Emerson, Lake & Palmer - The Birth Of A Band
Isle of Wight Festival, Sat August 29th 1970
The Birth Of A Band
In der Evolution der Rockmusik sind Emerson, Lake & Palmer im brodelnden Zeitalter der Saurier entstanden, als die Klangwelt förmlich explodierte und mit beeindruckenden Wesen herumexperimentierte. Und ELP war ein wahrer Gigant, ein kraftstrotzender, ehrfurchtgebietender Koloss, der an seiner musikalischen Potenz keinen Zweifel ließ.
Eine erklärte Supergroup, im klassischen Dreierformat wie Cream, allerdings in ganz entscheidend anderer Konstellation. Drummer Carl Palmer kam von Atomic Rooster und The Crazy World Of Arthur Brown , Greg Lake von King Crimson und Keith Emerson von The Nice, alles Bands, die sich schon weit vom üblichen Pop-Geschehen der End-Sechziger abhoben. Vor allem die letzten beiden galten als Protagonisten der neuen Richtungen Progressive und Art Rock und das setzten nun ELP konsequent und innovativ fort.
Anders als bei den gitarrenlastigen Rockbands dominierte Emerson mit seinen Keyboards den Sound und bemühte dabei stilbildend mehr oder weniger große Versatzstücke bis hin zu ganzen Adaptionen klassischer und moderner Komponisten. Dazu kam der erstmals eingesetzte 'Moog-Synthesizer' mit völlig neuen Tönen. Lakes glockenhelle, außergewöhnliche Singstimme und sein folkiges Gitarrenspiel sowie das Monster-Drumming von Palmer vervollständigten die Trademarks der Band, die ihre eigene Version der Rockmusik kreierte.
Und letztlich von ihrem eigenen Bombast erdrückt wurde.
Das legendäre 'Isle of Wight-Festival' von 1970, war das größte und wichtigste Festival der noch jungen Rockmusik auf europäischem Boden, ein gewaltiges Open Air mit 600.000 Besuchern. Startrampe für den weltweiten Erfolg vieler Bands, darunter der neuen Formation ELP, die bis dahin nur einen Test-Gig gespielt und danach Superstar-Status mit Millionenumsätzen hatte.
"Vorher waren wir relativ unbekannt, am Tag danach weltberühmt", schildert Lake die Situation treffend. Er und seine beiden Kollegen, lange zerstritten, kommen ausgiebig im Rückblick zu Wort. Emerson demonstriert auch seinen gut zweieinhalb Meter hohen Moog, ein Riesending mit Hunderten von Kabeln. Ergänzende Aufnahmen stammen von einem anderen Gig. Das Video wurde von dem 'Oscar'-prämierten Regisseur Murray Lerner gedreht, der auch für den kompletten Festival-Film verantwortlich zeichnete.
Er beleuchtet natürlich auch das Umfeld auf der beschaulichen Insel und reflektiert den Zeitgeist, der selbst für den rockenden Zeitgenossen heute herrlich nostalgisch wirkt. "Those were the days, yehyeh". Dazu gibt es schöne Bilder, Landschaftsaufnahmen der Insel mit ihrer Kreideküste, vom damaligen Strandleben, vom Festivalgelände und als Kontrast der unterschiedlichen Vergnügungen der Generationen, ein Speedboat-Rennen. Das assoziative "Take A Pebble" hat er komplett mit einfühligen Impressionen umgesetzt.
ELP spielt die vier langen Tracks von der nächtlichen Bühne nur mit kurzen Ansagen dazwischen, lediglich "Nutrocker" muss für den Abspann herhalten. Das Intro von Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" wird parallel von der Band und vom Londoner Symphonieorchester gezeigt, auch eine schöne Idee (es war sicher ein Verdienst von ELP, die damalige Jugend mit ihrer Musik mit der völlig elitären Klassik zu infizieren, wie Palmer zurecht vermerkt). Die Umsetzung des Orchesterstücks mit einer Rockband war natürlich schon extravagant, aber wie ELP das auf der Wight-Bühne darbot, schlichtweg sensationell. Nicht die musikalische Interpretation, sondern als Rockwerk mit entsprechender Show. Zum Schluss feuerte Emerson zwei echte Kanonen in den Nachthimmel (wer hat's erfunden …?) "Take A Pebble" zeigte die andere Seite der Band, die vor allem bei den Lake-Titeln sehr lyrisch spielen konnte. Dann steigerte sich das Geschehen in einen wahren Rausch mit dem Nice-Klassiker "Rondo".
Allein was Emerson mit seiner Hammond-Orgel anstellte, sie herumschmiss und damit jaulende Rückkopplungen erzeugte und dann die bis dato kaum bekannten Moog-Sounds - die Fans flippten aus! Palmer war auch dabei sein kongenialer Partner mit einem für damalige Zeiten riesigen Schlagzeugarsenal und sehenswertem Acting. Nur Greg Lake blieb während des ganzen Gigs relativ im Hintergrund, glänzte aber mit seinem märchenhaften Gesang.
Die Livebilder sind etwas dunkel, aber insgesamt gut. Beim Sound gibt's deutliche Abstriche, ab und zu leiert es doch schon. Aber das unterstreicht eigentlich nur, dass das Ganze auch schon satte 36 Jahre auf dem Buckel hat. Angesichts der damaligen technischen Möglichkeiten ist das kein echter Kritikpunkt.
Das Video lässt uns die Geburt dieser spektakulären Band mitverfolgen, die nur knapp ein Vierteljahr nach ihrer Gründung schon diesen beeindruckenden Höhepunkt vor Riesen-Publikum feiern konnte. Lake verschweigt übrigens zu Schluss nicht, dass die namhaften Kritiker damals wenig begeistert waren: "Welch eine Verschwendung von Talent und Strom …"
Die 600.000 Fans auf der Insel dachten offensichtlich anders und anschließend Millionen weltweit auch. ELP war die erste Supergroup des ProgRock. Und ihr Geist progt bis heute.
Technik:
Bildformat: 4:3
Sound-Formate: DTS, Dolby 5.1, PCM Stereo
Ländercode: 0
FSK: ohne Altersbeschränkung
Sprache Englisch, Untertitel Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Holländisch, Portugiesisch


Spielzeit: ca 67:00, Medium: DVD, Eagle Vision, 2006
1:Pictures At An Exhibition 2:Take A Pebble 3: Rondo 4:Nutrocker
Norbert Neugebauer, 13.05.2006