»Die perverse Lust, Lovecraft zu lesen, liegt wohl darin, dass er gerade die Neugier anstachelt, die Kräfte weckt, vor der und vor denen er warnen will«.
Dieses Zitat aus der Frankfurter Rundschau, was auf einem meiner Taschenbücher steht, fiel mir neulich wieder ein als ich die Ritual Ascension Beyond Flesh eingelegt hatte.
Denn wenn es ein morbides Vergnügen gibt Lovecraft zu lesen, dann gibt es auch ein solches für das Hören von Encoffination. Zumindest bei mir…
Von daher war ich erfreut, als ich las, dass es einen Nachfolger gibt (die EP "Seventh Temple Of Laodicean Scripture", das Live-Album "Amen" und die Split mit Grave Upheavel lasse ich mal außen vor), nämlich "O' Hell, Shine in Thy Whited Sepulchres" Gibt es eigentlich auch eine perverse Lust, sich solche Titel auszudenken?
Die Namen der einzelnen Songs sind genauso vielversprechend… und wer "Ritual Ascension Beyond Flesh" mochte, wird hier nicht enttäuscht. Auch wenn es dieses Mal statt der Filmsampels eine 'Deid Bell' (schottisch für 'Dead Bell') gibt. Damit werden Glocken aus dem 17. oder 18. Jahrhundert bezeichnet, die insbesondere zur Verkündung von Todesfällen benutzt wurden. Eine solche benutzt Ghoat hier zusätzlich zu Gitarre, Bass und Orgel, außerdem ist er wiederum für das grabestiefe Grunzen verantwortlich.
Auf "O' Hell, Shine In Thy Whited Sepulchres" bieten die amerikanischen 'Sargdeckelschließer' wie gehabt eine finster-fiese Mischung aus extrem schleppenden Death und Doom Metal. Wobei das Tempo mal mehr oder weniger gedrosselt wurde. Geschwindigkeitsrekorde werden trotzdem keine gebrochen… harmonisch und nett ist hier erst Recht nichts. Womit Encoffination erneut Minderheitenmusik fabrizieren, für die meisten Metaller ist das zu unharmonisch und wenig strukturiert. Eingängige Songs sucht man vergebens und sind wohl auch gar nicht beabsichtigt.
Vielmehr wird eine Reise in eine Welt der Finsternis geboten, in verborgene unterirdische Welten und verbotene Gruften, wo Ausgeburten von Nachtmahren herrschen.
Schwere schleifende Klänge erfüllen die unteren Höhlen, in die Encoffination die geneigten Hörer entführen.
Dezente feierliche Gesänge oder unheimliches Flüstern sind stellenweise zu vernehmen in der allesumfassenden Dunkelheit, dazu setzt die Glocke feine Akzente, die für Auflockerung sorgen.
'Staubsaugerdoom' meinte Jens dazu. Ja, stimmt irgendwie, beim Sound muss man ziemlich Abstriche machen, den könnte man schon etwas grottig nennen. Wobei das wieder zu den Assoziationen mit den unterirdischen Regionen, den Reichen voller fremdartiger Gestalten passt. Es gibt sicher Gründe, die CD zu hassen, aber auch sie zu mögen, auf morbide Weise davon fasziniert zu sein. Wobei bei mir klar letzteres zutrifft, nennt es meinetwegen 'perverse Lust'.
Justin Stubbs, der für Layout und Grafikdesign verantwortlich ist, erklärt:»"O' Hell, Shine In Thy Whited Sepulchres" is a monument to the rites and processes of human mortality. Death is the penultimate experience of the human condition. How we memorialize and commemorate our dead through rituals and ceremonies speaks volumes for and against our humanity«.
'Only Death Is Real' - oder was?
Das Booklet ist stilistisch ansprechend gestaltet, rundet mit seiner altmodischen Optik das Gesamtwerk passend ab zu Encoffinations ganz eigener Version von Death/Doom Metal. Dieser hat als Botschaft:
»IT IS VNTO MEN THAT THEY SHALL ONCE DYE«
Allerdings frage ich mich, ob das jetzt der neueste US-Trend ist, nicht nur 'true' als 'trve', sondern jedes 'u' als 'v' und jedes 'w' als 'vv' zu schreiben…
Line-up:
Ghoat (vocals, guitar, bass, organ, deid bell)
Elektrokutioner (drums, percussion)
Tracklist |
01:Sacrum Profanum Processionali (1:04)
02:Rites Of Ceremonial Embalm'ment (5:07)
03:Ritual Until Blood (4:24)
04:Elegant In Their Funebrial Cloaks, Arisen (4:13)
05:Crypt Of His Communal Devourment (4:54)
06:Washed And Buried (4:53)
07:Pall Of Unrequited Blood (3:55)
08:Annunciation Of The Viscera (10:34) |
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