"Grüner Esel in Erfurt"
Die DDR-Rocklegende electra begeisterte die Konzertbesucher in
der Heiligen Mühle Erfurt
Man schrieb das Jahr 1969, als hinter den Absolventen der Dresdner Musikhochschule "Carl Maria von Weber" die schwere Eichentür ins Schloss fiel und das Studentendasein ein Ende hatte.
Die ehemaligen Kommilitonen der Tanzmusikklasse, Peter Ludewig (Schlagzeug, Gesang), Bernd Aust (Blasinstrumente, Tasten), Karl-Heinz Ringel (Tasten), Ekkehard Berger (Gitarre) und Wolfgang Riedel (Bass) gründeten die Gruppe electra.
In ihrer Frühphase sorgten die jungen Musikprofis mit dem Covern von Hits der großen Acht des damaligen Radio Luxemburg in den Tanzsälen Dresdens für Aufruhr.
Das Nachspiel des überaus beliebten überlangen Jethro Tull-Stückes "Thick As A Brick" etablierte electra schließlich bei den ostdeutschen Artrock-Liebhabern.
Doch die Kreation eigener Werke stand bei der Band immer im Vordergrund, was sie mit der Vertonung des Kurt Demmler-Textes "Tritt ein in den Dom" meisterhaft unter Beweis stellten.
Bernd Aust rückblickend dazu: »Bei "Tritt ein in den Dom" hat keiner mehr getanzt. Die Leute sind wirklich ergriffen gewesen, schauten uns an. Seitdem haben auch wir es zum Konzert gespielt.«
1980 schließlich erschien mit neuem Sänger Manuel von Senden das von Kritik und Publikum gleichermaßen bejubelte Konzeptalbum "Die Sixtinische Madonna", das mit über 150.000 verkauften Exemplaren als die erfolgreichste Amiga-Produktion angesehen werden muss.
In den folgenden Jahren durchtauchte electra weiterhin alle Höhen und Tiefen der DDR-Kulturpolitik und produzierte bis 1987 insgesamt sieben Alben.
Auch wenn die Dresdner Band zur Deutsch-deutschen Wendezeit einige Federn lassen musste, nährten sie sich dann eher mit poppigen Kompositionen doch recht redlich.
Viel Zeit ist seitdem vergangen und electra gibt es immer noch. Nach anfänglich
zaghaften Ausflügen ins Konzertgeschäft steht die Band teilweise auch als so genannter Sachsendreier mit der Stern Combo Meißen und Lift im Osten wieder regelmäßig auf den Bühnen.
Teilweise verstärkt sich die Formation bei eigenen Auftritten sogar mit ihren früheren Gesangskollegen Stefan Trepte und Gisbert Koreng.
Das 40-jährige Bandjubiläum ist gar nicht mehr so weit entfernt, und mit meisterhaften
Eigenkompositionen wie "Tritt ein in den Dom", "Das kommt, weil deine Seele brennt" und dem skurrilen Kunstrock-Stück "Der grüne Esel", vermag electra immer noch ihr Publikum konzertant in ihren Bann zu ziehen.
Eine Empfehlung sind die noch aktuelle DVD & CD "35 Jahre electra - Der aufrechte Gang" (Buschfunk 2005).
Zum Interview mit Bernd Aust
Wir bedanken uns für den freundlichen Support bei Jürgen Naue, Heiligen Mühle Erfurt, Radio Frei Erfurt und Fotograf Axel Clemens.
Bilder vom Konzert
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