Man mag darüber streiten, ob
Epica das Kontrastprogramm zu
Nightwish ist oder nicht. Auf jeden Fall hat sich der Vorsprung zu den Platzhirschen im symphonischen Gothic Metal deutlich verringert. Bei ihrer aktuellen Tournee, noch als Vorgruppe von
Sonata Arctica unterwegs, kann man angesichts des derzeitigen Erfolgs davon ausgehen, dass sie sich demnächst an die Rolle des Haupt-Acts gewöhnen müssen.
Mit ihrer neuen CD "The Divine Conspiracy" im Gepäck, haben die Holländer bewiesen, dass sie mit ihrer Melange aus Streichern, Chören und hartem Metall, voll den Geschmacksnerv der Freunde des Goth Rock mit deutlicher Schlagseite zum Symphonischen getroffen haben.
Sängerin und Vorzeige-Elfe,
Simone Simons, kann nach dem Opener "Indigo", der mit gediegenen Sounds den Teppich zu "The Obsessive Devotion" legt, gleich voll durchstarten.
Metalbreitseiten der Gitarristen
Mark Jansen und
Ad Sluijter flankieren eine Sangeselfe mit wehender roter Mähne, die ihre Vokalparts mit perfekter Intonation in die komplexen Kompositionen einbringt. Manchmal balladesk, dann wieder mit der nötigen Power, werden die Vocals mit eingängigen Hooklines aus den Speakern gestampft. Gebannt starren die Zuschauer auf die engelsgleich, zwischen ihren Mitmusikern hindurchschwebende Sangesgöttin, die, das kann ohne Abstriche gesagt werden, auch als Modell oder Covergirl Karriere gemacht hätte.
Symphonische Rocker werden mit Macht und teilweise hoher Geschwindigkeit in das begeisterte Publikum geballert. "Sensorium" und "Chasing The Dragon", flotte Gothic -Hymnen mit Growls und einer groovig aufspielenden Band, springen von einem tonalen Höhepunkt zum nächsten. Bassist
Yves Huts sorgt für den nötigen Druck an der Viersaitigen und zeitgleich steuert der Drummer eine Dauerleistung in Fellbearbeitung bei. Episch klingende Hymnen vereinen sich mit fetten Gitarrensalven und das Schlagzeug treibt die unter Hochspannung agierende Sirene von einem Extrem zu nächsten. Manchmal brachial, dann wieder beinahe sakral, die Auswahl der Tonarten wechselt ständig.
"Blank Infinity" mit nachtschwarzen Riffs und soliden Keyboardeinlagen von
Coen Janssen, reißt das Publikum zu begeisterten Applaussalven hin. "Cry For The Moon", fast meditativ angehaucht und mit eingängigen Refrains aus der Engelskehle zeigen, welches qualitativ hochwertige Metalsongwriting in den hart arbeitenden Metallern steckt. Mit "Consign To Oblivion" brechen nochmals richtig große Klangwände auf die begeisterte Menge nieder. Gedoppelte Gitarren lassen nie den roten Faden ihres Songs aus dem Griffbrett und zeigen deutlich, dass sie das Potential des künftigen Headliners haben. Lang anhaltender Beifall beendete einen Auftritt, bei dem jeder Zuhörer das Gefühl hatte, dass hier eine grandiose Band gerade auf die Zielgeraden eingebogen ist.