Enemy Rose / Promises We'll Never Keep
Promises We'll Never Keep Spielzeit: 52:54
Medium: CD
Label: I Scream Records/SPV, 2008
Stil: : Post Glam Punk


Review vom 28.05.2008


Jürgen B. Volkmar
Enemy Rose gehören zu den Vertretern, die dem Neo-Glam-Post-Punk-Syndrom verhaftet sind. Das bedeutet nichts anderes, als eine Rückbesinnung auf US-Punk in der Stilrichtung der Dead Boys, Richard Hell & The Voidoids, Tom Verlaine sowie frühe Dictators und natürlich viele andere, die gegen Ende der Siebziger Jahre in den USA aus den Punk-Kellern strömten und die Luft der beginnenden New Wave-Bewegung einatmeten.
In der aktuellen Formation setzen sich die Mitglieder aus den Bands Heartaches, Smash My Radio und Smooth Lee zusammen, bei denen sie teilweise noch zum aktiven Line-up gehören. Natürlich darf man den Glam-Faktor nicht vergessen, der von den New York Dolls, Johnny Thunders & The Heartbreakers, bis über die allgegenwärtigen Hanoi Rocks reicht, wobei der Einfluss der Letztgenannten und speziell ihres Fronters Michael Monroe auf einigen Tracks deutlich hörbar ist.
Natürlich wäre es vermessen zu erwarten, dass die erfrischend und vital aufspielenden Belgier mit ihrem Debüt "Promises We'll Never Keep" den ganz großen Reißer produziert haben. Das ist mitnichten der Fall und das zu erwarten wäre reine Blasphemie gewesen. Aber sie haben es bei all ihren Einflüssen verstanden, ein solides und nostalgisch, rotziges Album zu produzieren, dessen spezielles Feeling eigentlich nur von denen nachempfunden werden kann, die in dieser musikalisch revolutionären Zeit dabei waren.
Sänger Tommy X hinterlässt einen guten Gesamteindruck und man kommt nicht auf den Gedanken, dass ihr Heimatland, nicht jenseits des Atlantiks ist. "Promises We'll Never Keep" klingt daher ein bisschen dreckig, punkig und die rotzigen Exkurse wirken zwanglos und nicht aufgesetzt.
"Rattle The Cages" und "Coming Down" besitzen den nötigen Druck und die ständig aktive Gitarrenfraktion gibt Gas, bis der Ersatzreifen steppt. Wenn man nicht weiß, wann die Aufnahmen produziert wurden, könnte man von 1978 ausgehen und das allein ist eigentlich schon ein Kompliment.
Leadröhre Tommy X hat seine Vorbilder gut einstudiert, der Gesangsstil ist absolut identisch mit der Modulierung der frühen Punkbewegung. Knarzige Riffs, die nicht überfettet sind, bewegen sich in kurzen, abgehackten rhythmischen Zirkeln und die Hooklines schrammen immer hart an der Zuckerglasur vorbei. Hymnische Chorusse, die nach all den Jahren etwas anachronistisch klingen, aber auf jeden Fall Identität ausstrahlen, sorgen für Eingängigkeit, auch wenn es nur für die Abspieldauer ist.
Beinahe Singer/Songwriter-mäßig wird es mit "Buried Alive", bei dem das Quintett auch seine balladeske Note ausspielen kann. Aber ansonsten ist 'voll auf die Glocke' angesagt. Temporeich wird der ordentliche Mix aus Rock, Punk und Glam, mit den vorhandenen Klangwerkzeugen wiedergegeben. Der Leadsänger ist auf der richtigen emotionalen Schiene und gibt Tracks wie "Rocket und Bleed" die richtige Groovemorbidität. Man merkt, dass es den Jungs Spaß macht, ihre Mucke auszufahren. Pure Nachahmung ist etwas anderes, denn die Belgier bringen eine akustische Aufarbeitung einer Zeit, die nicht so ohne weiteres in ein melodisches Korsett von 35 Minuten Dauer zu pressen ist und sie machen es gut. Alles wirkt sehr cool und nicht überfrachtet, eigentlich mehr wie Bonusmaterial aus einer Zeit, die ihre Fühler bis in die Gegenwart ausstreckt.
Und welches größere Kompliment kann man einer Punk'n'Roll-Combo mit ihrer Erstauflage geben, als dass der Geist der Vergangenheit in ihr weiterlebt?
Line-up:
Tommy X (vocals)
Sammy Dimera (guitars, vocals)
Steve Spinal (guitars)
Ponzy (bass)
Sugar Martellotto (drums)
Tracklist
01:Rattle The Cages
02:Coming Down
03:Buried Alive
04:Rocket
05:Bleed
06:Just My Luck
07:Tainted (With Regret)
08:All Because Of You
09:Love & Hate
10:Trigger
11:Lonely Town
12:Tell Me
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