Ihren Namen verdienen sich die 'Ingenieure' mit ihrer Musik. Sie konstruieren und bauen »…wonderful walls of sound«. Sie bauen nicht ganz so schnell, dafür aber sehr gründlich und gewissenhaft. Wie sonst lässt sich diese CD nach ihrer "Folly"-EP aus 2004 und dem "Engineer"-Album aus 2005 erklären? Nun, es waren hier wohl mehr Schwierigkeiten der Plattenfirma, die die Musik der Engineers in die Warteschleife schob, bis diese, auch durch ihre Fans angefeuert, zur Veröffentlichung bei Kscope kamen.
In einem Interview (Quietus) las ich, dass die ersten elf Titel bereits 2006 fertig waren und die letzten beiden nun in den Britania Row Studios ( Pink Floyd-Studios) in London aufgenommen wurden. Die 'Ingenieure' unterziehen sich und ihre Arbeit einem ständigen Entwicklungsprozess, so dass es dann schon mal zu 'Verzögerungen' kommen kann.
Und des Öfteren bedienen sie sich der Musik anderer Bands (natürlich mit deren Erlaubnis), zumindest klingt es dann so wie …. Das geben sie offen zu, daran ist nichts auszusetzen, letztendlich ist es das Resultat, das zählt. Und wie Mark Peters so schön sinngemäß dazu sagte: »Die besten Bands beeinflussen sich immer gegenseitig«.
Mit einem Kracher fängt das Album gleich an. Man nehme aus dem Song "Watussi" der Band Harmonia ( Rother, Moebius, Roedelius = z.B. Cluster oder Neu! = Krautrock) mit Rothers Zustimmung ein paar Schleifen und schon ist ein klasse psychedelisches Werk vollbracht, das nur so vor Energie strotzt, irgendwo ganz weit über den Wolken spielt und zum Abheben regelrecht einlädt. Treibender, fest gewebter Rhythmus, schöner Klangteppich ( »walls of sound«), der zum Nochmalhören auffordert. Ein erstes Highlight auf der CD, klasse.
Schön, dass diese geschlossenen Sounddecke auch in "Sometimes I Realise" bestehen bleibt. Da kannst Du die Augen schließen und mitfliegen. Es hat so ein wenig was von kosmischem Sound, schwebend, fließend, dahin gleitend.
Musikalisch etwas differenzierter als bisher kommen die Gitarren in Titel drei ein wenig vordergründiger hervor. Das erinnert ein wenig an U2, bzw. an andere Bands, die in den 80er Jahren so spielten. Es bleibt aber schön fließend, es reißt nichts ab.
"Helped By Silence" ist nun etwas ruhiger und auch "Brighter As We Fall" zeigt diese Seite der Engineers. Dabei wird vom Gesamtkonzept nicht abgewichen. Beeindruckend besonders der Gitarrenteppich in "Brighter As We Fall", Pink Floydsche Qualität - hört mal hin. Basslastig zum Ende dieses Tracks… lässt mich wieder an U2 denken. Erneut ein Höhepunkt, den ich freudig zur Kenntnis nehmen kann. Hier wird noch mal deutlich, warum auch Steven Wilson ( Porcupine Tree) Titel der Engineers verarbeitet und umgekehrt (s. "Remix"-Album, gegenseitige Beeinflussung, sag ich bloß).
"Hang Your Head" läuft auf der "Sometimes I Realise"-Schiene - Augen zu und mitfliegen!
Der Titelsong ist mit Gitarren und Keyboardsound unterlegt und wird von Bass und Schlagzeug vorangetrieben. Manche dieser Sounduntermalungen wären auch ganz leicht The Cure zuzuordnen, mit den nicht enden wollenden Gitarren aus der Tiefe.
"Song For Andy", "The Fear Has Gone" und auch "Emergency Room", z.T. sogar mit Streichereinlagen, geben den Nummern, neben dem treibenden Rhythmus, einen zeitweise epischen Charakter, gewollt und gekonnt. Wobei ich bei "The Fear Has Gone" schon wieder bei den Floyds lande, ist ja nicht schlimm.
Und da wäre das 2006'er Album ja auch zu Ende, wären da nicht noch …
"Be What You Are" mit akustischer Gitarre, ruhiger Interpretation und plätschernden Keyboards ist schon anders als das vorher Gehörte. Da hat eine Entwicklung stattgefunden, die nach vorne geht, eine gute Entwicklung - Sei was Du bist - die 'Ingenieure' tun es. Und sie tun es auch in "What Pushed Us Together". Angelehnt an 'alte' Soundteppiche und doch etwas anders, vielleicht etwas sachter, etwas gefälliger. Aber keinesfalls schlechter.
Eine Band mit viel Inspiration und guter Umsetzung. Die CD hat mir gut gefallen, daher alle Uhren!
Line-up:
Simon Phipps (vocals)
Dan Macbean (guitar)
Mark Peters (bass)
Sweeney (drums)
Tracklist |
01:Clean Coloured Wire
02:Sometimes I Realise
03:International Dirge
04:Helped By Science
05:Brighter As We Fall
06:Hang Your Head
07:Crawl From The Wreckage
08:Three Fact Fader
09:Song For Andy
10:Emergency Room
11:The Fear Has Gone
12:Be What You Are
13:What Pushed Us Together
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