Escape
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