Ensiferum / Unsung Heroes
Unsung Heroes Spielzeit: 61:21
Medium: CD
Label: Spinefarm, 2012
Stil: Folk Metal

Review vom 08.09.2012


Andrea Groh
'Ensiferum' ist lateinisch und heißt 'Schwertträger'. Der Finne Markus Toivonen fand 1995 den idealen Namen für seine neu gegründete Band.
Diese startete als Dreierformation, bis sie in Jari Mäenpää den vierten und zugleich Frontmann fand. Jedoch verließ er die Truppe 2004, um sein eigenes Projekt Wintersun zu gründen.
Beiden Formationen ist gemein, dass ich auf sie durch ihre schönen Cover aufmerksam wurde. Während bei der 'Wintersonne' passenderweise eher eisige Landschaften zu sehen sind, blickt uns bei Ensiferum ein Schwertträger in verschiedenen Varianten an. Ob auf dem Debüt (2002), "Iron" (2004), "Victory Songs" (2007) oder "From Afar" (2009) - tolle Bilder mit intensiven Farben. Neben diesen regulären Veröffentlichungen gab es noch einiges: Demos, Singles, eine MCD ("Dragonheads"), eine Compilation und eine Live-DVD.
Mit diesen Veröffentlichungen wurden die wilden Krieger (samt Kriegerin) verdientermaßen zu Vorreitern und zur Speer- ähm. Schwertspitze des Pagan/Folk Metals und waren Bestandteil des mittlerweile wieder abgeebbten Trends und der Paganfest-Touren. Dort habe ich sie 2007 gesehen, doch ich muss zugeben, bisher habe ich weder live noch auf Konserve so wirklich den Zugang zu ihrer Musik gefunden.
Nun liegt mir "Unsung Heroes" vor, das nach einer kleinen Pause (zum Schärfen der Waffe?) erscheint und es gibt natürlich auch wieder Schwert und Schild auf dem Cover, wobei der Träger dieses Mal wie ein Magier wirkt, der sogar den Nachthimmel verzaubern kann - oder warum ist der so rot? Sieht aber wieder einmal toll aus (klar, ist von Kristian Whalin).
Auch die Musik setzt grundsätzlich das fort, was Ensiferum bisher gemacht haben, nur wollten sie dieses Mal die Extreme mehr ausreizen und mehr mit den Gegensätzen spielen, wobei diese Pole Folk und Metal sind.
Zum einen gibt es traditionelle Einflüsse und Instrumente (z. B. eine Kantele - dies haben sie mit ihren Vorbildern Amorphis gemeinsam), auf der anderen Seite Gitarre, Bass und Schlagzeug.
Die Musik enthält Elemente aus Pagan Metal, Black Metal, Viking Metal und Death Metal, lässt sich also nicht genau einer Stilrichtung zuordnen. Auffällig ist, dass es zumeist recht melodisch und auf gewisse Weise '(Methorn)-fröhlich' zugeht, selbst wenn ein melancholischer Unterton dabei ist.
Was weiterhin ins Ohr springt, ist der Gesang. Nicht nur, dass dieser zwischen clean und Growls wechselt, er ist oft auch noch mehrstimmig. Stellenweise gibt es gar zarte weibliche Vocals, z. B. in "Celestial Bond". Diesen Song sehen manche sicher als kitschig an, ich finde ihn schön. Überhaupt muss ich feststellen, sind mir die ruhigen Passagen lieber, als wenn gehoppelt und gefuddelt wird.
Dies ist natürlich Ansichtssache, ebenso kann man geteilter Meinung zum letzten Lied sein: Dort wird versucht, in fast 17 Minuten eine Mischung aus allen bisher verwendeten Elementen zu schaffen. Anfänglich langsamer, fast schon getragen und bombastisch bis dann das Tempo etwas angezogen wird. Dann folgen Passagen, die an Opera Metal-Bands erinnern, kontrastiert von aggressiven Vocals. Hinzu kommen neben längeren Instrumentalanteilen noch gesprochene Parts. Für die Stellen in deutscher Sprache (ja, wirklich) sorgen Mitglieder der Apokalyptischen Reiter. Hier wird es schon etwas seltsam bis albern (sorry). Dabei gefällt mir der Anfang recht gut.
Ich kann verstehen, wenn Fans von diesen Experimenten nicht so begeistert sind, stattdessen lieber die bewährten Gesänge (mehr Grunzen als klar) zu heroischen Hymnen hätten.
Ist die Weiterentwicklung mutig oder wird auf Kommerz geschielt? Werden alte Hörer vergrault und neue gewonnen?
Schwer zu sagen. Ich habe von Fans bisher sehr unterschiedliche Meinungen mitbekommen. Mir persönlich geht es wie schon immer mit Ensiferum: Manches finde ich toll, manches eher naja…
Line-up
Petri Lindroos (lead vocals, guitar)
Markus Toivonen (guitar, banjo, backing vocals)
Sami Hinkka (bass, backing vocals)
Janne Parviainen (drums, shaman drums)
Emmi Silvennoinen (keyboards, Hammond, backing vocals)
Tracklist
01:Symbols (1:51)
02:In My Sword I Trust (5:20)
03:Unsung Heroes (5:55)
04:Burning Leaves (6:04)
05:Celestial Bond (4:15)
06:Retribution Shall Be Mine (4:27)
07:Star Queen [Celestial Bond part II] (5:55)
08:Pohjola (6:05)
09:Last Breath (4:30)
10:Passion Proof Power (16:59)
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