Seit Beginn der Neunziger gehören die aus Dorset stammenden
Electric Wizard zu den beliebtesten Doom Metal-Bands der britischen Insel. Zunächst spielten sie einen noch recht traditionellen, von
Black Sabbath (logisch) beeinflussten Sound, der aber im Laufe der Jahre immer experimenteller und abgedrehter wurde. Besonders ihre letzten beiden Veröffentlichungen waren für viele Hörer nur sehr schwer verdaulich.
Auf ihrem mittlerweile sechsten Longplayer "Witchcult Today", präsentiert sich das Quartett streckenweise recht zugänglich und es steht wieder mehr die Eingängigkeit im Vordergrund. Die fett groovenden, aber immer noch zähflüssigen neuen Stücke gehen wieder wesentlich besser ins Ohr, was den letzten Scheiben etwas gefehlt hat. Allerdings kann die Band kaum verleugnen, während der Songwriting- und Aufnahme-Sessions ausgiebig diversen nicht ganz legalen bewusstseinserweiternden Mittelchen zugesprochen zu haben. Die Musik von Electric Wizard klingt nach wie vor noch recht spacig und psychedelisch. Es wurde erneut verstärkt mit allerhand Soundeffekten und Metal untypischen Instrumenten experimentiert, wie beispielsweise beim Instrumental "Raptus", das auf verfremdeten Sitarklängen aufgebaut ist.
Es kommt immer wieder zu ausgedehnten Jam-Parts, so dass sich Songs wie "Saturnine" oder das völlig durchgeknallte "Black Magic Rituals & Perversions", welches zum Ende hin nur noch aus wirren Sound-Collagen, Filmsamples und gemurmelten Beschwörungsformeln besteht, schon mal auf eine Spielzeit von über zehn Minuten ausdehnen können. Zudem wurde der Gesang Jus Oborns ein wenig in den Hintergrund gemischt und mit Hall unterlegt, was ihn teilweise schon fast wie eine beschwörende Geisterstimme klingen lässt. Das passt hervorragend zu den abgedrehten, lyrischen Ergüssen der Band , die vor allem durch diverse Horror B-Movies der Sechziger und Siebziger (vorzugsweise aus den legendären Hammer-Film Studios) und allerhand pseudo-satanischen und okkultem Mumpitz inspiriert wurden.
Die ganze Scheibe klingt, als hätten die alten
Black Sabbath und
Hawkwind gemeinsame Nachkommen gezeugt, die sich mit allerlei rauchbaren Hanfprodukten in einen Probraum eingeschlossen haben, um Songs zu schreiben. "Witchcult Today" versprüht aufgrund des eingesetzten Vintage-Equipments und der lebendigen Produktion eine sehr authentische Seventies-Atmosphäre, die zu keiner Zeit aufgesetzt wirkt. Anhänger klassischen Doom Rocks, die auch psychedelischen Klängen gegenüber nicht abgeneigt sind, dürften ihre helle Freude an dieser Scheibe haben. Mainstream Hörer sollten allerdings ihre Finger davon lassen.