Da flatterte mir doch eine CD ins Haus, von der ich nach dem ersten Hördurchgang lediglich von den ersten 4 - 5 Tracks eine positive Meinung hatte.
Doch diese Meinung sollte sich nach mehrmaligem Rotieren in meinem heimischen Player sehr schnell ändern.
Da die Band Elroy wohl den wenigsten oder besser gesagt niemandem von uns ein Begriff sein wird, möchte ich die Mitglieder kurz vorstellen:
Sänger und Frontman ist Marc McElroy, der als Multiinstrumentalist bezeichnet wird, da er außer seinen Stimmbändern sowie der Gitarre auch noch den Bass, das Piano und die Drums bedienen kann. Sein Können hat er bereits über Jahre in verschiedenen Bands (Gitarrist einer Garagenrockband und Organist in einem Funk-Jazz-Trio) und als Studiomusiker bewiesen. Er bringt also genügend Erfahrungen mit.
Dem Electric Guitar-Man Charlie Kickham wird nachgesagt, dass sein Spiel von so vielen Musikergrößen beeinflusst wird, dass es unmöglich ist, diese alle aufzuzählen. Als Jugendlicher saß er oft mit seiner Gitarre vor der Stereoanlage und probierte jedes Riff nach.
Dritter im Bunde ist Brian Coleman. Auch er hat eine enorme musikalische Vergangenheit und zupft den Vier-Saiten-Bass bei Elroy.
Last but not least, Adam Doiron, der Drummer, der ein fabelhaftes Ludwig Schlagzeug hat.
Damit wäre die Band also komplett.
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Grund dieses Reviews, nämlich dem vorliegenden Album.
Wie Eingangs schon erwähnt, es brauchte einige Hördurchgänge, aber das Teil wuchs von mal zu mal und nahm immer mehr musikalische Gestalt an. Solche Silberlinge sind für mich meistens immer die besten. Fressen sie sich gleich ins Ohr, werden sie sehr schnell langweilig, aber hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken und das macht es für mich auch so interessant, zumal man die Band in keine Schublade stecken kann.
Sie spielen wunderschöne Rocksongs und herrliche Balladen mit Folkeinflüssen, aber sie sind dafür nicht brav genug; sie sind auch nicht dreckig genug für eine reine Rockband und nicht hart genug, um sie als Metalband einstufen zu können. Es passt im Grunde genommen nichts.
Der Eröffnungssong "Mexican Soap Star" ist ein absoluter Knaller, ein Midtempokracher allererster Güte und macht sofort Appetit auf mehr.
Simpel und einfach gestrickt, dafür aber wunderschön anzuhören ist "Madina", untermalt mit tollen Gitarrensoli und einer Stimme, die hin und wieder an Bob Dylan erinnert. Es ist ein Song, der für mich mit Sicherheit zu meinen Faves des Jahres gehören wird. Unter anderem ein Highlight auf der Platte!
Mit "Everybody's Angel" hört man die erste richtige Ballade, und was für eine! Faszinierende Gitarrenläufe, dazu werden kleine Gitarrensoli sparsam eingeflochten. Das ist kein selbstverliebtes Frickeln, sondern ein Gitarrenspiel mit Herzblut.
"Trans-Atlantic Blues", wie könnte man diesen Song bezeichnen? Schnelle Bluesnummer oder Uptempo-Rock'n Roller? Keine Ahnung, ich weiß nur so viel: Er ist einfach nur schön.
Bei den Tracks 5 ("Dangerous Girl") und 8 ("Left In The Sand") könnte man meinen, Dylan persönlich hätte sich hier wieder ans Mikro geschwungen. Ich bin restlos begeistert.
Sehr lustig finde ich "She's Never Coming Back" in Szene gesetzt: eine Uptempo-Nummer, die nur mit einer Hammond sowie Drums und Bassgitarre eingespielt wurde und der Gesang aus einer Talk Box dröhnt. Alle Instrumente bediente Marc McElroyhimself.
"Do What You Want To Do", für mich ein weiteres Highlight auf dem Silberling, ist eine bezaubernde Ballade. Hier fallen wieder die sparsamen, aber wunderschönen Gitarrensoli auf, kurzer Backgroundgesang würzt alles noch. Der Bass wird wiederum von Marc gezupft.
Eingeleitet von einem Gitarrensolo, wird "Mary" wieder einen ganzen Zacken schneller. Man könnte diesen Song fast als poppig bezeichnen.
Bei "Smoking Dope And Watching TV" sowie "I Threw It All Away" geht es noch einmal richtig zur Sache, man gibt mächtig Gas und lädt zum mitbangen ein. Elroy verabschieden sich von ihren Zuhörern würdig mit zwei echten Rock'n'Roll(?)-Knallern.
Zu bemerken wäre noch, dass Marc McElroy nicht nur das Album selbst produzierte, sondern bei allen Tracks auch die Backing Vocals übernommen hat. Seine Stimme ist übrigens ein Phänomen. Man hat das Gefühl, hier wären verschiedene Sänger am Werk.
Elroy haben eine Silberscheibe ohne Ausfälle abgeliefert, sehr abwechslungsreich und für jeden Geschmack etwas dabei, wenn man mal von den Metalljüngern absieht (grins).
Eine gelungene Platte, die meine Sammlung bereichert und die wieder einmal zeigt, dass man die ausgetretenen musikalischen Pfade unbedingt verlassen sollte, denn gerade auf den Nebenwegen findet sich so manche Perle.
P.S.: Erwähnenswert ist außerdem, dass die Band eine Menge Songs auf ihrer Homepage zur Verfügung stellt und überhaupt ein sehr entspanntes Verhältnis zum Thema Downloads pflegt.
Reinhören könnt Ihr gleich hier und wenn Euch die CD zusagt, dann gibt es Elroy für 12 Euro + Versandkosten bei uns zu kaufen.
Spielzeit: 41:27, Medium: CD, Imaginary Cat Recordings, 2002
1:Mexican Soap Star (3:45) 2:Madina (4:08) 3:Everybody's Angel (4:33) 4:Trans-Atlantic Blues (3:12) 5:Dangerous Girl (3:22) 6:She's Never Coming Back (3:26) 7:Do What You Want To Do (3:04) 8:Left In The Sand (3:53) 9:Mary (4:13) 10:Smoking Dope And Watching TV (3:39) 11:I Threw It All Away (4:05)
Ilka Czernohorsky, 30.04.2003
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