Elektrik Kezy Mezy / Simple Pleasures
Simple Pleasures Spielzeit: 50:42
Medium: CD
Label: Flowerstreet Records, 2013
Stil: Garage Rock

Review vom 04.05.2013


Mike Kempf
Elektrik Kezy Mezy? Mein erster Gedanke ist der, dass sich hinter diesem schrägen Künstlernamen ein südeuropäischer Techno-DJ versteckt. Doch ich werde schnell eines Besseren belehrt, denn bei Elektrik Kezy Mezy handelt es sich um das Münchener Duo Amadeus Gregor Böhm und Frank Feiler, die bei meinem ersten Check von "Simple Pleasure" weit und breit nichts vom üblichen monotonen Techno-'Gebumse' hören lassen. Das bayrische Duo hat es sich vielmehr zur Aufgabe gemacht, dem Interessierten mit einer geballten Ladung Garage Rock zu imponieren und verzichtet komplett auf Schönspielerei. Stattdessen beeindrucken die beiden 'Gesangstalente' mit dermaßen krassen Textvorträgen, dass es für ungeübte Ohren ratsam ist, dieselben vor dem 'Verzehr' des Silberlings mit Wattebällchen abzudämmen. Wer aber nichts dagegen hat, sich einer kompromisslosen Hirnwäsche zu unterziehen, der wird mit der einen oder anderen fetten Überraschung belohnt.
Interessant, dass Amadeus, so wie er seine Stimmbänder gnadenlos strapaziert, auch seine Klampfe in keinster Weise schont. Dabei ist es ihm nicht wichtig, seine Gitarrenläufe mit extrem hoher Qualität zu offenbaren, sondern er setzt die Prioritäten seines 'Gitarrenzaubers' eher auf ungeschöntes verzerrtes Geklampfe, das stark an die Rock-Stilepoche Ende der 60er, Anfang der 70er erinnert, oder an die Anfänge von den Sex Pistols. Auch der Sound des Scheibchens ist wohl extra so abgemischt, dass man den Eindruck bekommen soll, hier eine längst vergessene 'Perle' wieder entdeckt zu haben. Wirklich kaum zu glauben, dass "Simple Pleasures" erst vor Kurzem in einem Münchner Tonstudio zum Leben erweckt wurde.
Dass sich die Band keinerlei Tabus unterwirft, beweist ihre Coverversion vom Spandau Ballet-Klassiker "Gold". Mutig meine Herren! So ein poppiges Schmusestück dermaßen in 'Gülle' einzutauschen, ist nicht nur der helle Wahnsinn, sondern verdient einfach Beachtung! Wobei es hier sicherlich nur zwei Meinungen geben wird, entweder man findet das Coverstück 'Top' oder 'Flop'. Auch wenn das Duo mit dem Song keinerlei Chancen auf den Gewinn eines Grammy hat, mir gefällt ihre Präsentation des Oldies. Es ist einfach ihre beherzte Herangehensweise, die mich beeindruckt, sicherlich wissend, dass sie mit ihrer Liedarchitektur völlig gegen den Mainstream schwimmen.
Als Hörprobe empfehle ich "My Friend My Enermy", ein absolut partytaugliches Teil, das mit ansprechendem Rhythmus aufwartet und sofort ins Blut geht. Der Song besitzt meiner Meinung nach durchaus Charts-Charakter. "Strange Woman", "Pretty Girls" und "New About You" eignen sich hervorragend, um Komapatienten wieder aus ihrem Dämmerzustand zu befreien. Die Lieder werden dem Konsumenten gnadenlos um die Ohren geblasen und sind nichts für 'Weicheier'.
Fazit: Der bajuwarische Zweier eignet sich für einen Operettenball, einem seriösen Rock-Konzert oder für Freunde des anspruchsvollen Musikhochgenusses genauso gut, wie Schlagerqueen Helene Fischer für ein Wacken-Event. Apropos Wacken: Die Verantwortlichen sollten sich mal die Münchener Combo zu Gemüte führen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Duo in der Lage ist, bei so einem Festival der Meute gehörig einzuheizen! Auch wenn ich ein wenig hin und her gerissen bin, letztlich hat mich die Kapelle mit ihrem eigenwilligen Rock-Stil mehr beeindruckt als abgestoßen und ich rate deshalb dem Musikfreund 'besonderer Klänge' zumindest einmal reinzuhören.
Line-up:
Amadeus Gregor Böhm (guitar, vocals)
Frank Feiler (drums, backing vocals)
Tracklist
01:My Generation (3:16)
02:This Is How (4:05)
03:Whatever You Want (3:20)
04:It Felt So Right (4:39)
05:I'm Gone (3:25)
06:My Friend My Enemy (3:22)
07:Stereo (3:00)
08:Strange Woman (3:02)
09:The Song I Wrote (2:17)
10:Pretty Girls (3:07)
11:Gold (3:42)
12:How Should I Know (3:05)
13:Whisper (3:04)
14:News About You (2:42)
15:That's What I Do (3:36)
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